Tipps und Hinweise zur Gestaltung von Vorlesungen

Im Folgenden werden einige Überlegungen angestellt, wie eine Vorlesung mit in der Regel großen Teilnehmerzahlen lerneffizient gestaltet werden kann. Konkret geht es um Tipps auf folgenden Ebenen:

  • Effektivierung der Vorlesung unter Lernaspekten oder „Wie kann die Lernwirksamkeit von Vorlesungen erhöht werden?“
  • Prinzipien wirkungsvoller Visualisierungen
  • Aktivierungsmöglichkeiten in Vorlesungen

Effektivierung der Vorlesung unter Lernaspekten oder Wie kann die Lernwirksamkeit von Vorlesungen erhöht werden?

1. Struktur und Transparenz als Prinzip

Struktur und Transparenz geben Studierenden Orientierung und motivieren. Dies sollten Sie in der Planung Ihrer Vorlesung berücksichtigen.

Große Bedeutung kommt dem Anfang einer Vorlesung zu. Er sollte daher gut gestaltet werden: Stellen Sie den Studierenden den Ablauf Ihrer Vorlesung (auf der Grundlage Ihrer Ziele) vor. Visualisieren Sie den Ablauf und Ihre Ziele und erläutern Sie die Relevanz der Themen. Wenn möglich, halten Sie den visualisierten Ablauf während der gesamten Vorlesung sichtbar. Wenn dies nicht geht, blenden Sie ihn während der Veranstaltung häufiger ein, so dass die Studierenden den Stand der Ausführungen nachverfolgen können.

Machen Sie eine inhaltliche Wiederholung. Dabei sind zwei Dinge wichtig. Zum einen sollten Sie Ihre zentralen Aussagen aus der letzten Sitzung in einigen Kernaussagen auf den Punkt bringen. Zum anderen sollten Sie dies kurz und knapp in visualisierter Form, also über Beamer oder Tafelanschrieb darstellen.

Diese beiden Prinzipien – Struktur und Transparenz – sollten während der gesamten Vorlesung beibehalten werden. Verweisen Sie während der Vorlesung immer dann auf die visualisierte Gliederung, wenn Sie einen inhaltlichen Punkt abgeschlossen haben. Auf diese Weise geben Sie sowohl den Studierenden als auch sich selbst Orientierung.

Auch das Ende einer Vorlesung ist eine Schlüsselsituation, die gut gestaltet werden muss. Gerade den Schluss behält man und prägt ihn sich ein:

  • Fassen Sie auch am Schluss den Inhalt nochmals prägnant und visualisiert zusammen
  • Sagen Sie möglicherweise, was Sie in der Vorlesung nicht zur Sprache gebracht haben und warum
  • Geben Sie einen inhaltlichen Ausblick auf die nächste Sitzung
  • Geben Sie den Studierenden Fragen zum Weiterdenken mit

Hinweise und Anregungen für onlinegestützte Vorlesungen

Achten Sie auch in Ihrem Online-Kurs zur Vorlesung auf eine klare Strukturierung. Die einzelnen Abschnitte und Themengebiete sollten übersichtlich angeordnet werden. So wird der rote Faden den Studierenden auch bei der Vor- und Nachbereitung der Sitzungen deutlich.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, eine Aufzeichnung Ihrer Vorlesung Studierenden online zur Verfügung zu stellen? In Evaluationen haben Studierende diese als sehr hilfreich für die gezielte Wiederholung zur nächsten Sitzung oder zur Klausur bezeichnet. Zudem können Ihre Studierenden eine Sitzung online ansehen, wenn Sie z.B. durch Krankheit bedingt nicht erscheinen konnten. Übrigens verzichten die wenigsten Studierenden auf das Erscheinen vor Ort – trotz einer Veranstaltungsaufzeichnung.

 

2. (Rhetorisches und sprachliches) Verhalten der Dozentin/des Dozenten

Die Person der/des Lehrenden, bzw. ihr/sein Verhalten gegenüber dem Inhalt, den Studierenden und im Umgang mit Fragen und Störungen ist für den Erfolg von Vorlesungen zentral.

Tipps zum (sprachlichen) Verhalten vor großen Gruppen zu geben ist immer schwierig, weil hier der persönliche Stil eine Rolle spielt.

Wichtig ist – und dies ist eine Vorbedingung für gelingendes Vortragen – die eigene Motivation: wenn ich nicht selbst motiviert und interessiert bin, wie will ich andere motivieren, mir interessiert zuzuhören?

