Didaktisch reduzieren und in exemplarischem Lernen zum Erkennen von Strukturen und Zusammenhängen qualifizieren

Wie jedes Fach bietet die Sportwissenschaft eine hohe Komplexität an fachlichen Inhalten. Zudem ist es für unsere heutige Gesellschaft und insbesondere die jüngere Generation kennzeichnend, dass nahezu überall und jederzeit Informationen und Bezugsquellen zu finden sind. In der Hochschullehre müssen wir als Lehrende folglich das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen. Wir müssen Stofffülle reduzieren und den Stoff auswählen, der sich eignet, um an und mit ihm Strukturen und Zusammenhänge erkennen zu können und Studierende zu befähigen, Übertragungsleistungen zu erbringen. Wir müssen die Komplexität des Stoffes vereinfachen. Kurzum: Wir müssen didaktisch reduzieren (Lehner, 2020).

Aber wie gelingt das in der Sportwissenschaft als multidisziplinärer Wissenschaft? In meinen Lehrveranstaltungen versuche ich eine Balance zwischen Breite und Tiefe des Lehr-Lern-Angebotes herzustellen. Zum einen gebe ich einen Überblick über meine Teildisziplin und deren Bezüge zum Ganzen. Die Studierenden können so eine Orientierung vor dem Hintergrund ihrer biographischen Einflüsse und unterschiedlichen Sozialisationen finden. Beispielweise zeige ich in der Veranstaltung „Gestalten und Inszenieren von Bewegung, Spiel und Sport“ auf, in welchen sportpraktischen Feldern das Gestalten stattfinden kann, wie es im schulischen Kontext vermittelt werden kann, welches bewegungswissenschaftliche Verständnis dahinter steht oder welche Geschlechterrollen und kulturelle Vielfalt im und durch den Sport transportiert werden. Zum anderen wähle ich mit den Studierenden Inhalte aus, an die die jeweilige Studierendengruppe anknüpfen möchte und die sich elementarisieren lassen, d.h. die eine Fokussierung auf wesentliche Kernpunkte ermöglichen. Diese werden dann vertiefend behandelt, so z.B. im Thema „China – das Reich der Mitte. Darstellen traditioneller chinesischer Kampfformen am Beispiel eines Gruppen H-Diagramms“ oder im Thema „Inklusives Bewegen und spielerisches Gestalten mit Sehbehinderten am Beispiel Goalball“.