Zielsetzung und Zweck

Wenn Sie als Lehrende sich wünschen, mit Ihren Studierenden mehr ins Gespräch zu kommen, tiefer in ein bestimmtes Thema einzutauchen oder anwendungsorientierter zu arbeiten, könnte die Lehr- und Lernmethode des Inverted Classrooms etwas für Sie sein!

Übergeordnetes Ziel des ICM ist es, durch die Auslagerung grundlegender Lernaktivitäten in die Online-Phase mehr Raum und Zeit für eine gemeinsame, intensivere Auseinandersetzung mit den Inhalten in der Präsenzlehre zu schaffen. Anders als im konventionellen, mehr oder minder frontalen Vorlesungsformat können Sie im Sinne des ICM die kooperative Lerngelegenheit im Hörsaal gezielter nutzen und den Fokus weg von einer eher lehrenden- und instruktionsorientierten hin zu einer lernenden- und interaktionsorientierten Ausrichtung verschieben. In der In-Class-Phase gilt es dementsprechend lernförderliche Interaktionen zu initiieren: Durch den Austausch, die Diskussion und die Zusammenführung von Perspektiven, Fragen und Ideen mit anderen Lernenden und Ihnen als Lehrende, ermöglichen Sie das Erschließen und Reflektieren von Inhalten in einer Weise, die in individueller Arbeit nicht zu erreichen ist. Implizit misst das Modell somit dem kooperativen face-to-face Lernen eine hohe Relevanz zu.

Die Out-of-Class-Phase ist allerdings nicht nur Mittel zum Zweck für die In-Class-Phase, sondern hält selbst das Potenzial für einen didaktischen Mehrwert bereit. Der Einsatz von digitalen Elementen erlaubt es den Lernenden, sich zeitlich und örtlich flexibel die erforderlichen Grundlagen individuell zu erarbeiten. Gegenüber der Wissensvermittlung durch einen einmaligen Vortrag eröffnet z. B. das Lernen mit Videos die Möglichkeit, sich Inhalte im eigenen Tempo je nach persönlichen Vorkenntnissen selbstgesteuert anzueignen, indem noch nicht hinreichend verstandene Sequenzen erneut angeschaut bzw. Sequenzen zu bereits bekannten Inhalten übersprungen werden können. In die Videos integrierte Fragen (und ggf. unmittelbares Feedback) können Studierende in der Überprüfung des eigenen Lernstands und -prozesses unterstützen. Basierend auf dem individuellen Antwortverhalten erlauben innovative E-Learning-Tools, die Lernenden an eine bestimmte Stelle im Video (z. B. Begriffsklärung) zu navigieren oder mit weiterführenden Informationen auszustatten. Erwünschte Effekte in der Out-of-Class-Phase auf Seite der Lernenden sind demnach die Flexibilisierung und Individualisierung des Lernprozesses sowie die Entwicklung eines verstärkten Bewusstseins für den eigenen Lernfortschritt. So fördert das ICM die in der heutigen Arbeits- und Lebenswelt zunehmend relevanten Selbststeuerungskompetenzen und trainiert die Lernenden im Umgang mit digitalen Bildungsressourcen. Auch auf Seite der Lehrenden birgt das „Umdrehen“ der eigenen Lehrveranstaltung den Vorteil, den Lernprozess der Studierenden näher begleiten, Schwierigkeiten einfacher identifizieren und die eigene Lehre sinnvoll weiterentwickeln zu können.

Sie als Lehrende können eine Reduzierung des eigenen Zeit- und Arbeitsaufwandes erreichen, wenn Sie für Ihre Zwecke geeignete, frei verfügbare Bildungsressourcen (Open Educational Resources: OER) verwenden.