Theorie und Praxis verbinden – Grundlagen bilden und anwenden können
Das „Theorie-Praxis-Problem“ – ein Dauerbrenner in der didaktischen Diskussion der Hochschullehre? Wieviel Praxisbezug braucht die in der universitären Lehre oft vorrangig gesehene fachliche Aneignung von theoretischen Inhalten? Ich denke für die Fachdidaktik in der Sportwissenschaft besteht die Chance, theoretische und praktische Zugänge zu Bewegung, Spiel und Sport zu verknüpfen. Für die Verknüpfung sind zwei Kontexte, die ineinandergreifen können, relevant: die als integrativ und multidisziplinär verstandene sportwissenschaftliche Hochschullehre und die berufspraktisch orientierte Lehre in der Hochschule in Ausrichtung auf „Employability“ (Schubarth & Speck, 2014), die Beschäftigungsfähigkeit im Berufsfeld Sport (Burk & Fahrner, 2020). Eine Sensibilisierung für implizites Lernen von Wissen und Können in der Sportwissenschaft stärkt eine Fachdidaktik, die die dichome Trennung von Theorie und Praxis überwindet. Dies kann durch eine Lehrveranstaltungsplanung gelingen, die die Ziele, die Methoden und die Formate adressaten*innen- und kompetenzorientiert gestaltet.
Interdisziplinäre Kompetenzentwicklung (Lerch, 2017) ist für unser Fach von besonderer Bedeutung. Nutzen Sie dazu unterschiedliche Lernräume, den Seminarraum, das Labor, die Sporthalle, den Außenraum oder den virtuellen Raum. Bieten Sie den Studierenden Gelegenheiten, fachwissenschaftliche Grundlagen, Wissen und Können anwendungsorientiert auszubilden. Gestalten Sie Ihre Lehre aufgaben- und zukunftsorientiert, problembasiert und/oder projektorientiert (Pfitzner 2014). Nutzen Sie z.B. das „Sokratische Gespräch“ oder das „Dialogische Bewegungskonzept“ als Basis für ein praxisnahes Unterrichtsgeschehen (Lange & Sinning, 2008). Beispielhafte Aufgabenstellungen könnten lauten:
- „Erstelle einen Trainingsplan für und mit einer*m Leistungssportler*in nach einer schweren Verletzung“.
- „Choreografiere und inszeniere, konzipiere und organisiere eine Werkschau Tanz“.
- „Virtuelle Realität und digitale Tools im Sport – wie kann ein medienkompetenter Einsatz beispielhaft aussehen?“
In integrativen und impliziten Lehr-Lernformaten verlagert sich „das didaktische Interesse in erheblichem Maße vom Lernen in unterrichtsähnlichen Situationen auf ein Lernen im Funktionsfeld oder in funktionsfeldähnlichen Lernumgebungen“ (Neuweg 2002b, S. 211). Nutzen Sie, dass viele Sportstudierende sich bereits in Funktions- bzw. Berufsfeldern des Sports befinden – für die intrinsiche Motiviation der Studierenden in ihrem Studium ebenso wie für einen gelingenden Wissenstransfer in die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Handlungsfelder von Sport und Bewegung. Als anwendungsorientierte Wissenschaft bietet die Sportwissenschaft viele Möglichkeiten, diesen Transfer zu leisten.