Was ist Design Thinking und wo kann es relevant für die Hochschullehre werden?

30. Oktober 2024

Design Thinking versteht sich als allgemeiner Ansatz, um systematisch und methodisch komplexe Problemstellungen zu bearbeiten und innovative Lösungen zu entwickeln. Es will gezielt und planmäßig die Entwicklung neuartiger Ideen, Problemlösungen, Services und Produkte ermöglichen und ist insofern zuvorderst als kreative Praktik (vgl. Krämer 2023: 36) zu verstehen. Design Thinking ist präskriptiv, d.h. es bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung an, um neue Vorschläge für komplexe Aufgaben zu finden.

Für die Lehre heißt das: die zentrale Stärke von Design Thinking besteht darin, dass es auch in Lehrveranstaltungen unmittelbar erlebt und angewendet werden kann. In zweiter Linie kann es als eigene Praxis kritisch reflektiert werden. Wenn Sie sich Ihrer angestrebten Lernziele bewusst sind, können Sie Design Thinking sehr flexibel und vielfältig in Ihrer Lehre nutzen und eine große Bandbreite an kognitiven und affektiven Lernzielen adressieren.

Überall dort, wo innovative Lösungen, Produkte, Designs und Services entwickelt werden (sollen), ist spielt Design Thinking seine Stärken aus: zuvorderst vielleicht in Informatik, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften (hier auch unter dem Begriff Service Design), mit Einschränkungen auch in Design-bezogenen Studiengängen (s.u.).

Wenn Sie es als allgemeine Methode zur Bearbeitung komplexer Problemstellungen einführen möchten, ist Design Thinking grundsätzlich in allen wissenschaftlichen Disziplinen möglich und sinnvoll. Die Voraussetzung für die Einführung ist, dass das Thema zu einer gestaltend-handlungsorientierten Perspektive passt. Theoretische Physik oder soziologische Systemtheorie werden sehr gut ohne Design Thinking auskommen. Wenn Sie aber Ideen suchen, wie Theoretische Physik oder Systemtheorie auf ungewöhnliche Art und Weise für die Öffentlichkeit verständlich gemacht werden können, ist der Ansatz wiederum zielführend.

Mit bzw. im Design Thinking können Sie überfachliche Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen sehr handlungsorientiert vermitteln und so vielfältig auf die diversen Schlüsselkompetenz-, Future Skills-, etc. Diskursen Bezug nehmen: von Problemanalyse- über Frage-, Kreativitäts- und Visualisierungstechniken bis zur zielgruppenorientierten Pitch-Präsentation.

Weiter können Sie Design Thinking für multi-Stakeholder-Kooperationen und transdisziplinäre Lehre nutzen. Das bedeutet, es eignet sich für solche (Lehr-)Vorhaben, die die Zusammenarbeit mehrerer, auch außeruniversitärer Akteure mit unterschiedlichen Perspektiven, Wissensbeständen, Interessen und Bedürfnissen beabsichtigen, z.B. Service Learning.

Inhaltlich ausgewählt können Sie Design Thinking oder einzelne Techniken davon z.B. im Kontext der Betrachtung agiler Arbeitsweisen, Projektmanagement-Methodiken, Kreativitätsmodellierungen u.v.m. aufgreifen.

Insbesondere in der Pädagogik, Erwachsenenbildung oder Lehrer*innenausbildung können Sie Design Thinking als Methodik zum Gegenstand machen, reflektieren und bewerten.

Aus hochschuldidaktischer Sicht weist Design Thinking Ähnlichkeiten zu challenge-based learning und weiteren erfahrungsorientierten, problem- und projektbasierten Lernformen auf und kann darauf bezogen werden.

Auch in der sozialwissenschaftlichen Methodenlehre können Sie Design Thinking aufgreifen, z.B. um es mit insbesondere qualitativen Forschungsmethoden und -haltungen in Beziehung zu setzen und zu kontrastieren.

Da Design Thinking eine aktuell verbreitete Praxis und ein Produkt auf einem Markt ist, können Sie Design Thinking mit ihren Studierenden auch kritisch reflektieren, z.B. in Design, Ökonomie, Philosophie und Soziologie.

Autor*in

  • Karsten Altenschmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter UNIAKTIV, Institut für wissenschaftliche Schlüsselkompetenzen (IwiS), Universität Duisburg-Essen, Dozent Hochschuldidaktik, freiberuflicher Berater, Trainer, Moderator. Tätigkeitsschwerpunkte: Service Learning, transdisziplinäre Lehre, Campus-Community Partnerschaften; Projektmanagement, Kommunikation und (Pitch)Präsentation, Ideation und Design Thinking., karstenaltenschmidt

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