Projektstudium
Neben den fachlichen Kenntnissen werden von Bauingenieurinnen und Bauingenieuren viele weitere Fähigkeiten erwartet: Team- und Kommunikationsfähigkeit, Zeitmanagement, die Fähigkeit Ergebnisse präsentieren zu können, etc. Die traditionelle, universitäre Vorlesung bietet zu wenige Möglichkeiten, diese Kompetenzen zu vermitteln. Einige Universitäten nutzen daher die Möglichkeiten des Projektstudiums zur Verbindung der Vermittlung von fachlichen und überfachlichen Fähigkeiten. Ein gutes Projekt hat eine komplexe, praxisnahe Aufgabenstellung mit einer fachgebietsübergreifenden Thematik, die eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten bietet und in einem Team bearbeitet wird (siehe z.B. Görts, 2009).
Wir nutzen das Projektstudium sowohl im ersten Studienjahr des Bachelor- als auch des Masterstudiums, um zum einen die o.g. Fähigkeiten zu vermitteln, und zum anderen, um mit den Studierenden zu Beginn ihres Studiums in persönlichen Kontakt zu kommen. Während die Vorlesungen zum Teil vor vielen Hundert Personen stattfinden, wird im Projektstudium in Gruppen gearbeitet (im BSc-Studium mit Gruppengrößen bis zu zwölf Personen, im MSc-Studium mit sechs bis acht Personen pro Gruppe). Diese Gruppen bekommen in wöchentlichen Facharbeitstreffen im besten Fall über Kurzreferate fachlichen Input (siehe hierzu auch Lange/Hubauer, 2010). Diese Treffen dienen aber auch zur Diskussion. Insbesondere in der Eingangsphase des Bachelor-Studiums lernen die Studierenden in Varianten zu denken, denn es gibt im Bauwesen immer viele verschiedene, gute Lösungen. Die endgültige Bewertung hängt stark von den Prioritäten ab, die zum Teil von den Gruppen selbst erarbeitet werden. Dies steht in starken Kontrast zu wichtigen Gundlagenfächern wie Technische Mechanik und Mathematik, in denen es in der Regel nur eine richtige Lösung gibt.