Souveränität vor und in der Vorlesung
Wie können Sie Ihre Präsenz steigern?
Auf dieser Seite finden Sie zwei Videos zum Thema „Souveränität vor und in der Vorlesung“. Im ersten Film verdeutlicht Heike Hofmann, Präsentations- und Körpersprachetrainerin/coach, wie Sie Ihre Souveränität schon vor Beginn der Lehrveranstaltung erhöhen und zeigen können. Sie lernen drei einfache Übungen kennen, zur Aufrichtung des Körpers, zur Atmung und für die Lockerung der Schultern, mit denen Sie sich für jede Lehr-Situation wappnen können.
Im zweiten Film zeigt Heike Hofmann auf, welchen Unterschied es macht, wie Sie den Seminarraum oder Hörsaal betreten, und bietet Ihnen drei Fragen zur Reflexion an, anhand derer Sie für sich festlegen können, welchen wortwörtlichen Stand-punkt Sie im Raum wählen. Sie lernen in diesem Video mehr über den Einsatz von Gesten und bekommen eine Antwort auf die Frage: „Was mache ich mit meinen Händen?“
Souverän vor der Veranstaltung
© Heike Hofmann
Transkript zum Video
Heike Hofmann, Präsentations- und Körpersprachetrainerin/coach
Erhöhung Ihrer Präsenz
[00:12 – 00:50] Es wird Sie vielleicht verwundern, aber Ihre erste Aufgabe beim Auftritt liegt darin, gut für sich selbst zu sorgen, dass Sie entspannt sind und sich wohl fühlen. Das kommt nicht nur Ihnen, sondern auch Ihren Studierenden zugute. Bereiten Sie sich nicht nur inhaltlich, sondern auch körpersprachlich auf Ihre Lehrveranstaltung vor. Im Folgenden werde ich Ihnen drei einfache und effektive Körper- und Atemübungen zeigen, die Ihre Präsenz und Ihre Gelassenheit erhöhen. Schauen wir uns erstmal Ihren Stand und Ihre Haltung an.
Übung: Aufrichtung
[00:51 – 01:51] Nehmen Sie dazu eine Grundstellung ein, das heißt die Füße stehen hüftweit auseinander, die Kniescheiben sind locker, die Hüfte steht über den Fersen. Der Oberkörper richtet sich auf, die Wirbelsäule wächst nach oben, der Schultergürtel ist locker und sitzt über dem Becken. Der Kopf ist in der Mitte und Sie schauen geradeaus. Die Arme lassen Sie dabei locker hängen.
Sich zentrieren, heißt die eigene Mitte finden. Wenn Sie in Ihrer eigenen Mitte ruhen und einen festen Stand haben, hat das Auswirkungen auf Ihre gesamte Körperhaltung bis ihn zu Ihrer Stimme. Sie wird bestimmter und erhöht Ihre souveräne Ausstrahlung.
Übung: Atmung
[01:51 – 03:30] Gut aufgerichtet, kann auch Ihr Atmen gut fließen. Der Atem nimmt eine Sonderstellung ein. Einerseits passiert er spontan, andererseits können Sie ihn willentlich beeinflussen. Sie haben damit ein weiteres wichtiges Zentrierungselement, mit dem Sie Ihre emotionalen Zustände beeinflussen können – positiv beeinflussen können. Zum Beispiel Ihre Aufregung. Mit der folgenden Atemübung gewöhnen Sie sich eine tiefe Bauchatmung an und trainieren gleichzeitig Ihre Atemmuskulatur. Wichtig bei diesen Atemübungen ist es, dass Sie sie in Ruhe, in einer ruhigen Atmosphäre üben, um dann den Effekt der Beruhigung und Zentrierung in einer Stresssituation abrufen zu können.
Sie stellen sich aufrecht hin, legen die Hände auf den Bauch und atmen ruhig durch die Nase, bis tief in den Bauch hinein ein. Zählen Sie dabei bis vier. Dann halten Sie die Luft kurz an. Und atmen wieder aus. Zählen Sie dabei bis acht, oder sogar bis zwölf. [Lautes Ein- und Ausatmen] Noch einmal. [Lautes Ein- und Ausatmen]
Übung: Entspannung für die Schultern
[03:44 – 05:23] Oft glauben wir, dass wir aufrecht stehen, gelöst und entspannt sind, aber wir richten nun das Augenmerk besonders auf die Schultern. Die Schultern tragen viel Verantwortung und um diese Verantwortung tragen zu können, halten wir oft mit viel Kraft dagegen. Besonders wenn wir die Hände hier vorne mitsprechen lassen. Dann ziehen wir gerne die Schultern mit hoch. Es geht also in der nächsten Übung darum die Schulterpartie zu lockern, denn für eine aufrechte gelöste Haltung, für ein freies Atmen, für eine freie Stimme und wie Sie sehen werden im Weiteren, für eine offene Gestik ist es notwendig, dass die Schultern gelockert sind.
