Authentisch sein und in Bewegung bleiben
Als Lehrperson stehen Sie in Ihrem Sosein, im Sport insbesondere auch mit Ihrer Körperlichkeit, immer im Fokus der Studierenden. Machen Sie sich klar, welche Haltung Sie dabei einnehmen. Die innere Haltung, das Verhalten und die Einstellung zu bestimmten Themen, inhaltlichen Feldern und Kontexten, ebenso wie zu Personen, hier Studierenden, mit denen Sie zusammen agieren, spiegelt sich in der äußeren Haltung, der Körperhaltung und dem Umgang mit der (eigenen) Körperlichkeit wider. Ebenso kann die Körperhaltung und das Verhalten Einfluss auf innere Verfassheit ausüben (Klinge, 2009).
Eine Problematik, die sich dabei insbesondere in der Sportwissenschaft und der sportwissenschaftlichen Lehre zeigt, liegt darin, dass der menschliche Körper oft als „Medium der Gewissheit“ (Thiele, 2012) betrachtet und eingesetzt wird. Doch diese Gewissheit kann durchaus trügerisch sein. In einer zunehmend globalisierten Ausdehnung von Forschung und Wissenschaft wird immer mehr Wissen und Können, zugleich aber auch Nicht-Wissen und Orientierungslosigkeit produziert. Als Sportwissenschaftlerin bin ich auch mit dem Ungewissen konfrontiert und will in der Lehre zugleich sicher auftreten, souverän und authentisch sein. Was hilft mir dabei? Natürlich eine ausgeprägte fachwissenschaftliche Fundierung in Hinblick auf die Gegenstände und Themen sowie eine spezifische, didaktisch-methodische Vorbereitung auf das jeweilige Lehr-Lern-Geschehen und die Adressat*innen. Darüberhinaus achte ich auf den Einsatz von Körpersprache und Sprechverhalten und versuche meine Rolle und mein Verhalten selbst und durch den Blick der Anderen, Studierenden wie Kolleg*innen, zu reflektieren. Im Sinne Meinbergs (2012), der das Leibsein als menschliches Bildungsapriori versteht, geht kein Weg an der leiblichen Präsenz in der Sportwissenschaft und der sportwissenschaftlichen Lehre vorbei.
Drei Empfehlungen Meinbergs (2012, S. 167-171) habe ich mir für meine Lehre zunutze gemacht. Zum einen versuche ich Bildungs- und didaktische Prozesse in Bezug auf das eigene und fremde Leibsein in sozial-kulturell und geschichtlich geprägten Kontexten zu verstehen, um sinnhafte Momente und Bedeutungen für alle Beteiligten eines Lehr-Lernprozesses zu eröffnen. Das heißt, dass ich mich in der Lehre bewusst von meinen eigenen biografischen Erfahrungen löse und insbesondere an heterogenen Aspekten der Akteur*innen ansetze, um sie ´mitzunehmen´. Zweitens versuche ich souverän in der Lehre zu sein und Souveränität als etwas zu vermitteln, das sich in einer anerkennden Haltung zu Anderen und in Hinblick auf eigene Schwächen oder Fehler äußert. Dies erzeugt drittens die folgende Haltung im Sinne Böhmes (2008, S. 188): „über den Sachen stehen, aber nicht so, dass sie einem nichts angehen, sondern dass man sie zu tragen weiß“. Letzendlich geht hiermit eine Konsequenz einher, die einer „forschen, allzu kecken Verfügbarkeitspädagogik immer wieder ein Schnäppchen schlägt“ (Meinberg 2012, S. 171) und die eigene mentale Stabilität und Gesundheit nicht aus dem Auge verlieren lässt.
Mein Tipp für eine gute, agile fachdidaktische Lehre in der Sportwissenschaft in bewegten Zeiten: Bleiben Sie in Bewegung in jeder Hinsicht!