Sensibilisierung für das Potential von Mehrsprachigkeit

Fachgruppen: alle
Veranstaltungsform: alle, besonders aber Seminare, Übungen mit Interaktion zwischen den Studierenden
Voraussetzungen: verschiedene Sprachen spielen in der Gruppe, für den Stoff oder im Studiengang eine Rolle
Aufwand: Vorbereitung gering, Durchführung 30-40 Minuten
Effekt: Studierende erleben, dass sie in verschiedenen Sprachen auf unterschiedliche Bereiche ihres Wissens und ihrer Erfahrungen zugreifen können.

Studierenden ist nicht immer bewusst, dass sie alle ihnen verfügbaren Sprachen für das Studium produktiv nutzen können – auch wenn diese keine Lehrsprachen sind. Sie unterschätzen dabei, dass sie so hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, weil sie mit jeder zusätzlichen Sprache im Sinne einer akademischen Mehrsprachigkeit auf mehr Wissen und Erfahrungen zurückgreifen können.

Mit einem kleinen Sprachenexperiment (vgl. Lange 2015) können Sie hier Impulse setzen: Stellen Sie zuerst eine Brainstormingmethode vor, bei der assoziativ Ideen gesammelt werden, z. B. das Clustern (vgl. Rico 2004). Für ein Cluster wird zuerst ein Thema als Stichwort in die Mitte eines leeren Blatts geschrieben. Von diesem Zentrum ausgehend werden Ideen in Ketten von Stichworten notiert. Immer wenn eine Gedankenkette endet, kann vom Zentrum aus eine neue begonnen werden. Dabei werden alle Ideen aufgeschrieben, ohne sie zu bewerten oder zu zensieren. Für ein Cluster reichen ca. 4—5 Minuten aus.

Fordern Sie dann die Studierenden auf, zu einem bestimmten Begriff ein Cluster zu schreiben. Im nächsten Schritt übersetzen die Studierenden den Ausgangbegriff in eine andere Sprache und schreiben ein neues Cluster in dieser Sprache. Sie können dies wiederholen, bis alle verfügbaren Sprachen ausprobiert wurden. Zur Auswertung vergleichen die Studierenden ihre Cluster in den unterschiedlichen Sprachen. Viele von ihnen werden feststellen, dass die Ideen und Assoziationen sich von Sprache zu Sprache unterscheiden und sie also mehr Ideen haben, wenn sie sich nicht auf eine Sprache beschränken. Sie können diesen Effekt verstärken, wenn Sie einen Ausgangsbegriff wählen, mit dem viele Menschen Erfahrungen in unterschiedlichen Sprachen verbinden, wie z. B. Musik, Reise, Schule oder ein entsprechender Begriff aus Ihrem Fachkontext.

Dieses Verfahren lässt sich auch gut einsetzen, wenn im Seminar ein Text in einer anderen Sprache als der Lehrsprache gelesen wurde. Hier könnten Cluster zum Text in beiden Sprachen angefertigt und anschließend diskutiert werden.