Sie nehmen die Schultern bis hoch zu den Ohrläppchen und lassen sie langsam kreisen. Kommen vorne wieder hoch bis zu den Ohrläppchen und lassen die Schulterblätter hinten am Rücken hinuntergleiten. Von der Seite sieht das so aus: hoch zu den Ohrläppchen und die Schulterblätter den Rücken hinunter fließen lassen. Und noch ein Mal. Und beim letzten Mal lassen Sie die Schultern locker hängen. Und genießen den freien Nacken.
[05:25 – 05:45] Ziel aller drei vorbereitenden Übungen ist: durch die entspannende Wirkung Körper und Geist wach und aufmerksam und damit präsent zu machen. Damit sind Sie gut gerüstet für die Moderation Ihres Seminars oder um einen Vortrag zu halten.
Souverän in die Veranstaltung
© Heike Hofmann
Transkript zum Video
Heike Hofmann, Präsentations- und Körpersprachetrainerin/coach
Der Gang zum Podium
[00:18 – 00:57] (läuft von links in die Raummitte) Ihr souveräner Auftritt beginnt mit dem Gang zum Podium. Hier, haben Sie ein Ziel und eine Aufgabe zu erledigen, z.B. das Halten eines Vortrags. Ihre Studierenden lesen schon an Ihren Körpersignalen, die Sie während des Gangs gegeben haben ab, wie Sie Ihre Aufgabe hier angehen. Gehen Sie z.B. zu zögerlich, leiten Ihre Studenten davon vielleicht ab, dass Sie alle Ihre Aufgaben zu zögerlich angehen.
[01:07 – 01:09] (läuft von links in die Raummitte) Guten Morgen. (Stimme leise und verunsichert)
Oder aber Sie gehen zu leger und Ihre Studierenden sehen darin, dass Sie auch Ihr Thema, was Sie gleich behandeln werden zu leger angehen, es zu leicht nehmen, es nicht ernst nehmen.
[01:33 – 01:34] (läuft von links in die Raummitte) Guten Morgen. (lässige Stimme)
[01:36 – 02:01] Gehen Sie ruhigen Schrittes mit aufrechter Haltung, mit einem offenen Blick, dann nehmen Sie Ihre Studierenden schon wahr und atmen Sie auf dem Gang bewusst ein und aus. Das kommt schon hier Ihrer Entspannung zugute. (läuft von links in die Raummitte) Guten Morgen. (Stimme klar und wach)
[02:03 – 02:35] Bevor Sie nun anfangen zu sprechen und Ihren Standpunkt inhaltlich vertreten, nehmen Sie ihn zunächst räumlich und auch körpersprachlich ein. Das heißt Sie nehmen einen guten Stand ein. Damit haben Sie Bodenkontakt und dort wo Ihre Füße stehen, stehen Sie in der Realität.
Stellen Sie sich dabei folgende Fragen: (Einblendung) Wie stehe ich selbst? Wo stehe ich im Raum? Wie stehe ich zu den Studierenden?
[02:36 – 04:02] Wie stehe ich selbst? Auch wenn Sie hinter einem Rednerpult stehen, achten Sie auf Ihre Füße, nehmen Sie die Grundstellung ein und achten Sie auf eine aufrechte entspannte Haltung. Auch hinter dem Rednerpult nimmt man als Zuschauer wahr, wenn Sie nicht richtig stehen, nicht aufgerichtet sind und sich eventuell auch noch am Rednerpult festhalten.
Dann: „Wo stehe ich im Raum?“ Achten Sie darauf, dass Sie frei stehen. Wenn Sie zu nah an einer Wand oder an einem Rednerpult stehen, beschränken Sie Ihren eigenen Radius. Wählen Sie einen Standpunkt, wo Sie wirklich frei stehen, damit wirken Sie souveräner.
