Denktexte in einer frei gewählten Sprache
Fachgruppen: alle
Veranstaltungsform: alle
Voraussetzungen: keine
Aufwand: minimal, 5-10 Minuten zur Durchführung
Effekte: sprachliche Individualisierung, Aktivierung, Intensivierung des Lernens, Vorbereitung mündlicher Interaktion
Studierende profitieren unabhängig von der verwendeten Sprache davon, wenn sie in Lehrveranstaltungen informelle, explorative Minitexte über den Stoff schreiben, sogenannte „Minute-Paper“ oder „Denktexte“ (zu Hintergründen und Formen vgl. z. B. Lahm 2016: 111 ff). Dabei kommt es nicht auf die geschriebenen Texte selbst an, sondern darauf, dass die Studierenden durch das Formulieren in eigenen Worten das Gehörte tiefer verarbeiten, mit ihren eigenen Fragen oder Gedanken verknüpfen und das Schreiben so als Moment der individuellen Auseinandersetzung nutzen. Diese Texte sollten nicht eingesammelt werden, weil sonst ihr informeller und individueller Charakter verloren geht und Studierende nicht die Erfahrung machen, dass das Schreiben für sie ein Denkwerkzeug sein kann.
Denktexte lassen sich z. B. in einer Vorlesung am Ende eines thematischen Abschnitts einsetzen oder in einem Seminar / einer Übung vor einer Diskussion. Die Studierenden können so ihre Gedanken sammeln, Fragen überlegen und sich schreibend auf ihre Redebeiträge vorbereiten. Dies kann besonders zurückhaltenden oder sprachlich unsicheren Studierenden ermöglichen, sich zu beteiligen, und die Qualität einer sich anschließenden Diskussion wesentlich steigern.
Wenn Sie diese Methode einsetzen wollen, können Sie sie routinemäßig mit dem Hinweis verbinden, dass die Studierenden selbst entscheiden können, in welcher Sprache sie schreiben. Studierende können so für die Gedankensammlung eine andere Sprache als die Lehrsprache nutzen, wenn sie z. B. Informationen zu diesem Thema vor allem in einer anderen Sprache rezipiert haben oder in einer anderen Sprache intensiver nachdenken können. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, dass sie mehr Gedanken sammeln, beim Schreiben unterschiedliches Wissen verknüpfen und ihren Redebeitrag inhaltlich besser vorbereiten können.