Leistungen überprüfen und als Lerngelegenheiten verstehen
Wissen und Können sind in der Sportwissenschaft vielfältig und greifen ineinander, so dass auch deren Beurteilungs- und Bewertungsmodi ganz unterschiedlich aussehen können und müssen. Prüfungen und Rückmeldungen werden von vielen Lehrenden in der Sportwissenschaft als Lerngelegenheiten für die Studierenden verstanden und wir versuchen entsprechend geeignete Formate zu finden und zu gestalten.
Meine Empfehlung für Lehrende: Geben Sie Studierenden die Chance im Verlauf ihres Studiums ein angemessenes Spektrum an Prüfungsformen kennenzulernen, z.B. Übung, Präsentation, Gruppenarbeit, mündliche Prüfung, Klausur, (Impuls-)Vortrag, Referat, Portfolio, Praxis- und Lehrdemonstration, Expert*innenrunde, Pro-Contra-Diskussion, Blended Learning, Rollen- und Planspiel, Hospitation, Experiment, Teilnahme an einer wissenschaftlichen Studie, Befragung, Feldversuch, Projektarbeit/-bericht, Exposé, Seminar-/Abschlussarbeit.
Wichtig sind mir dabei insbesondere die folgenden fünf Aspekte:
- Ich gebe Rückmeldungen immer semesterbegleitend, verteile einzelne Prüfungselemente über das Semester und setze Prüfungen nicht nur als punktuellen Abschluss einer Lehrveranstaltung ein.
- Individueller Lern- und Leistungsfortschritt spielt eine große Rolle und wird von mir in Abhängigkeit von der gestellten Prüfungsaufgaben berücksichtigt.
- Ich versuche eine Balance zu finden zwischen der Überprüfung von Fakten und Folgen des Wissens und Könnens. Das heißt für mich, Fakten und Fertigkeiten werden nicht isoliert geprüft, sondern in Hinblick auf die erworbenen Kompetenzen, die zur kritischen Einschätzung und fundierten Bewertung von Folgen des Handelns in dem jeweiligen Feld befähigen. Z.B. müssen Studierende ihre Urteilsfähigkeit hinsichtlich des Einsatzes eines methodischen Verfahrens unter Beweis stellen, indem ich in einer unbekannten Prüfungsaufgabe dazu auffordere, dieses Verfahren anzuwenden und dessen Anwendung kritisch zu reflektieren.
- Im Semesterverlauf schaffe ich immer wieder Gelegenheiten für die Studierenden zur Selbst- und Mitbewertung ihrer Kompetenzen bezüglich fachimmanenter Inhalte und individueller fachbezogenen Vorgehensweisen. Dazu nutze ich u.a. in oder nach jeder Veranstaltungseinheit eine andere kurze Feedbackmethode, z.B. 1:1 Kommunikation, Blitzlicht, Ampel-Feedback, Fragebogen, Fünf-Finger, Kopfstandmethode, 360-Grad, WWW, u.w. (Auferkorte-Michaelis u.a., 2023).
- In Hinblick auf alle Prüfungsleistungen bestehen klare Beurteilungkriterien und Erwartungen, die frühzeitig bekannt und ggf. auch mit den Studierenden verhandelt werden. Ein hohes Maß an Transparenz ist für mich im gesamten Prüfungsgeschehen selbstverständlich.