Niveaustufen und Differenzierung

Wie für alle Veranstaltungen am ZFA ist auch für die Fachsprache die Einstufung vor Vorlesungsbeginn verpflichtend. Der Einstufungstest dient den Curriculumentwickler*innen und Lehrenden zugleich dafür, ihre Zielgruppe besser zu verstehen bzw. die Veranstaltung nach passenden Niveaustufen zu gestalten. I. d. R. sind fachsprachliche Veranstaltungen niveauübergreifend, d. h. sie richten sich an Studierende ausgewählter angrenzender Niveaustufen (z. B. ist die Veranstaltung Englisch für Chemie und Biochemie für Studierende mit den Niveaustufen B2 bis C1 (GeR) angedacht). Wenn Ergebnisse der Bedarfsanalyse es bestätigen, kann eine Zielgruppe nach unterschiedlichen Vorkenntnissen geteilt und mit Veranstaltungen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades ‚versorgt‘ werden (z. B. werden für Studierende der Wirtschaftswissenschaften Veranstaltungen der niedrigen Stufe „Essential English“ für B1/B2 und B2, und der höheren Stufe „Advanced English“ für B2/C1 und C1 angeboten). Eine Tendenz, die das ZFA insbesondere bei den Einstufungstests in den letzten Jahren festgestellt hat, ist die Zunahme der Zahl von Studierenden mit dem Einstufungsergebnis C1 und C1/C2 GeR. Dies deutet darauf hin, dass sich die Englischkenntnisse im Allgemeinen verbessern. Aus diesem Grund haben wir die Kombinationen von Sprachniveaus in manchen Veranstaltungen (z. B. für English for Computer Science I (ECS I) auf B2 & B2/C1 und C1+) umgestellt.

In solchen Fällen verfolgen wir als Lehrende unterschiedliche Differenzierungsansätze, um gerechte Lehr- und Bewertungsmethoden zu gewährleisten. Dies kann bedeuten, dass derselbe Text für beide Gruppen verwendet wird, wobei der Text für die niedrigeren Niveaus gekürzt und die Formulierungen und grammatikalischen Strukturen vereinfacht werden, während die Fachbegriffe, die die Studierenden lernen müssen, erhalten bleiben. Eine andere Methode besteht darin, den Studierenden der niedrigeren Niveaustufen mehr Zeit zu geben, z. B. einen Text zu lesen und sprachliche und grammatikalische Strukturen nachzuschlagen oder zu besprechen oder eine Audioaufnahme mehr als einmal anzuhören, während die Studierenden der höheren Niveaustufen zusätzliche Aufgaben erhalten können. Eine weitere Methode, die wir empfehlen, um Fairness und Inklusion bei der Gruppenarbeit zu fördern, ist es, die Studierenden zu bitten, bestimmte Rollen zu übernehmen (z. B. Timekeeper*in, Moderator*in, Mitschreiber*in, Vokabelsucher*in, Sprecher*in) und den Studierenden die Wahl zu lassen, welche Rolle sie übernehmen möchten.

Trotz dieser Tendenz der sich stetig verbessernden Kompetenzen der Studierenden im Englischen – die zahlreiche Gründe hat – bestehen ernstzunehmende Herausforderungen für Lernenden im FFU: Da tendenziell wenige Studierende in der Schule mit Fachsprachen in der Fremdsprache in Berührung gekommen sind (mit Ausnahme im bilingualen Sachfachunterricht (= Content and Language Integrated Learning (CLIL)), stellt diese mit Eintritt in die Universität häufig eine besondere Herausforderung dar. Die Studierenden betreten somit Neuland und profitieren i. d. R. von diesem spezifischen Fremdsprachenunterricht unabhängig von ihrem jeweiligen Kompetenzniveau. Auch sei an dieser Stelle auf die zusätzliche Hürde für ausländische Studierende hingewiesen, die hier in Deutschland u. U. mit drei unterschiedlichen Fachsprachen zu tun haben: jener der eigenen Landessprache, deutscher sowie englischer Fachsprache.

Autor*innen

  • Nicola Heimann-Bernoussi, Zentrum für Fremdsprachenausbildung der Ruhr-Universität Bochum. Wissenschaftliche Mitarbeiterin u.a. für Curriculumentwicklung und Dozentin für Französisch.
  • Melissa Oldfield-Mariano, Zentrum für Fremdsprachenausbildung der Ruhr-Universität Bochum. Dozentin für Englisch.
  • Anna Soltyska, Zentrum für Fremdsprachenausbildung der Ruhr-Universität Bochum. Dozentin für Englisch und Koordinatorin für Englisch-Kurse.

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