Methode „Studiumsentscheidung“
Kurzbeschreibung
Bei der Methode „Studiumsentscheidung“ geht es um das Reflektieren darüber, welche Personen und Faktoren Einfluss auf die Wahl des Studiums bzw. auf die Wahl des jeweiligen Fachs hatten. Die Methode ist eine Kombination von Einzel- und einer sich anschließenden Kleingruppenarbeit. Sie zielt auf das Erkennen verschiedener biographischer Faktoren, die das Leben (hier: das Studium) beeinflussen.
Vorgehen
Als Vorbereitung für diese Methode fertigen Studierende zunächst Arbeitsblätter an. Sie erhalten dazu ein DIN A3- Papier. Auf dieses Papier zeichnen sie einen Kreis, in den sie ihren Beruf oder ihre Studienrichtung eintragen. Um diesen Kreis zeichnen sie nun acht weitere Kreise und tragen die folgenden Begriffe ein:
- Familientradition (meine Eltern sagen)
- Kinderträume (als Kind wollte ich immer werden)
- Verbotene Berufe (das durfte ich auf keinen Fall werden)
- Lebensumstände (hinderlich und förderlich, z. B. politisch, räumlich, körperlich)
- Vorbild (so wollte ich auch werden)
- Meine Clique (Gleichaltrige, Freund*innen)
- Schule, Lehrer*innen
- ein Kreis bleibt ggf. für einen weiteren Faktor frei
Der Arbeitsauftrag an die Teilnehmenden lautet:
„Versetzen Sie sich in die Zeit zurück, in der Sie die erste Entscheidung getroffen haben, ein Studium zu beginnen. Tragen Sie neben die Kreise ein, was Ihnen zu den Bereichen einfällt. Falls etwas fehlt, nutzen Sie den freien Kreis. Zeichnen Sie anschließend Pfeile von den Kreisen ausgehend zur Mitte hin zum Studium. Zeigen Sie durch die Dicke der Pfeile (oder durch Zahlen) an, wie wichtig die einzelnen Bereiche für die Wahl Ihres Studiums waren.“ (Dauer: 15 Minuten)
Anschließend erhalten Studierende Zeit, um einzelne Bereiche noch einmal für sich zu betrachten und zu überlegen, wie sich ihre Entscheidung verändert hätte ohne diesen Einfluss. Was wäre dann aus ihnen geworden? (Dauer: 10 Minuten)
Nach Ablauf der vereinbarten Zeit finden sich die Studierenden in Kleingruppen (je 3 Personen) zusammen. Die Gruppe hat insgesamt 30 Minuten Zeit (pro Person ca. 10 Min.) sich über die folgenden Fragen auszutauschen:
- Wäre ich heute in der damaligen Situation – wie würde ich mich entscheiden?
- Was gefällt mir an dem, was ich mache bzw. studiere?
- Welche Einflüsse waren für meine berufliche Entwicklung wichtig?
- Wie wird es weitergehen? Wovon hängt es ab?
Didaktische Funktionen
- Reflexionen zu eigenen Denkmustern hervorrufen
- Kennenlernen von alternativen Denkmustern
- Erschließen des eigenen Lebenswegs, der biographischen Anteile z. B. für ein Studium
- Reflektieren, inwieweit auch lebensgeschichtliche Faktoren Fächer und Fachkombinationen beeinflussen
- Kennenlernen des eigenen Denkstils und anderer Denkstile, welche gerade im Kontext interdisziplinären und fächerübergreifenden Arbeitens wichtig sind
- Stärkung des aktiven Zuhörens
Einsatzmöglichkeiten
- Die Methode kann in Veranstaltungen eingesetzt werden, die vor allem die Biographie zum Gegenstand haben, aber auch für themenbezogene Seminare verwendet werden, um einen anderen Zugang zu ermöglichen.
- Sie eignet sich auch, um Studierende rasch in engeren Austausch zu bringen, also auch für fortlaufende Kurse
Handlungsvoraussetzungen
Veranstaltungsart: beliebig (Kurs/Seminar/Übung/Tutorium)
Teilnehmerzahl: max. 30
Räumlichkeit: ausreichend Platz für Gruppenarbeit |
60 Minuten
|
Arbeitsauftrag Stifte Papier DIN A3 |
Varianten
Neben dem Aspekt der generellen Studiumsentscheidung/ fachlichen Wahl kann die Methode auch auf andere Kontexte u. a. Wahl des Wohnorts, des Arbeitsplatzes angewendet werden.
Hinweise für Lehrende
- Bei biographisch angelegten Übungen ist eine grundsätzliche Bereitschaft der Teilnehmenden gegenüber solchen Methoden notwendig.
- Auch die Lehrenden selbst sollten mit diesen Methoden arbeiten wollen.
- Auf die Reihung ist zu achten: erst Einzel-, dann Kleingruppen.
- Es ist nicht unbedingt notwendig, thematisch im Plenum Aspekte zusammenzutragen, allerdings kann über Eindrücke der Übung (themenunabhängig) gesprochen werden.
- Eine andere Form der Weiterarbeit besteht darin, weitere Themen (u. a. das Entstehen von Denkstilen, von Abhängigkeitsverhältnissen oder von Vertrauen) nach der Auswertung der Kleingruppenarbeit im Plenum anzuschließen. So kann der biographische Zugang wieder stark an ein Thema rückgebunden werden.
Methodenkombinationen sind möglich mit:
Brainstorming, Mind-Mapping, Gruppenarbeit, Feedback
Basierend auf:
Knoll, Jörg (2013): Kurs- und Seminarmethoden. 11. Auflage. Weinheim und Basel.
Lerch, Sebastian (2016): Sich schreibend begegnen. Über den Zusammenhang von Bildung. Biographie und Schreiben. In: Borgmann, Stephanie; Eysel, Nicola; Selbert, Shevek: Zwischen Subjekt und Struktur. Suchbewegungen qualitativer Forschung. Wiesbaden, S. 23-33.
Macke, Gerd et al (2016): Kompetenzorientierte Hochschuldidaktik. Lehren – vortragen – prüfen – beraten. 3. Auflage. Weinheim und Basel.