Lehrformen

Wie bereits erläutert, stehen wir in unseren betriebswirtschaftlichen Lehrveranstaltungen häufig einer hohen Teilnehmendenzahl gegenüber. Traditionell konzentriert sich die Lehre in derart großen Veranstaltungen lediglich auf die Vermittlung von Wissen. Dieses Vorgehen stellt jedoch nicht sicher, dass Studierende die vermittelten Inhalte auch tatsächlich verstehen (Mazur 2009).

Folglich ist es trotz oder gerade aufgrund großer Gruppengrößen notwendig, dass wir Studierende aktivieren. Das bedeutet, dass Studierende während einer Lehrveranstaltung anstatt der passiven Wissensaufnahme zum Mitdenken angeregt und aktiv in den Lernprozess eingebunden werden (Bonwell und Eison 1991; Prince 2004).

In unseren Lehrveranstaltungen setzen wir zur Aktivierung der Studierenden verschiedene interaktive Methoden ein. Wir nutzen beispielsweise Mentimeter. Mithilfe dieses digitalen Tools können wir unter anderem interaktive Abstimmungen durchführen, Diskussionen initiieren und zusätzliche Fragemöglichkeiten für die Studierenden schaffen. Darüber hinaus verwenden wir das digitale Quiz-Tool Kahoot!, das eine spielerische Wissensabfrage ermöglicht. Die Studierenden können auf beide Tools mit ihrem Smartphone zugreifen. Wir integrieren sie flexibel in den Ablauf der Lehrveranstaltungen, um die Aufmerksamkeit der Studierenden zu unterschiedlichen Zeitpunkten (wieder-) zu gewinnen.           

Darüber hinaus bietet das Kursmanagementsystem Moodle zahlreiche Funktionen, um verpflichtende oder freiwillige Online-Elemente in die eigene Lehre und somit in den Lernprozess der Studierenden zu integrieren. Neben dem Upload von Kursinhalten wie Vorlesungsskripten und Übungsunterlagen, bietet es beispielsweise die Funktion des Etherpads, das die Zusammenarbeit zwischen Studierenden fördern kann. Durch das Plugin wird eine Seite zur Verfügung gestellt, auf der Studierende gleichzeitig kollaborativ schreiben können und erfüllt somit eine Art Chatcharakter. Darüber hinaus bietet die Peer-Review Funktion die Möglichkeit der Einreichung schriftlicher Ausarbeitungen. Diese können dann Dozierende und andere Kursteilnehmende wechselseitig bewerten. Die Einrichtung von kursinternen Foren trägt zudem zur Vernetzung und dem (inhaltlichen) Austausch zwischen Studierenden bei.

Auch die als Gamification bezeichnete Verwendung von Spielelementen in spielfremden Kontexten (Deterding et al. 2011) ist in Moodle möglich. Das Ziel dabei ist es, die teilnehmende Person in die kreierte Anwendung zu integrieren und zu einer Handlung zu motivieren (Kapp 2012).  Durch das Moodle-Plugin Level-Up! erhalten Studierende Erfahrungspunkte (XPs) für ihre kursinternen Handlungen, welche dann zur Erreichung höherer Levels führen. Diese werden durch Abzeichen und Fortschrittsbalken visualisiert. Ferner besteht auch die Möglichkeit, eine Bestenliste in den Kurs zu integrieren, welche die Rangfolge der Lernenden aufzeigt. Als Lehrende erhalten wir durch die Verwendung des Plugins einen Einblick in die Lernfortschritte der Teilnehmenden. Im Folgenden finden Sie ein Beispiel für den fachspezifischen Einsatz des Level-Up! Plugins aus unserer Lehrpraxis.

 


Abbildung 5: Level-Up!-Anwendung „Karriereleiter“ (eigene Darstellung).

In unserem Moodle-Kurs des Grundlagenmoduls Märkte und Unternehmungen sammelten die Studierenden durch das Ansehen von Skripten, das Öffnen von Lehr-Videos, das Bearbeiten von Onlinetests sowie das Schreiben von Forenbeiträgen Erfahrungspunkte. Wir gestalteten die erreichbaren Levels in Anlehnung an die Aufstiegschancen in einem Unternehmen. So starteten alle Studierenden auf der ersten Stufe als „Trainee“ (Level 1) und konnten durch das Sammeln der Erfahrungspunkte zum „Chief Executive Operator“ (Level 10) aufsteigen. Für den Aufstieg in den unteren Levels benötigten sie dabei weniger Punkte als in den höheren Levels. Den individuellen Fortschritt visualisierten wir den Studierenden dabei durch einen Fortschrittsbalken (siehe Abbildung 5).

In unserer Lehrpraxis nutzen wir ferner moodlebasierte Onlinetests, die den Studierenden zur freiwilligen Bearbeitung zur Verfügung stehen. Die Testinhalte orientieren sich an den Inhalten der Präsenzvorlesungen und -übungen und bieten den Studierenden somit eine weitere Übungsmöglichkeit und Orientierungshilfe im individuellen Lernprozess. Die Onlinetests enthalten neben reinen Wissensabfragen auch Anwendungsaufgaben. Mithilfe des Moodle-Aufgabentypen STACK randomisieren wir Aufgabenstellungen und generieren ein individuelles Feedback. Dies ermöglicht es uns, trotz einer hohen Teilnehmendenzahl, den Studierenden eine Art der individualisierten Unterstützung und ein formatives Feedback im Laufe des Lernprozesses zur Verfügung zu stellen (Frölich-Steffen und den Ouden 2019). Auf diese Weise motivieren wir die Studierenden zu einer semesterbegleitenden Aufgabenbearbeitung und unterstützen sie, Prokrastination bis zur Modulabschlussklausur am Semesterende zu vermeiden.

Tipp: Moodle bietet über den reinen Upload von Kursmaterialien hinaus zahlreiche Möglichkeiten, um Lernende zu motivieren und ihren individuellen Lernprozess zu unterstützen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten aktiv für den Lehr-/Lernprozess.

Autor*innen

  • Deborah Maffia, (M.Sc.), Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Arbeitsschwerpunkte: Bildungsökonomik, Verhaltensökonomik.
  • Melissa Kistner, (M.Sc.), Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Arbeitsschwerpunkte: Bildungsökonomik, Verhaltensökonomik.

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