Praktische Hinweise

Die Planung einer Exkursion ist im Vergleich zu anderen Lehrveranstaltungen komplex, weil hier neben den didaktischen Überlegungen auch organisatorische, administrative und finanzielle Aspekte berücksichtigt werden müssen. Dazu werden im Folgenden ein paar Arbeitshilfen vorgestellt.

Konzept

Hilfreich ist es, zur Planung einer Exkursion ein Konzept zu erstellen, dass die folgenden Elemente enthält:

  • Ziel der Exkursion (inhaltlich)
  • Ziel der Exkursion (räumlich)
  • Route (ggf. mit Karte arbeiten) incl. Angaben zu An- und Abreise, ggf. Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
  • Standorte incl. der am Standort zu vermittelnden Inhalte (ggf. mit Karte/n und Tabelle arbeiten)
  • Zeitplanung
  • Kosten

Routen- und Standortplanung

Bei Exkursionen stellt sich i. d. R. ein großes Problem: Es gibt einen inhaltlichen „roten Faden“ und es gibt eine räumlich sinnvolle Route. Beides stimmt meist nicht überein! Die sinnvollste Geh- oder Fahrstrecke bietet die inhaltlichen Aspekte meist nicht in der gewünschten inhaltlichen Reihenfolge. Deshalb ist jeweils eine Abwägung vorzunehmen: Welche Inhalte kann ich geschickt räumlich miteinander verbinden, wo muss ich hingegen Gedankensprünge hinnehmen um keine Umwege in Kauf nehmen zu müssen?

Dazu gibt es keine allgemeingültigen Regeln, sondern es muss immer der Einzelfall betrachtet werden. Es ist zu empfehlen, sich den inhaltlichen Ablauf zu notieren und dann auf einer Karte (oder – je nach Ziel – einem Ausstellungsplan) an den einzelnen Standorten zu notieren, welche Inhalte hier vermittelt werden könnten. Darauf basierend lässt sich dann oft ein geeigneter Kompromiss finden.

Bei der Routenwahl zu berücksichtigen sind aber auch die nichtfachlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden: Gibt es Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten (WC, Bäckereien, Imbissbuden, Geschäfte…)? Pausen müssen in diesem Sinne nicht nur zeitlich, sondern auch logistisch eingeplant werden. Sollte es bei einer längeren Exkursion keine Möglichkeit für die Studierenden geben, sich zwischendurch zu versorgen, sollte am Vortag darauf hingewiesen werden, damit sie sich ausreichend Lebensmittel und Getränke mitnehmen können.

Neben den großräumigen Überlegungen zur Standortwahl gibt es aber auch noch kleinräumige. Wo genau stelle ich mich hin, wenn ich am Objekt angekommen bin? Kriterien, die einen Standort zu einem guten Standort machen sind:

  • Sichtbarkeit: Alle Beteiligten können das Objekt, um das es geht, sehen.
  • Hörbarkeit: Falls vorhanden, kann die Exkursionsleitung sich einen erhöhten Standort suchen um gut hör- und sichtbar zu sein.
  • Wetterschutz: Falls vorhanden, wird ein Platz im Schatten oder einer mit Schutz vor Regen oder Wind gewählt.
  • Sitzmöglichkeiten: Sollten Bänke, Treppenstufen oder Mauern vorhanden sein, werden diese den Teilnehmenden als Sitzmöglichkeiten während des Vortrags/Gesprächs angeboten.
  • Nutzungserlaubnis: Die Versammlung einer Gruppe ist am gewählten Standort erlaubt (bei privaten Flächen – z. B. Grundstücken, Einkaufszentren – vorher Erlaubnis einholen).

Wichtig ist es, dass die Exkursionsleitung immer mit dem Rücken zum jeweils interessierenden Objekt steht, damit die Teilnehmenden einen guten Blick darauf haben. Gegenstände sollten in den Vortrag integriert werden, indem man darauf zeigt, Teilnehmende dazu auffordert werden, sie anzufassen, herumzugehen etc.

Didaktische Planung

Für die Umsetzung der Exkursion ist es gut, vorab zu wissen, was insgesamt erreicht werden soll, und das dann in kleine Teilaufgabenaufzuteilen, die an verschiedenen Standorten bearbeitet werden können. Um eine gute Gewichtung zwischen den Standorten genauso wie einen Methodenwechsel zu erreichen, kann eine Tabelle hilfreich sein, in der die Vermittlungsziele, Inhalte und Methoden zusammengestellt werden (s. Tab. 1). Die letzte Spalte (Material/Aufgabenstellung) kann gleichzeitig später vor dem Aufbruch zur Exkursion als Checkliste dienen, um zu prüfen, ob man alles, was man braucht, eingepackt hat.

Standort

Vermittlungsziel

Inhalte

Methode

Material / Aufgabenstellung

Wasserrelief (Forumsplatz)

Erst gegenüber der Stufen hinstellen, für Überblick später auf Stufen setzen.

Kunst und Kommunikation stehen in einem Zusammenhang.

Kommunikation kann durch Kunst angeregt/gesteuert oder gestört werden.

Was war die Intention des Künstlers?

Was war der Entstehungskontext?

Welche Gestaltungsdetails tragen zur Nutzer(un)freundlichkeit bei?

Was kommt bei den Nutzer*innen an?

Mit dem Rücken zur Skulptur: Abfragen – wie sieht sie aus?

Umdrehen:

Erfahrungen mit dem „Sitzplatz“ abfragen. Wie wird er von Studierenden genutzt?

Hinsetzen: Wie ist die Bequemlichkeit?

Gespräch: Überwog in der bisherigen Wahrnehmung die Kunst oder die Kommunikation?

