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Internationalisierung – lebensweltliche Mehrsprachigkeit – akademische Mehrsprachigkeit

Universitäten sind traditionell und aktuell vielsprachige Räume. Zum einen ist dies eine Folge der institutionell auch von der RUB angestrebten Internationalisierung: Studierende und Forschende aus anderen Ländern kommen nach Bochum, Lehre und Forschung ist auf den internationalen Kontext ausgerichtet, ganze Studiengänge werden auf Englisch angeboten. Internationalisierung bedeutet aus sprachlicher Perspektive meistens Englisch als lingua franca der Wissenschaften.

Zum anderen leben viele Studierende und Lehrende durch die Internationalisierung von Lebensläufen in mehr als einer Sprache: Sie kommunizieren täglich in unterschiedlichen Sprachen mit Verwandten, Freund/innen und Kolleg/innen, sie haben möglicherweise in mehreren Ländern Schulen und Universitäten besucht, sie nutzen Informationsquellen in unterschiedlichen Sprachen – ihre Lebenswelt ist mehrsprachig (lebensweltliche Mehrsprachigkeit).

Mehrsprachigkeit an der Universität bedeutet jedoch noch weit mehr: In vielen Fächern ist eine akademische Mehrsprachigkeit so selbstverständlich, dass sie gar nicht als solche wahrgenommen wird: Forschungsliteratur wird in unterschiedlichen Sprachen gelesen, Primär- oder Quellentexte liegen in unterschiedlichen Sprachen vor und die wissenschaftliche Kommunikation findet nur selten ausschließlich in einer Sprache statt. Dies gilt ganz besonders für die philologischen Fächer, die sich mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen befassen, aber auch für große Teile der Kultur- und Sozialwissenschaften.

Für Mehrsprachigkeit in Lehr-/Lernsituationen spielen also ganz unterschiedliche Faktoren zusammen, die jedoch selten gemeinsam betrachtet und häufig unterschiedlich bewertet werden: als Ziel, als Problem oder als Ideal. Doch obwohl die Ursachen für Mehrsprachigkeit im Lehrgeschehen unterschiedlich sind, führen sie zu denselben Situationen für das Lernen, Lehren und Kommunizieren. Ich möchte in diesem Beitrag Vorschläge machen, wie Sie bei der Arbeit mit sprachlich heterogenen Gruppen alle vorhandenen Sprachen als Ressource für das fachliche Lernen nutzen können, statt die Heterogenität als Problem und Unsicherheiten einzelner Studierender in der Lehrsprache als Defizit zu betrachten.