Definitionen

Vorüberlegungen zum Lernen an Hochschulen

In diesem Beitrag nehmen wir die Bedeutung aktiver, eigenverantwortlicher und selbstgesteuerter Lernprozesse in den Blick. Was bedeutet diese Sichtweise im universitären Kontext?
Zur Beantwortung dieser Frage ist es wichtig, das Agieren von und die Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden zu beleuchten.
Um beim Lernen aktiv zu werden, ist ein Angebot von Aktivitäten erforderlich, die Lernen auslösen: „Aktives Lernen soll Studierende befähigen, Wissen zu verstehen, anzuwenden, anzupassen und zu entwickeln, sowie bedeutsame Kompetenzen aufzubauen“ (Pfäffli 2015, S. 102). Im Sinne der Ermöglichungsdidaktik ist es im universitären Kontext aus Perspektive der Lehrenden wichtig, Lernen bewusst zu initiieren, indem die Lernumgebung gestaltet und vorstrukturiert wird. Aktives Lernen zu initiieren bedeutet, vertiefende und anwendungsbezogene Lernprozesse auszulösen. Der Anspruch, der hiermit an Lehrende gestellt wird, ist groß und lässt die Frage aufkommen, wie dieser in der Lehrpraxis realisiert werden kann. Indem Lehrende beispielsweise Lernprozesse auslösen, indem sie echte Situationen und (Fall-)Beispiele in die Lehre einbringen, Studierenden eine angemessene Eigenverantwortung zugestehen, kooperatives Lernen anwenden, Reflexionen über Praxisbezüge anleiten und ihre eigene Rolle in der Lehre kontinuierlich überprüfen. Studierende hingegen können aktiv werden, indem sie Wissen selbstständig erarbeiten und z.B. mit Praxissituationen verknüpfen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten kontextbezogen erwerben und hinterfragen, in Lerngemeinschaften interaktiv zusammen lernen und ihre individuellen Lernprozesse selbst im Blick haben und reflektieren. Im Folgenden sind diese Faktoren hier für den Überblick nochmal grafisch zusammengestellt:

Aktives Lernen initiieren (eigene Darstellung, in Anlehnung an Pfäffli, S. 102)

Lernkonzepte und Tipps für die Lehrpraxis

Schauen wir genauer auf das Lernen. Pfäffli stellt sechs Lernkonzepte von Studierenden heraus, wonach Lernen aus studentischer Perspektive gekennzeichnet ist durch:

  • Wissen anreichern
  • Wissen auswendig lernen und reproduzieren
  • anwenden in der Praxis
  • verstehen
  • eine Sichtweise verändern
  • sich als Person verändern


(Pfäffli 2015, S. 30)

Diese Bandbreite der kulturübergreifenden Lernkonzepte – vom Auswendiglernen bis hin zur Veränderung als Person oder der eigenen Sichtweise – macht deutlich, wie individuell und selbst verantwortet Lernen sich gestaltet. Das Ziel besteht darin, Wissen und Kompetenzen aufzubauen und weiterzuentwickeln.
Was können Sie als Lehrende:r tun, um den Lernerfolg von Studierenden zu unterstützen? „Eine gelungene Balance zwischen einer instruktiven und konstruktiven Lehre fördert den Lernerfolg.“ (Pfäffli, S. 19)

Es gilt somit, eine Ausgewogenheit zwischen Anleitung und (inhaltlichen) Impulsen, die Sie als Lehrende:r einbringen, und Freiräumen für Wahrnehmungen, Ansichten und Einsichten von Studierenden zu schaffen.

  • Bieten Sie Studierenden zum Beispiel Arbeitsaufträge an, die dazu führen, bestehendes Wissen zu hinterfragen oder neue Lösungen zu entwickeln. So wird Lernen zu einem konstruktiven Prozess.
  • Wichtig ist stets, dass die Aktivitäten zielgerichtet angestoßen werden.
  • Sie können Ihre Rolle als Lehrende*r regelmäßig reflektieren und hinterfragen, um das Lernen der Studierenden mit Bedacht anzuleiten.
  • Wir bieten Ihnen hier ein schlichtes Planungsraster für die Vorbereitung auf Ihre Lehrveranstaltung an. Dessen Aufbau sensibilisiert Sie dafür, Ihre eigenen Aktivitäten und die der Studierenden gleichermaßen im Blick zu behalten und auf deren Ausgewogenheit zu achten. Dieser Fokus ist besonders wichtig.

 

Schema zur beispielhaften Planung einer Lehrveranstaltung