Wie können Sie BNE umsetzen?
Die Umsetzungsmöglichkeiten von BNE sind genauso vielfältig wie die Themen, Kompetenzen und Methoden, die sie ausmachen. Daher ist die Antwort auf diese Frage nicht leicht und zugleich einfach: Sich trauen, etwas Neues auszuprobieren.
BNE heißt: Trauen Sie sich Neues
BNE setzt bei vielem an, was es in der Hochschullehre schon gibt: Wissenschaftlichkeit, kritisches und strukturiertes Denken, eine Vielfalt an Fächern und Inhalten. Diese Grundlagen können mit weiteren neuen Aspekten ergänzt werden. Die Aussage „ganz oder gar nicht“ ist an dieser Stelle jedoch fehl am Platz. Nicht jede Lehrveranstaltung muss konkrete Praxisprojekte bearbeiten und dabei zugleich Diskussionen und Selbstreflexionen beinhalten. Jede Veranstaltung kann an BNE ihren Anteil haben. Um dies zu verdeutlichen, kann die Kategorisierung der DG hochN in die Bereiche Verstehen, Verändern und Handeln herangezogen werden:
- Verstehen: „‚Grand Challenges‘ erkennen und sich systematisch damit auseinandersetzen können“
- Verändern: „Mensch-Natur-Verhältnisse neu denken und Wege zur Problemlösung entwickeln können“
- Handeln: „Verantwortung übernehmen und sich aktiv an gesellschaftlicher Transformation beteiligen können“ (DG hochN 20.08.2024)
Während sich zum Beispiel für Verstehen das Format einer Vorlesung gut eignen kann, ist dies beim Handeln weniger der Fall, da dieses mehr auf Eigenaktivität und Kooperation baut. Da ohne das Verstehen kein Handeln möglich wird, haben alle Formen ihre Berechtigung, wobei Lerngelegenheiten mit vielen Interaktionsmöglichkeiten und unterschiedlichen Zugängen zu Wissen, wie kleinere Seminare oder Blended Learning-Formate, die Möglichkeit bieten, alle drei Kategorien abzudecken, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen. Die Wahl eines Schwerpunkts aus den Kategorien Verstehen, Verändern, Handeln kann Ihnen bei der Gestaltung der Lehre eine Orientierung bieten. In gleicher Weise müssen Sie aus der Fülle der oben beispielhaft benannten Prinzipien und Methoden auswählen, was für Ihre konkrete Lehrveranstaltung relevant ist. Für diese Auswahl kann eine Fokussierung auf das Verstehen, Verändern oder Handeln eine Hilfe sein. So kann zum Beispiel interdisziplinäres Lernen in allen drei Kategorien umgesetzt werden, projektorientiertes Lernen hingegen hat einen deutlichen Schwerpunkt im Handeln und braucht daher ein Lernformat, das dieses auch ermöglicht.
Als Orientierung, die bei der Umgestaltung einer eigenen Lehrveranstaltung hin zu BNE unterstützen kann, hat die DG hochN einen morphologischen Kasten entwickelt (s. Abb. 2).
Abbildung 2: Morphologischer Kasten. Quelle: Bellina u.a. 2020, 63.
Diesen können Sie als Lehrende*r zunächst nutzen, um Ihre eigene Veranstaltung anhand der Kategorien zu analysieren. Die Bereiche sind weder als trennscharf noch als vollständig gedacht. Sie sollen eine Orientierung und Anregung bieten. Danach können Sie reflektieren:
- An welchen Stellen können Sie etwas ändern?
- An welchen Stellen ist es sinnvoll, etwas zu ändern?
- An welchen Stellen möchten Sie etwas verändern?
- Wo können Sie Neues wagen?
So kann eine Grundlagenveranstaltung zu Beginn des Bachelors mit vielen Studierenden vielleicht kein Seminar werden, aber das Themenspektrum so verändert werden, dass (weitere) Nachhaltigkeitsthemen vorkommen oder das Lehr-Lernformat kann variiert werden, sodass weitere Lehrende andere Perspektiven einbringen oder Studierende als studentische Lehrende partizipieren können. Vielleicht können Sie Ihren Studierenden in der Vorlesung auch Zeit und ein Impuls für eine persönliche Reflexion geben.
Für eine neue oder gestaltungsoffene Lehrveranstaltung kann der morphologische Kasten ebenso genutzt werden. Hier können zu Beginn Fragen nach der Zielsetzung stehen: Soll es in der Veranstaltung vor allem um Verstehen, Verändern oder Handeln gehen? Welche der Kompetenzen können angesprochen werden? Davon ausgehend können Sie den morphologischen Kasten für eine erste Orientierung durcharbeiten. Dazu können Überlegungen kommen, wie weitere Aspekte wie Partizipation eine Rolle spielen können.