Didaktik in der Biologie: Lehren und Lernen
Unser erklärtes Ziel ist es, die Studierenden dazu anzuregen, eigenständig Lösungen zu finden und Methoden, Prozesse und biologische Konzepte selbstständig zu hinterfragen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir ein breites Repertoire an didaktischen Methoden ein und bauen auf Abwechslung in den Sozialformen. So wird bedarfsgerecht und methodenabhängig zwischen den Sozialformen Plenum, Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit gewechselt. Alle Module bestehen sowohl aus asynchronen Lernphasen (Moodle und H5P unterstützt) und synchronen Lernphasen, die in Präsenz oder online stattfinden. Didaktisch orientieren sich alle Programme am AVIVA-Schema (Städeli 2010; Abb. 4).
Abbildung 4: AVIVA Schema nach Städeli et al., 2010.
Dabei werden die Studierenden zum Beispiel
- durch kurze Teaser oder Erwartungsabfragen auf das neue Thema ausgerichtet (A)
- durch Moodle oder Mentimeter Quizze Vorwissen (V) abgefragt
- durch interaktive Videos, Whiteboard Einheiten oder bereitgestellte Materialien in kurzen, knappen Einheiten informiert (5 – 20 Minuten, I)
- durch Quiz-Fragen, Übungsaufgaben und Gruppenarbeiten das Gelernte verarbeitet (V)
- sowie das Erlernte durch Lernzielkontrollen und ausführliches Feedback ausgewertet (A)
Ziel ist, dass wir den Studierenden über die reine Wissensvermittlung hinaus beibringen, wie sie sich eigenständig und im Team die notwendigen Informationen beschaffen, die Qualität dieser Informationen bewerten und diese auf die jeweilige gestellte Aufgabe anwenden können. Zusätzlich wird durch regelmäßiges Zwischenfeedback sichergestellt, dass die angebotenen didaktischen Methoden und Medien reibungslos funktionieren und die Studierenden mit Motivation dabei sind.
Im Lab Methods Kurs greifen wir zudem auf blended learning (Welsh et al., 2013), eine Mischung aus digitalen und analogen Formaten, zurück. Um Studierenden mit geringeren Vorkenntnissen unter die Arme zu greifen, wurden alle Versuche und Methoden in Form von Erklär- und Demonstrations-Videos aufgenommen, und den Studierenden per Moodle bereitgestellt. Die eigentliche Versuchsdurchführung findet dann für alle Studierenden verpflichtend im Labor statt. Im Computational Kurs hingegen verwenden wir das Flipped Classroom Prinzip (Bergmann and Sams 2012), bei dem die Studierenden sich die theoretischen Hintergründe mittels auf Moodle bereitgestellter Informationen selbst erarbeiten müssen. Im Anschluss wenden sie das frisch erworbene Wissen auf Praxisbeispiele an (synchrone Phase). Lernziele, Zeitpläne und Erwartungen an die Studierenden werden dabei von Anfang an klar kommuniziert, um den Studierenden maximale Orientierung zu geben.
Abbildung 5: Einführung in Techniken und Leitlinien für wissenschaftliche Präsentationen im Rahmen des Master-Entry Programms. Quelle: eigene Darstellung.
Auch fächerübergreifende Kompetenzen wie wissenschaftliches Schreiben und Vortragen sind uns wichtig. Vielleicht geht es Ihnen wie mir und Sie haben sich irgendwann im Laufe Ihrer Karriere gefragt, woher Sie eigentlich Schreiben und wissenschaftlich präsentieren können sollen? Wurde es Ihnen im Studium explizit beigebracht, oder haben Sie es auch peu á peu durch “learning by doing” gelernt? Ich weiß noch sehr gut, wie ich mir dachte, ich könne wohl einfach nicht schreiben, als mir die Korrektur meiner Diplomarbeit vorlag. Dabei haben wissenschaftliches Schreiben oder ein guter Vortrag in meinen Augen nur wenig mit natürlicher Begabung zu tun. Es sind Fähigkeiten, die wir lernen können, denen klare Regeln und wissenschaftliche Erkenntnisse zu Grunde liegen. Genau das wollen wir den Studierenden vermitteln: dass es Skills sind, die jede*r lernen kann, und dass es Methoden und Strukturen gibt, auf denen ein gutes Paper oder ein wissenschaftlicher Vortrag aufbauen (Matthews and Matthews 2014, Singh and Mayer 2014, Turbek, Chock et al. 2016, Easy 2018). Neben der rein fachdidaktischen Wissensvermittlung ist es für Sie als Lehrperson daher wichtig, den Studierenden übertragbare Fähigkeiten beizubringen. So beschäftigen wir uns während der Kurse intensiv mit verschiedenen Feedbackformen, wie Feedback-Regeln, Peer-Feedback und Feedback durch Lehrende, lehren Präsentationstechniken (Abbildung 5) und Fertigkeiten und vermitteln Kompetenzen des wissenschaftlichen Schreibens. Hier legen wir insbesonders Wert auf eine stimmige und akkurate Darstellung von Experimenten und Ergebnissen und gehen auch auf darstellerische Aspekte ein, wie zum Beispiel die Verwendung Dyschromasie-freundlichen Farbkombinationen (Abbildung 5) ein. Diese Fähigkeiten werden schließlich im Lab Methods Kurs abgefragt und benotet. So müssen alle Studierenden während des Kurses einen wissenschaftlichen Kurzvortrag halten und ein Paper über ihre Laborarbeit schreiben. Um einen möglichst großen Lernerfolg zu haben, geben sich die Studierenden zum Vortrag gegenseitig strukturiertes Feedback, welches durch die jeweilige Lehrperson angeleitet und begleitet wird.
Zuletzt noch ein Wort zum Master Welcome Event. Hier bauen wir sehr stark auf peer teaching und den Wissenstransfer von Studierenden höherer Semester, die als Tutor*innen fungieren, auf die Neuankömmlinge. Die Tutor*innen haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie die Erstsemester-Studierenden und kennen die Fragen, Sorgen und Nöte dieser besser als die Lehrenden. Strukturierte Evaluationen des Welcome Events und Befragungen der Lehrenden und Studiengangskoordinator*innen ergeben, dass durch das Welcome Event die Verunsicherung der Studierenden bei Studienbeginn deutlich geringer ist und Koordinator*innen und Dozierende mit weniger Fragen konfrontiert werden.