Übergeordnete Hinweise für Lehrende
Über alle Teildisziplinen hinweg geht es in der Pädagogik/Erziehungswissenschaft stets auch um die inhaltliche Auseinandersetzung in Verbindung mit der eigenen Person. Das ist wichtig, weil die Person stets verbunden ist mit Lehren, Lernen, Moderieren, Helfen oder Beraten, und, weil je eigene Erfahrungen Einfluss haben auf die Art und Weise des eigenen späteren Handelns (vgl. Lerch 2016). In der Erziehungswissenschaft wird das implizit oder explizit aufgenommen: Wenn ich z.B. erfahrungsorientierte und biographische Methoden wie „Lebenslinie“, „Ich und die Arbeit mit Menschen“ oder „Schreibbiographie“ (vgl. u.a. Gudjons, Pieper & Wagener-Gudjons 1996) einbinde, mache ich diese Auseinandersetzung mit dem Selbst zum expliziten Thema. Die Studierenden erhalten damit wichtige Impulse für die eigene biographische Entwicklung, zur Art und Weise des (künftigen) professionellen Handelns, zu vorherrschenden Denkmustern sowie zur Verortung ihrer eigenen Rolle im späteren beruflichen Feld.
Ohne genauer und differenziert auf konkrete Methoden, Übungen oder Einsatzfelder wie etwa Altenarbeit und Zeitzeugengespräche oder Themen wie Familie, Kindheit, Schule, Studium und Beruf, Selbstbild oder Körper einzugehen, kann holzschnittartig unterschieden werden: Biographiearbeit kann (a) in die fachliche Arbeit integriert werden oder sie kann (b) einen hervorgehobenen Standort bekommen. Denkbar ist hier das dauerhafte Schreiben eines Journals oder die Einführung einer regelmäßigen „Extrastunde“ für Biographiearbeit. Dies ist in erster Linie von der Absprache mit den konkreten Kursgruppen abhängig. Da Biographiearbeit neben der Aufarbeitung persönlicher Erfahrungen die Einbettung in kulturelle, betriebliche, soziale, politische und historische Zusammenhänge erfordert, vor deren Hintergrund dann eine Auswertung möglich ist, muss ich als Lehrender auch am Kontext arbeiten. Das mache ich, indem ich die Personen zum Nachdenken über sich und ihre Welt bringe und ihre Reflexion auf sich als Instrument der Arbeit anrege (vgl. Lerch 2017). So bringt beispielsweise eine Kombination von eigener schriftlicher Reflexion unter der Frage „Was habe ich wie, wann und wodurch gelernt?“ und der Austausch in Kleingruppen im Anschluss nicht nur neue Aspekte auf das Lernen selbst, sondern öffnet ggf. auch Aspekte nach Schulsystemen, Milieus oder unterschiedlichen Lernbegriffen (formal, informell).