Begriffsarbeit und was daraus für die Lehre folgt

Was denn nun? Referat, Expertengruppe, Präsentation, oder was? In der akademischen Lehre kommen oft verschiedene Bezeichnungen für Referate vor. Manchmal meinen diese Begriffe etwas Ähnliches, manchmal aber unterscheiden sie sich in speziellen Punkten. Das kann verwirrend sein, deshalb ist es für die Lehre wichtig, genau zu verdeutlichen, welchen Arbeitsauftrag Studierende erfüllen sollen, wenn sie einen Vortrag halten.

Um selbst einschätzen zu können, was Sie unter einem Referat verstehen oder mit welcher Zielsetzung Sie Referate halten lassen, können Sie sich fragen:

Was sollen Studierende mit ihrem Vortrag leisten?

  • Soll das Referat ein Beitrag der Lernenden zum Unterrichtsgeschehen sein? In diesem Fall tragen Referent*innen oft fremdes, tradiertes Wissen vor, das sie sich zuvor angeeignet haben. Diese Referate folgen dem didaktisches Handlungsmuster ‚Lernen durch Lehren‘.
  • Soll eine Präsentation (lat. prae und sens, vor dem Sinn) gehalten werden? Wird damit vielleicht die mediale Unterstützung für das Referat stärker hervorgehoben, als Sie es beabsichtigen?
  • Für wen soll das Referat gehalten werden? Tragen Studierende das Referat für Sie vor, weil Sie anschließend die Inhalte bewerten? Oder bewerten Sie das Referat eher vor dem Hintergrund, wie gut die anderen Studierenden dabei abgeholt wurden?
  • Wann kommt es im Seminarverlauf dran? Steht es am Beginn der Sitzung oder eher am Ende?
  • Welche Funktion hat es? Dient es als Impuls oder als Vertiefung?

Ein Referat sollte gezielt in den Seminarablauf eingebaut werden (z.B. in der Motivations- und Einstiegsphase, in der Vertiefungs- oder Festigungsphase, als Kontrollphase etc.). Das sollten Sie den Studierenden mitteilen, weil damit unterschiedliche Aufgaben verknüpft sind. Daher ist es wichtig zu klären, welche Funktion Ihre Referate haben (vgl. Mückel 2010: 8):

  • Impulsreferate sollen etwa eine Diskussion anstoßen.
  • Erstzugang und Themenkonfrontation führen einen zuvor oft unbekannten Gegenstand ein.
  • Spezialisierungen und Vertiefungen von Themen kommen recht häufig in der Lehre vor und bilden oft den Kern einer Seminarsitzung
  • Sequenzzusammenfassung können unter Umständen eine Herausforderung sein, weil sie auf das vorherige Seminargeschehen eingehen.

Sie sollten Ihre Definition von Referaten oder Präsentationen erläutern und Ihren Studierenden verdeutlichen, was genau Sie von ihnen erwarten. Soll etwa Literatur wiedergegeben, der Forschungsstand erläutert, eine eigene Fragestellung entwickelt werden, ein eigenes Projekt vorgestellt werden etc.?

Festzuhalten ist also: Möchten Sie Referate in der Lehre einsetzen, sollten Sie klar definieren, was Sie unter dem Begriff Referat verstehen.