Informationen zu Intention und Künstler geben

Foto von Audimaxdach und Eingang  zum  Parkhaus mit ursprünglichem Aussehen

Guernica (Unibibliothek)

Gruppe steht vor dem Bild

Kunst kann in unterschiedlichen Kontexten in Wert gesetzt werden.  Die Aussage wird dadurch verstärkt/verändert.

Studierende haben eine allgemeinpolitische Verantwortung.

Wieso findet sich dieses Bild auf dem RUB-Campus?

Was war die Intention der Fachschaft Medizin bei der Installation?

Ursprünglichen Entstehungskontext dem auf dem Campus gegenüberstellen

Gespräch:

Was wissen Sie über das Bild?

Was über den Hintergrund/ die Ereignisse in Guernica 1937?

Bild 1984 von Medizinstudenten in Bochum installiert – was könnte die Gemeinsamkeit gewesen sein?

Fotos von Originalbild der Medizinstudenten, vom zerstörten Guernica und von den Pershing-Raketen.

Tab. 1: Tabelle zur didaktischen Planung einer Exkursion

Zeitplanung

Die Zeitplanung umfasst zwei Ebenen:

  1. Die Planung der Gesamtveranstaltung (z. B. mit Seminar und mehrtägiger Exkursion)
  2. Die Planung jedes einzelnen Exkursionstages.

Die Planung der Gesamtveranstaltung ist von der Einbettung in Module und den Studienverlauf abhängig. Für Lehrende ist wichtig,

  • frühzeitig die Teilnehmendenzahl zu kennen
  • Unterkünfte und Transportmittel zu buchen
  • die finanzielle Kalkulation machen zu können
  • vor- und nachbereitende Lehrveranstaltungen konzipieren zu können.

Für Studierende ist es wichtig frühzeitig

  • den Termin
  • die Kosten
  • und die von ihnen zu erbringenden Leistungen

zu kennen.

Wichtige Meilensteine einer Zeitplanung sind beispielhaft in Abb. 3 dargestellt.

Abb. 3: Beispielhafte Zeitplanung einer einwöchigen Exkursion in der vorlesungsfreien Zeit im Sommersemester

 

Bei der Zeitplanung jedes einzelnen Exkursionstages zu berücksichtigen sind:

  • Besichtigungs-/Vortrags-/Gesprächszeiten: Neben den Zeiten für einen geplanten Input sind auch Zeiten für Fragen und Diskussionen einzuplanen.
  • Wegzeiten: Zu berücksichtigen ist die Trägheit der Masse: Gruppen sind wesentlich langsamer als Lehrende, die eine Strecke testweise ablaufen.
  • Fotozeiten: Am besten nach Ankunft an einem Standort zunächst ein paar Minuten zum Fotografieren einräumen, damit danach alle die Ruhe haben, sich dem Vortrag/Gespräch zu widmen.
  • Abfahrtszeiten der genutzten Verkehrsmittel
  • Öffnungszeiten von Einrichtungen, die besucht werden sollen
  • Pufferzeiten für Unvorhergesehenes

Eine idealtypische Zeitplanung ist in Tab. 2 dargestellt.

Zeitplanung

Standort

Vermittlungsziel

9:00

Treffpunkt U35 Campus

Begrüßung und Einführung

9:15-9:20

Fußweg

 

9:20

Ende der Unibrücke / Leuchtschriftzug

Kunst und Wissenschaft

9:25-9:30

Fußweg

 

9:30

Wasserrelief

Kunst und Kommunikation

10:00-10:05

Fußweg

 

10:05-10:20

Guernica

Kunst als politisches Ausdrucksmittel

10:20-10:40

Edwards Café

Kaffeepause

10:40-10:45

Fußweg

 

10:45

Nextbikestation vor Audimax

Räder ausleihen

usw.

Tab. 2: Tabelle als Planungshilfe für die Zeitplanung (könnte auch noch um Kontaktdaten zu einzelnen Standtorten ergänzt werden)

Organisation

Aus dem bisher Vorgestellten ergeben sich die wichtigsten Herausforderungen, die über die fachliche und didaktische Vorbereitung hinaus von Exkursionsleiter*innenbewältigt werden müssen:

  • Terminplanung: Exkursions- (und ggf. Seminartermine) sind frühzeitig festzulegen, damit Studierenden sich darauf einstellen und Unterkünfte und Transportmittel gebucht werden können.
  • Administration: Buchungen, Information der Studierenden über alle praktischen Fragen, Dienstreiseantrag, ggf. weitere Absprachen mit der Dienststelle
  • Finanzierung: Berechnung der Gesamtkosten (Übernachtung, Transport, Eintritte, Führungen, Trinkgelder, ggf. Geschenke für Expert*innen vor Orte, ggf. Druckkosten für Material). Anzahlungen durch die Studierenden sind zu empfehlen, um die Verbindlichkeit ihrer Anmeldung sicherzustellen.
  • Transport: An- und Abreise kann auch von den Studierenden individuell gebucht und mit eigenen längeren Aufenthalten vor Ort verbunden werden.
  • Unterbringung: Individuelle Buchungen durch die Studierenden sind möglich, i. d. R. bietet sich aber eine Gruppenbuchung an, damit morgens und abends Absprachen getroffen und pünktlich mit dem Programm begonnen werden kann.
  • Kontakte vor Ort: Falls vorhanden, tragen lokale Expert*innen wesentlich zum besseren Verständnis sowie zur Authentizität der Exkursion bei.
  • Orientierung: Nicht zu unterschätzen! Gut ist es, Exkursionen an solche Orte zu unternehmen, die man bereits kennt.

Bei diesen Herausforderungen können Hochschulen die Lehrenden durch eine entsprechende institutionelle Einbettung unterstützen (Abb. 4).

Abb. 4: Nichtfachliche Herausforderungen für Lehrende und Universitäten