Rollenerwartungen
Der Begriff Rolle ist aus dem Theater besonders bekannt. Schauspieler*innen nehmen eine Rolle mit einem vorgegeben Text und Skript ein. Für die Rolle Lehrende*r an Hochschulen gibt es kein geschriebenes Skript, jedoch ist auch diese Rolle mit Erwartungen, Anforderungen und Ansprüchen an die Person verknüpft, die diese Funktion ausübt. Rolle steht in diesem Sinne auch für die Summe der Verhaltenserwartungen, die die relevante Umwelt und Bezugspersonen an die Funktion der Lehrenden und damit an die Personen stellt. Die erwarteten Verhaltensweisen sind unabhängig von dem Individuum, das die Rolle innehat.
Der Begriff Erwartungen beschreibt eine Annahme: Wie soll sich die*der Andere verhalten? Wie soll sie*er seine Rolle ausfüllen? Annahmen werden beispielsweise auf diese Art geäußert: „Das ist doch klar! Das haben wir immer so gehandhabt! Herr X / Frau Y hat immer …“).
Rollenerwartungen führen oft ein „stilles Eigenleben“. Schwierig wird es, wenn die Erwartungen, die die unterschiedlichen Bezugsgruppen an Sie stellen, im Widerspruch zueinander stehen. Ein wichtiger Schlüssel, um die übertragene Rolle als Lehrende*r verantwortlich auszufüllen, ist eine aktive Auseinandersetzung mit den Erwartungen. Eine Rolle zu übernehmen bedeutet nicht gleichzeitig vorhandene „Skripte“ (Erwartungen) ungeprüft anzunehmen. Rollenerwartungen können nachgefragt, formuliert, geklärt und miteinander ausgehandelt werden. Erst die Kommunikation schafft Orientierung darüber, welches Verhalten gefragt oder ungewollt ist, welche Erwartungen zu erfüllen sind, welche zur „Kür“ zählen oder optional erfüllt werden können.
Zur Einstimmung laden wir Sie zu einer Bestandsaufnahme und Reflexion Ihrer Erfahrungen als Lehrende*r ein.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und gehen gedanklich in Ihren Alltag an der Uni, in Ihrer Fakultät.
Wer hat (welche) Erwartungen an mich als Lehrende*r?
Notieren Sie diese Bezugsgruppen/-personen im Mindmap.
Werfen Sie einen Blick auf Ihr ausgefülltes Mindmap. Die nachfolgenden Fragen unterstützen Sie dabei, die Wirkung der Erwartungen genauer zu beleuchten.