Und die dritte wichtige Frage ist: „Wie stehe ich zu den Studierenden?“ (stellt sich seitlich hin) Von Ihrer inneren Haltung her, sind Sie vielleicht ein bisschen skeptisch Ihren Studierenden gegenüber. Das würde man dann in so einer Haltung ablesen können. Sie zeigen ihnen die kühle Schulter. (dreht sich frontal zur Kamera) Stellen Sie sich Ihren Studierenden offen gegenüber. So kommen Sie mit Ihnen in Kontakt. Und Ihre Informationen können nachhaltig vermittelt werden.
Standpunkt bewusst einnehmen
[04:08 – 04:37] Nehmen Sie Ihren Standpunkt bewusst ein, auch wenn Sie während des Seminars auf und ab gehen. (läuft) Oder aber Standbein und Spielbein wechseln. (wechselt das Bein) Wenn es brenzlig wird, wenn es zum Beispiel Störungen im Seminar gibt, nehmen Sie Ihren festen, flexiblen Stand ein und können dann aus dieser Ruhe heraus mit dem Einwurf, mit der Störung umgehen.
Das Thema „behandeln“
[04:44 – 06:09] Sie halten nun Ihren Vortrag, Sie behandeln Ihr Thema. Sprache beschreibt auch hier Körpersprache. Handeln kommt von Hand und Ihre Studierenden leiten Ihre Handlungsfähigkeit von Ihren Händen her. (bewegt beide Hände vor sich) Ihre Gestik verrät ihnen, ob Sie die Herausforderungen anpacken. Darüber hinaus signalisieren Ihre bewegten, gestikulierenden Hände, wie Sie selbst mit Ihrem Thema verbunden sind und wie Ihr Thema Sie bewegt.
Eine oft gestellte Frage lautet: „Wohin mit meinen Händen?“ Grundsätzlich gilt, sobald Sie darüber nachdenken, was Sie mit Ihren Händen machen sollen, fangen die Hände an zu stören. Überlegen Sie sich nicht, welche Handbewegung, welche Geste Sie an welcher Stelle im Vortrag einsetzen möchten. Schaffen Sie grundsätzlich die Möglichkeit für Ihre Hände, dass sie sich bewegen können, dass sie mitsprechen können. Halten Sie sich nicht an irgendetwas fest, z.B. an einem Pult (greift ans Pult) oder auch an sich selbst. (greift ihre Hände ineinander) Gönnen Sie Ihren Händen Bewegungsfreiheit.
Der positive Gestenbereich
[06:13 – 08:24] Der positive Gestenbereich, also der Bereich in dem Ihre Gesten gut sichtbar sind, liegt zwischen Schulterlinie und Hüfte. Das erklärt sich auch einfach dadurch: Das ist der Handlungsbereich. Stellen Sie sich einmal vor Sie würden mit einem Schraubenzieher, eine Schraube anziehen wollen mit einem Schraubenzieher. Das könnten Sie hier unten schlecht machen. (greift auf Höhe der Oberschenkel) Sie gehen auf die Handlungsebene, (hält ihre Hände auf Bauchhöhe) weil Sie hier auch gut zuschauen können und Ihre Arbeit beurteilen können. Gesten kommen vom Herzen her und liegen auf der Handlungsebene.
Ihre Gestik sollte in einem automatischen und selbstverständlichen Fluss mit dem Wort einhergehen. Und um mit Ihren Studierenden in Kontakt zu treten, ist eine offene Haltung und eine offene Gestik von Vorteil. Geöffnete Hände zeigen Vertrauen. Wenn ich mich öffne, signalisiere ich Mut. Eine geöffnete Körperhaltung wirkt deshalb souverän. Es signalisiert „Ich schenke anderen Vertrauen und andere können mir vertrauen.“
Gesten strukturieren Ihre Rede. Unterstreichen Sie Ihre Worte durch eine lebendige Gestik und eine lebendige Mimik. Haben Sie eine aktivierende, eine motivierende, eine zur Handlung auffordernde Wirkung. Begleiten Sie z.B. eine Aufzählung mit „Erstens, zweitens, drittens“. (zählt mit der erhobenen rechten Hand mit) So haben Ihre Studierenden Ihre Worte bildhaft vor Augen.
Einen klaren, führenden und souveränen Charakter erhalten Gesten, wenn Sie akzentuiert ausgeführt sind. Das heißt Sie haben einen gesetzten Anfang und ein gesetztes Ende. (hebt erst die linke und dann die rechte Hand) Zum Beispiel: „Einerseits…andererseits“. (hebt erst die linke und dann die rechte Hand) Sie werden entschieden ausgeführt. Entschiedene Gesten geben Ihrer Rede Struktur und Ihren Studierenden Orientierung und Halt.