Welche Kompetenzen sollen Studierende im Studium erwerben?

Learning Outcomes sind wie in allen Fächern hilfreich, um Lernen zu steuern. Ich erlebe theologische Modulhandbücher allerdings häufig als spannungsreich, was die Orientierung an Kompetenzen und hochtaxonomischen Zielen angeht. Auch hier finden sich Wissensorientierung und Inputorientierung, wo eigentlich Studierendenhandeln und komplexe Problemlösungsfähigkeit gefragt wären. Insofern kann ich hier nur mein Ideal beschreiben, das ich für meinen Einflussbereich umzusetzen versuche: Insofern Absolvent*innen der theologischen Studiengänge Religionsgemeinschaften reflexiv begleiten können müssen, sind die Learning Outcomes der Studiengänge aus dieser Aufgabe abzuleiten: Studierende sollten am Ende Ihres Studiums Quellen der Religionsgemeinschaften kritisch auf die Gegenwart beziehen, theologische Systeme in ihrer Genese und Wirkung reflektieren und weiterentwickeln, religiöse Praktiken einschätzen, religiöse Wahrheitsansprüche argumentativ einordnen und kompetent über Religion sprechen können. Voraussetzung dafür ist eine eigene, wissenschaftlich fundierte Haltung, die kritisch auf Quellen zugreift, geschichtliche Bedingtheiten kennt, religiöse Wahrheitsansprüche vernunftgeleitet einordnet und in zeitgemäße Lernprozesse übersetzt. Alle vier Bereiche der Theologie (biblische, historische, systematische und praktische Theologie) haben also ihren Anteil daran.

Mir ist es auch wichtig, Schlüsselkompetenzen zu adressieren, die Theolog*innen die fachlichen Inhalt anwenden können lassen und sie für eine breite berufliche Praxis qualifizieren: Eine Literacy, die befähigt, eine Gesellschaft zu lesen und an ihr mitzuschreiben (mit den eigenen Methoden mitzuarbeiten), ein analytischer Blick auf Strukturen, die Fähigkeit unbekannte Wissensfelder zu erschließen und zielgruppengerecht zu übersetzen, ein Forschungsvorhaben zu managen, kohärent zu argumentieren und das eigene Handeln reflektierend zu begleiten. Dieser Literacy lieg eine grundsätzliche gesellschaftskritische Haltung zugrunde, die gleichzeitig Ausgangspunkt der Tradition, die reflektiert wird, und Zielpunkt des Theologiestudiums ist.