Konkrete Umsetzung
Um ein CBL-Format umzusetzen, braucht es
- eine*n Lehrende*n und Studierende
- Praxispartner*innen
- eine Challenge, die im Austausch zwischen den beiden Gruppen vereinbart wird
- einen definierten zeitlichen Rahmen.
CBL eignet sich für jedes Fach und funktioniert am besten in interdisziplinären Settings. Da Studierende schon in der Lage sein müssen, fachlich zu recherchieren, bietet es sich an, CBL-Formate mit Studierenden ab ca. dem 4. B.A.-Semester oder in gemischten Gruppen, zu denen auch erfahrenere Studierende gehören, durchzuführen. Wenn Größe und Aufwand der zu bearbeitenden Challenge minimiert werden, können Studierende bereits zu Beginn des Studiums an CBL-Formaten teilnehmen.
Alle weiteren Gegebenheiten sind variabel und können Ihnen und den anderen Akteur*innen sowie den Notwendigkeiten, die sich aus der Challenge ergeben, angepasst werden. Das bedeutet: Sie als Lehrperson moderieren den Prozess von der Idee, über die Formen der Zusammenarbeit zwischen den Studierenden und zwischen Studierenden und Praxispartner*innen über die Entstehung und Bearbeitung der Challenge bis hin zur Präsentation und Evaluation des gesamten Projekts. Das ist mit etwas Erfahrung nicht zeitaufwendiger als eine klassische Lehrveranstaltung – der Zeitaufwand verteilt sich nur anders, da CBL-Projekte nicht im Vorhinein vollständig durchgeplant werden können. Auch Prüfungen finden in der Regel nicht in den klassischen Formaten statt, was u.U. auch eine zeitliche Ersparnis bedeutet, in jedem Fall aber überlegt und auch bei den Studierenden eingeführt sein will.
Die Rolle der Lehrenden
Beim Challenge-based Learning ändert sich Ihre Rolle im Vergleich zur traditionellen Lehre. Die Rolle der Lehrenden besteht darin, die Studierenden zu leiten und zu fördern und sie mit Wissen und praktischen Ratschlägen zu unterstützen. Sie stellen das relevante inhaltliche Fachwissen zur Verfügung, und Sie sind vor allem ein Coach für das Team der Studierenden. Das bedeutet, dass Sie Ihre Studierenden bei den verschiedenen Schritten des CBL unterstützen und so ihr Lernen erleichtern. Wichtig ist, dass Sie Ihre Rolle als Coaches an die Studierenden kommunizieren und entsprechend handeln; z.B. die Studierenden, die bei der Bearbeitung der Problemstellung nicht weiterkommen, durch Leitfragen dazu motivieren, sich selbstständig das notwendige Wissen anzueignen und neue Lösungswege zu identifizieren.
Darüber hinaus muss die Beurteilungsmethode sowohl mit der Freiheit und Flexibilität des Lernprozesses als auch mit Ihrer veränderten Rolle als Coach im CBL übereinstimmen. Sie können nicht mehr Ihre eigene Expertise zum Maßstab machen und als Prüfende, die die Antworten kennen, bewerten. Stattdessen sollten Sie die Studierenden bei der Selbst- und Peer-Bewertung anleiten und, wenn möglich, Praxispartner*innen an der Auswertung beteiligen. Wie Sie entsprechende Evaluationsformen entwickeln können, dazu gibt es allgemeinere Hinweise hier. Da CBL-Formate in der Regel mit einer öffentlichen Präsentation der Ergebnisse vor den Praxispartner*innen einhergehen, kann auch hier Feedback erbeten werden bzw. systematisch erhoben werden und ggf. in die Benotung einfließen.
Die Rolle der Studierenden
Im Challenge-based Learning stehen die Studierenden im Mittelpunkt des Lernprozesses; d.h. anders als in der traditionellen Lehre geben Sie als Lehrende*r die individuellen Lernaktivitäten oder Lernziele der Studierenden nicht strikt vor. Stattdessen leiten Ihre Studierenden aus den identifizierten Challenges selbstständig konkrete Fragestellungen ab, an denen sie arbeiten möchten. Dadurch, dass sich Ihre Studierende mit der Challenge und der sie umgebenden Thematik auseinandersetzen, erwerben sie die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um die Herausforderungen eigenständig zu lösen. Vor diesem Hintergrund gilt CBL als für Studierende sehr motivierend, da es ihnen authentische Lernerfahrungen bietet. Studierende in CBL-Formaten können Konzepte und Beziehungen in Kontexten erforschen, diskutieren und sinnvoll konstruieren, in denen reale und relevante Herausforderungen und Projekte gestaltbar werden. Damit werden die Studierenden zu Mitgestalter*innen ihres eigenen Lernens und ihrer Entwicklung.
Die Rolle der Praxispartner*innen
Beim Challenge-based Learning geht es darum, dass Studierende Lösungsideen für Real World Challenges erarbeiten. Hierfür werden nicht-wissenschaftliche Praxispartner*innen in die Lehrveranstaltung integriert. Passend zum Thema der Lehrveranstaltung gewinnen Sie als Lehrende*r Praxispartner*innen, welche sowohl ihr Praxiswissen sowie alltägliche Herausforderungen in die Lehrveranstaltung einbringen. Gemeinsam mit Ihnen formulieren die Praxispartner*innen die Challenge, mit welcher sie sich in ihrem alltäglichen Tun konfrontiert sehen. Basierend auf ihrem bisherigen Fachwissen, setzen sich die Studierenden mit der Challenge auseinander, eignen sich unterstützt durch Sie als Lehrende*m weiteres Fachwissen an und erarbeiten Lösungsideen, welche sie dem*der Praxispartner*in präsentieren. Während der Lehrveranstaltung stehen die Praxispartner*innen den Studierenden als Inputgeber*innen sowie für Rückfragen zur Verfügung. Der Grad der Einbeziehung der Praxispartner*innen in die Lehrveranstaltung ist dabei flexibel und wir von Ihnen vor bzw. zu Beginn der Lehrveranstaltung gemeinsam mit dem*der Praxispartner*in festgelegt.