Was sind die Kernelemente von Design Thinking?

Kernelemente von Design Thinking sind

  1. besondere Denkhaltungen,
  2. ein Prozess- bzw. Vorgehensmodell, sowie
  3. eine Vielzahl von Werkzeugen bzw. Techniken, um die Lösungsfindung zu unterstützen.

Die Denkhaltungen im Design Thinking

Design Thinking will Innovationen entwickeln, die menschlich erwünscht sind und genutzt werden. Deshalb ist für Design Thinking zentral,

  • Nutzer*innenperspektiven einzunehmen,
  • Empathie zu Betroffenengruppen aufzubauen,
  • ihre Bedürfnisse, Wünsche und Rahmenbedingungen herauszuarbeiten
  • und davon ausgehend Ideen zu entwickeln.

Mit Design Thinking können Sie Studierenden aufzeigen, dass der Mensch und seine Bedürfnisse bei der Entwicklung von Neuerungen nicht vergessen werden dürfen, vielleicht sogar der zentrale Punkt sind.

Design Thinking betont, dass Innovationen – von der Problemanalyse bis zur Ausarbeitung und Implementierung einer Lösung – sinnvoll in einem iterativen Prozess zu entwickeln sind. Es geht darum, sich einer nutzbaren Lösung in vielen Wiederholungen von Versuch, Scheitern und Weiterentwicklung anzunähern, statt einen linearen Prozess einmalig zu durchlaufen.

Wenn Sie es entsprechend einplanen, können Studierende mit Design Thinking Scheitern und Entwicklung mit allen Motivations- und Frustrationsmomenten unmittelbar erleben.

Ideen zu entwickeln, wird im Design Thinking maßgeblich als kommunikativer und kooperativer Prozess verstanden. Um gute Ergebnisse zu erzielen, arbeiten die Teilnehmenden in multidisziplinären Teams, die sich selbst organisieren, auf Augenhöhe agieren und vor allem: ihre Perspektiven und ihr Wissen ergänzen, um komplexere und angemessenere Lösungen zu erzeugen.

Mit Design Thinking können Sie in der Lehre vielfältige Erfahrungen und Denkprozesse anstoßen: von zeitgemäßen Formen der disziplinübergreifenden Zusammenarbeit bis zu komplexeren Konzepten wie Konstruktivismus und Co-Creation.

Design Thinking betont, dass räumliche und materielle Begebenheiten wesentlichen Einfluss auf die Kreativ-Arbeit nehmen: variable Raumgestaltung durch verschiebbare Gruppentische und Stellwände sowie ein Arbeiten im Stehen und an wechselnden Orten sollen Perspektivwechel und Lösungsfindung unterstützen. Post-It’s sollen ein flexibles Arbeiten und das Re-Kombinieren von bzw. mit in unterschiedlichen Arbeitsschritten gewonnenen Ergebnissen möglich machen.

OK, das ist an Hochschulen ohne zusätzliche Gelder ein eigenes Thema. Sie können das auch niedrigschwellig umsetzen.

Schließlich geht Design Thinking davon aus, dass kreatives und gestaltendes Arbeiten in allen Lebensbereichen und durch alle Menschen (im Unterschied z.B. zu: ausschließlich Genies, nur Menschen mit gewissen persönlichen Dispositionen) erlernbar und anwendbar ist.

Das ist nicht die einzig mögliche Denkhaltung zu Kreativität. Aber es ist eine Position, die zu Lehre ganz ausgezeichnet passt, oder? Also: Mit Design Thinking können Sie die Handlungskompetenz und Selbstwirksamkeitserwartung Ihrer Studierenden stärken.

 

Das Prozessmodell

Start des Design Thinking-Prozesses ist eine sog. (Design) Challenge, also eine Problemstellung, zu der Design Teams eine Lösung entwickeln sollen. Solche Problemstellungen sind idealerweise durch bzw. mit einem realen Auftraggeber formuliert; sie können im Rahmen der Lehre grundsätzlich aber auch konstruiert sein (Fallbeispiel bzw. Szenario). Davon ausgehend unterscheidet Design Thinking je nach Quelle vier bis sechs Schritte, die auf dem Weg von der Problemstellung bis zu einem ersten Lösungsvorschlag durchlaufen werden:

Abbildung 01: Design Thinking Prozessmodell: UNIAKTIV, nach HPI Academy, o.J..

Die Schritte sind entsprechend zum sog. double diamond-Modell (Banathy 1996) angelegt: zuerst wird ein Problemraum (divergierend) exploriert, dann (konvergierend) enggeführt. Nach hier ausreichender Klärung wird im Lösungsraum erst vielfältig (divergierend) nach Lösungen gesucht, von denen dann eine bzw. einige ausgewählt und (konvergierend) enggeführt sowie ausgearbeitet werden. Iterative Rück-Schritte in vorherige Phasen sind zu jeder Zeit möglich und vorgesehen (in der Grafik durch farbige Bögen gekennzeichnet).

Es ist nicht Bestandteil des Prozessmodells, eine Lösung zu realisieren oder zu implementieren. Design Thinking konkretisiert keinen Endzustand der zu entwickelnden Innovation über die „Zielstellung, innovative Produkte, Services oder Erlebnisse zu gestalten, die nicht nur attraktiv, sondern auch realisierbar und marktfähig sind“ (HPI Academy, o.J.) hinaus.

Die Werkzeuge

Für jeden Schritt im Prozessmodell bzw. um die jeweiligen Zwischenzielsetzungen zu erreichen, bietet Design Thinking eine Vielzahl von Werkzeugen bzw. Methoden an. Zu den einschlägigen und bekannteren gehören:

  • Jobs to be done: eine Hilfstechnik zur Herausarbeitung zentraler Funktionen eines/r Produkts/Dienstleistung;
  • How might we Fragen: eine Technik, um eine klare Fragestellung zu formulieren;
  • Persona: eine Zielgruppen- bzw. Nutzer*innenkonstruktion;
  • Eine Vielzahl von “Maps” (Journey Map, Empathy Map etc.): vorgefertigte Poster mit strukturierten, meist sequenziell abzuarbeitenden Leitfragen;
  • Prototyping: ein Sammelbegriff für unterschiedlichste Möglichkeiten, eine Idee zu visualisieren;
  • Minimum Viable Product (MVP): ein auf die Kernfunktion reduzierter Prototyp;
  • Teilstrukturierte Interviews und weitere an der empirischen Sozialforschung orientierte Methoden.

Die inhaltliche Nähe zu Geschäftsentwicklung, Unternehmertum, Start-up-Szene, Agilem Arbeiten u.a. einerseits, zu Problemlöse- und Kreativitätstechniken etc. andererseits, hat zu sehr umfangreichen Methodenempfehlungen geführt, die nicht immer Design Thinking-spezifisch sind.

Wie bei jeder Methodenauswahl lohnt es sich, wenn Sie dabei die Zielstellung der Methode, den damit verbundenen Aufwand und das Ziel der jeweiligen Design Thinking Phase im Blick behalten.

Autor*in

  • Karsten Altenschmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter UNIAKTIV, Institut für wissenschaftliche Schlüsselkompetenzen (IwiS), Universität Duisburg-Essen, Dozent Hochschuldidaktik, freiberuflicher Berater, Trainer, Moderator. Tätigkeitsschwerpunkte: Service Learning, transdisziplinäre Lehre, Campus-Community Partnerschaften; Projektmanagement, Kommunikation und (Pitch)Präsentation, Ideation und Design Thinking., karstenaltenschmidt

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