Hier einige Tipps:

  • Sprechen Sie möglichst frei. Das reine Ablesen aus einem Skript ist auf Dauer für die Zuhörer ermüdend. Die Auffassung, dass allein der Inhalt movierend wirkt, trifft meistens nicht zu.
  • Bleiben Sie authentisch und natürlich. Versuchen Sie – auch sprachlich – nicht, andere zu kopieren.
  • Geben Sie viele Beispiele – sie erleichtern das Verständnis.
  • Halten Sie Kontakt zu den Studierenden. Wenn Sie in sehr großen Vorlesungen keine Studierenden mehr identifizieren können, dann bauen Sie Blickschienen auf, d.h. versuchen Sie regelmäßig die unterschiedlichen „Regionen“ des Raumes anzusehen. Nutzen Sie z.B. auch eine „Direktansprache“ an die Studierenden („Stellen Sie sich folgendes vor …“)

Prinzipien wirkungsvoller Visualisierungen

Es ist mittlerweile nahezu selbstverständlich, dass in Vorlesungen visualisiert wird, d.h. dass Medien wie der Beamer eingesetzt werden. Dies hat lerntheoretische Gründe. Durch das Aufnehmen auf unterschiedlichen „Lernkanälen“ lernt der Mensch besser. Beachten Sie aber bitte:

Nur gut gestaltete Visualisierungen wirken lern- und aufmerksamkeitsfördernd!

Nun ist das Visualisieren mittlerweile fast eine Wissenschaft für sich. An dieser Stelle deshalb nur einige hilfreiche Anmerkungen, die gleichermaßen für Beamerpräsentationen, Overheadfolien oder Flipchart gelten. Hier sei auch auf das Thema Präsentation des Downloadcenters hingewiesen.

  • Jede Visualisierung hat eine (hervorgehobene) Überschrift
  • Informationen begrenzen (weniger ist oftmals besser)
  • Präzise und knapp formulieren (Stichwörter, kurze Sätze)
  • Struktur einhalten (Einrückungen, Blockbildung , Farben usw.)
  • Große Schrift verwenden (mindestens 20 Punkte)
  • Nicht zu viele Folien einsetzen (inflationäre Wirkung)

Aktivierungsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Vorlesung

Was können Sie tun, um Konzentration und Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten?

  1. Stellen Sie an geeigneten inhaltlichen Stellen der Vorlesung Meinungsbilder her oder führen Sie Abstimmungen durch. „Wer ist für den Lösungsweg A“ bzw. „Wer ist für den Lösungsweg B“. Die Studierenden werden aufgefordert, sich zu entscheiden und entsprechend die Hand zu heben. Die Studierenden müssen nun etwas anderes tun als zuzuhören. Dadurch wird die allgemeine Aufmerksamkeit neu angefacht und es kommt Bewegung in die Vorlesung.
  2. Stellen Sie an strategisch wichtigen Stellen nicht die Frage “Hat noch jemand Fragen?“. Eine solche Frage wird selten oder wenn von denselben Studierenden beantwortet. Die Angst, als einzige/r etwas nicht verstanden zu haben ist, ist lähmend. Besser ist eine konkrete Frage zum vermittelten Stoff.

    Diese kann möglicherweise verbunden werden mit der Aufforderung, sich kurz mit seinen beiden Nebenleuten zu besprechen (1 Min.) Wenn Sie nun die Frage einholen, bedeutet das nicht, dass sich auch alle beteiligen. Allerdings ist es so, dass möglicherweise die Angst sich zu blamieren kleiner geworden ist, weil zumindest die jeweiligen Partner der gleichen Meinung sind.

  3. Stellen Sie am Ende der Veranstaltung die sog. „Zwei-Minuten-Frage“. Geben Sie den Studierenden den Auftrag, zwei Fragen schriftlich zu beantworten. Die erste Frage ist „Was haben Sie heute konkret gelernt?“. Die zweite lautet „Was haben Sie heute nicht verstanden?“. Diese Methode kann der Selbstkontrolle dienen. Sie können die Studierenden aber auch auffordern, das Blatt mit den beantworteten Fragen beim Hinausgehen anonym auf ihr Pult zu legen. Sie können sich dann ggf. über Stichproben ein Bild darüber machen, was noch inhaltlich Probleme bereitet.

Hinweise und Anregungen für onlinegestützte Vorlesungen

Alternativ können Sie die Fragen online im Test-/Quizbereich der Lernplattform einstellen. Das hat für Sie als Lehrende/r den Vorteil, dass Sie „auf Knopfdruck“ eine Auswertung der Rückmeldungen erhalten. Ihre Studierenden profitieren von diesem Verfahren, weil sie unmittelbar nach dem Absenden ihrer Antworten online Feedback und ggf. weitere Hilfestellungen erhalten.

  1. Geben Sie am Ende der Vorlesung Übungsblätter mit Fragen zum vermittelten Stoff aus. Ein Effekt dieser Methode besteht bei regelmäßiger Durchführung darin, dass Ihre Studierenden intensiver zuhören.

Hinweise und Anregungen für onlinegestützte Vorlesungen

Sie können die Übungsblätter auch online in das Diskussionsforum der Lernplattform stellen. Im besten Fall ergibt sich zwischen den Präsenzsitzungen ein interessanter und gewinnbringender Austausch zwischen den Studierenden bzw. zwischen Ihnen und Ihren Teilnehmenden.