Lernen anleiten

Wie kann nun eine gelungene Anleitung zwischen instruktiven und konstruktiven Lehr-Elementen konkret aussehen? Im Folgenden werden Methoden vorgestellt, die zuvor beschriebene Faktoren beinhalten und aktives Lernen auslösen können.

Aktiv Lernen in Online-Settings

Wie bereits dargelegt, sind Lernprozesse bei Studierenden erfolgreich, wenn sie sowohl Wissen eigenständig erarbeiten, als auch in Lerngemeinschaften ihr Wissen diskutieren und reflektieren können. In Online-Settings bekommt die Zusammenarbeit in Gruppen noch einmal etwas spezifischere Dimensionen. Wie Sie in Online-Settings Gruppenarbeiten effektiv anleiten können, erfahren Sie hier.

Methoden anpassen am Beispiel „Lerntempoduett“

Um eine größtmögliche Flexibilität bei der Planung Ihrer Lehre zu wahren, ist es ratsam auf Methoden zurückzugreifen, mit denen aktives Lernen sowohl online als auch in Präsenz unterstützt werden kann.
Abgesehen von dem Format des „Blended Learning“, in Form eines vorgeschalteten Moodle-Kurses und einer darauffolgenden synchronen Sitzung, bestehen noch andere Möglichkeiten der Umsetzung, die selbstverantwortliches Lernen und den Austausch in Gruppen bzw. die Ergebnissicherung kombinieren.
Die Methode „Lerntempoduett“ bietet sowohl online als auch Präsenz die Möglichkeit, sich mit Inhalten zunächst auf individueller Basis und später interaktiv im Austausch mit anderen auseinanderzusetzen.
In Präsenz benötigen Sie ein vorbereitetes Arbeitsblatt mit vorgefertigten Thesen, die Ihr Thema behandeln und der entsprechenden Aufgabenstellung (siehe Beispiel).

Thesenblatt zum Thema „Lehr-Lern-Konzepte“ (eigene Darstellung)

Die Aufgabenstellung beinhaltet immer zunächst eine individuelle Auseinandersetzung mit den Thesen und ausreichend Zeit, um eigene Gedanken, Erfahrungen, Ideen dazu zu notieren. In einem zweiten Schritt finden sich zwei (oder je nach Gruppe mehr) Personen zusammen, die bereits fertig sind und in demselben Tempo die erste Aufgabe bearbeitet haben. Die zweite Phase besteht in einem freien Austausch zwischen den Personen, in der es Zeit gibt, die Thesen und eigenen Gedanken dazu zu diskutieren. Je nachdem, wie viele Thesen Sie auswählen, können Sie mehrere Runden nach dem gleichen Prozedere durchführen.
In Präsenz können Sie die Aufgabe interaktiv und „körperlich“ aktiv umsetzen, indem Sie einen „Haltepunkt“ im Raum bestimmen, an dem sich die Personen, die mit der Einzelarbeit fertig sind, einfinden und auf eine weitere Person warten, mit der sie gemeinsam an einen anderen Ort zum Weiterarbeiten geht.
Wenn Sie diese Methode online umsetzen möchten, ist dies problemlos mit den Breakout-Sessions in Zoom möglich. Statt des „Haltepunktes“ im Raum, werden die Studierenden hier angehalten, ihre Kamera freizugeben (wahlweise können Sie sich auch auf ein anderes Zeichen einigen, wie z.B. die Hand heben), sobald sie mit der Einzelarbeit fertig sind. Die Gruppen, die sich für den zweiten Teil der Aufgabe gebildet haben, können Sie dann in Breakout-Rooms zur Diskussion schicken. Anschließend kehren alle zurück in die Hauptsession.

Aufgabenblatt zum Lerntempoduett (eigene Darstellung)

Wichtig hierbei ist, sowohl in Präsenz als auch online, dass Sie die bearbeiteten Thesen im Plenum noch einmal aufnehmen und eine Auswertung der Inhalte vornehmen.
Sie sind methodisch relativ frei, nur Ihre Ergebnissicherung sollte der Gruppengröße angepasst sein. In kleinen Gruppen ist es möglich, dass jede:r Studierende zu Wort kommt, während sich in größeren Gruppen eher die Arbeit mit bspw. dem Whiteboard anbietet.
Wenn Ihr Ziel zusätzlich zu der inhaltlichen Erarbeitung von Themen auch das Fördern einer vertrauensvollen Lernatmosphäre ist, können Sie zusätzlich zur Ergebnissicherung die Gruppe zur Reflexion der Methode anregen. Fragen Sie Ihre Studierenden, wie die Zusammenarbeit geklappt hat, wie die Methode angekommen ist, oder inwieweit die Methode für die Lernprozesse der Studierenden hilfreich war. Dies knüpft an die Selbstwirksamkeit der Studierenden an, die sich ihrer eigenen Lernprozesse bewusstwerden können, und es lenkt den Blick auf die Studierenden als Lerngruppe und thematisiert ihre Interaktion untereinander und kann somit Vertrauen und Offenheit im Umgang miteinander schaffen. Diese Vorgehensweise funktioniert sowohl in Präsenz als auch online.