Besonderheiten ostasienwissenschaftlicher Fächer

18. März 2025

In den Ostasienwissenschaften geht es um verschiedene Länder und verschiedene Aspekte – gemeinsamer Nenner ist die Region Ostasien. Untersucht werden hauptsächlich China, Japan und Korea. Wir befassen uns mit Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Kunstgeschichte, Linguistik, Literatur, Politik, Recht, Religion, Wirtschaft dieser Region. Wer das alles überblicken will, könnte wohl in jedem Bereich nur an der Oberfläche kratzen. Deshalb gibt es an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) die einzelnen Fächer Japanologie, Koreanistik und Sinologie (jeweils im 2-Fächer-Studiengang), und an jedem Lehrstuhl werden verschiedene methodische Schwerpunkte gesetzt. Wir bieten zudem übergreifende Studienfächer wie Sprachen und Kulturen Ostasiens oder Wirtschaft und Politik Ostasiens an (beide im 1-Fach-Studiengang). Außerdem gibt es Japanisch und Chinesisch als Lehramtsfächer. Studierende sollten deshalb bei der Auswahl der Universität darauf achten, ob die dortige Ausrichtung des Fachs mit ihren Interessen zusammenpasst, denn das Spektrum ist sehr breit. Studierende, die z.B. an japanischer Populärkultur oder koreanischem Schamanismus interessiert sind, finden sich manchmal an Instituten wieder, die ihnen die Beschäftigung mit alter Lyrik oder Wirtschaftsgeschichte abverlangen.

Die Beschäftigung mit distanten Kulturen erfordert, die eigene Sichtweise zu hinterfragen. Sind die europäischen Sichtweisen und Analysekriterien ohne weiteres übertragbar? Gibt es hierzu richtige und falsche Antworten? Das Studium verlangt, immer wieder die eigenen Begrenzungen zu überschreiten und ständig Neues zu lernen.

Spracherwerb

Wer sich mit diesen Themen beschäftigen will, muss mindestens eine der Sprachen lernen. Nur wenige Studierende bringen mehr als nur ein paar Grundkenntnisse mit, die meisten fangen also an der Universität bei Null an. Diese nicht-indoeuropäischen Sprachen verlangen schon wegen ihrer Fremdheit mehr Arbeitsaufwand. Dazu kommt, dass sie mit chinesischen Zeichen geschrieben werden. Für Japanisch sind 2000 Zeichen zu lernen — im Idealfall, realistisch werden die innerhalb von drei Jahren oft nicht erreicht. Für Koreanisch sind es weniger, für Chinesisch deutlich mehr. Das bedeutet für das Studium, dass ein großer Teil der Zeit im Bachelorstudium zunächst für den Spracherwerb benötigt wird und für Seminare dann weniger übrig bleibt als z.B. in der Germanistik oder Anglistik.

Ein kleiner Teil der Studienanfänger kommt mit Sprachkenntnissen an die Universität, die zur Einstufung in einen höheren Kurs ausreichen. Viele bringen aber ein paar Vorkenntnisse mit und haben von Anfang an oft eine bessere Aussprache als das vor dreißig Jahren der Fall war. Heutzutage ist es einfach, Filme in Originalversion zu anzusehen, mit Untertiteln in Originalsprache oder Übersetzung. Und wenn das Interesse für Sprache und Kultur einmal erwacht ist, bietet das Internet viele Möglichkeiten, die Sprache zu lernen.

Auch Geschichte und Kultur ostasiatischer Länder werden in der Schule nur am Rande thematisiert, so dass wir von vorne angefangen müssen.

Neben moderner Sprache werden an der RUB auch die Grundzüge vormoderner Sprachstufen gelernt, weil das für ein historisch, linguistisch oder literarisch orientiertes Studium wichtig ist. An manchen anderen Universitäten ist die vormoderne Sprache im Masterprogramm untergebracht.

Studienmotivation

Studierende wählen Fächer der Ostasienwissenschaften selten aus Verlegenheit, sondern oft, weil sie fasziniert sind. Manchmal sind ihre Vorstellungen ziemlich romantisch (z.B. Samurai) und oft durch Popkultur geprägt (z.B. K-Pop und Anime). In den einführenden Vorlesungen versuchen wir also erstmal, populäre Mythen als solche zu entlarven und den Studierenden zu vermitteln, wie sie Asienklischees von fundiertem Wissen unterscheiden können. Dass im Studium eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Fach verlangt wird, führt manchmal zu Schock oder Enttäuschung und kann zusammen mit der hohen Arbeitsbelastung ein Grund für Scheitern (z.B. Fachwechsel im Studium oder Studienabbruch) sein.