Von Begriffen und Irrtümern
Ein mit zehn Menschen besetzter Bus hält und elf steigen aus.
Drei Wissenschaftler erklären das Phänomen.
Der Biologe: „Die müssen sich unterwegs vermehrt haben.“
Der Physiker: „Was soll’s. Zehn Prozent Messtoleranz müssen drin sein.“
Der Mathematiker: „Wenn jetzt einer einsteigt, ist der Bus leer.“
Den kennen Sie schon? – Und, geschmunzelt?
Der Witz liegt in der Selbstverständlichkeit, mit der wir uns Alltags- und Wissenschaftsphänomenen nähern. Jede/r bewegt sich im Rahmen seines gewohnten disziplinären Denkens. Weitergedacht führt uns das Beispiel zum Ausgangspunkt des Gedankens, der sich hinter dem Begriff Interdisziplinarität verbirgt: Komplexe Probleme können nicht nur aus einer Disziplin heraus gelöst werden. Und weil sich die Probleme einer globalisierten Welt komplex und kontextabhängig gestalten, ist interdisziplinäres Arbeiten unabdingbar. In der Wirtschaft fördert die interdisziplinäre Teamarbeit die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft eines Unternehmens und in der Wissenschaft erweitern und erneuern interdisziplinäre Forscherteams ihr und unser Wissen. Selbst im Alltag verstehen wir es, die Vielfalt der Fähigkeiten und Kompetenzen des Einzelnen lösungsorientiert einzusetzen. Auch in der Lehre und im Studium werden interdisziplinäre Perspektiven gefordert und gefördert.
Grob vereinfacht sprechen wir also dann von Interdisziplinarität, wenn einzelne Disziplinen nicht nur miteinander kommunizieren, sondern auch miteinander kooperieren. In der interdisziplinären oder auch überfachlichen Forschung und Lehre heißt das, die Methoden und Denkweisen verschiedener Fachrichtungen zu nutzen, um ein komplexes Problem bzw. eine wissenschaftliche Fragestellung anzugehen, zu bearbeiten und bestenfalls zu lösen.