Kriteriengeleitete Beobachtungsbögen für Referate
Nutzen Sie einen kriteriengeleiteten Beobachtungsbogen in Ihrem Seminar! Mit einem solchen Bogen können Sie einerseits ein Referat anhand unterschiedlicher Kriterien einschätzen und diese Einschätzung und Ihr Feedback anhand konkreter, schriftlich fixierter Beobachtungen den Studierenden gegenüber begründen. Andererseits ist es für die Studierenden ungemein wichtig, diese Kriterien, bevor und während sie ihre Referate erstellen, zu kennen.
Sie können die Studierenden in einer der ersten Sitzungen auch eigenständig Kriterien erarbeiten und zusammentragen lassen, das erhöht die Akzeptanz der einzelnen Kriterien und führt dazu, dass die Studierenden die Kriterien eher ‚verinnerlichen‘ und bereits bei der Erstellung der Referate berücksichtigen (Grzella/Kähler/Voßkamp 2014 und Grzella/Kähler/Plum/Voßkamp 2015). Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, den Studierenden entweder einen Text (zum Beispiel Ratschläge an einen schlechten Redner“ – Kurt Tucholsky) oder einen aufgezeichneten Vortrag als Material an die Hand zu geben, über das sie dann diskutieren und anschließend Kriterien für „gutes‘ Präsentieren ableiten. So ist zum Beispiel folgender Bogen entstanden:
++ / + / – / — | Begründung der Einschätzung | |
Inhalt | ||
Verständlichkeit | ||
Struktur | ||
Fragestellung | ||
Art der Präsentation | ||
Sprache | ||
Gestik / Mimik / Körperhaltung | ||
Medieneinsatz | ||
Raumnutzung | ||
motivierend / Neugier weckend | ||
Interaktion | ||
Zuhörer*innen einbeziehen | ||
Weiteres |
Abb. 1: Kurzer Kriterienbogen (Grzella/Kähler/Plum 2018: 132)
Sie können einen solchen Bogen entweder selbst nutzen oder ihn für ein Peerfeedback den Zuhörer*innen geben. Der Vorteil eines Bogens, wie der oben gezeigte, ist der: Die Studierenden (und auch Sie selbst) sind aufgefordert, ihre jeweiligen Einschätzungen konkret zu begründen. Das führt oftmals zu sehr konstruktivem Feedback (Fengler 2009).
Je umfangreicher ein solcher Beobachtungsbogen ist, desto eher besteht die Gefahr, dass Beobachtende den Überblick verlieren. Auf alle Kriterien gleichermaßen achten zu wollen, ist ein schwieriges Unterfangen. Diese Bögen werden im Moment des Vortrags ausgefüllt, sodass die Beobachtenden gleichzeitig dem Vortrag folgen und Beobachtungen notieren müssen. Das kann dazu führen, dass Beobachtende den Faden verlieren und nicht mehr in der Lage sind, den Vortrag in Gänze zu beurteilen. Ein Beobachtungsbogen sollte daher für die Beobachtenden einfach und in Echtzeit bearbeitbar sein. Werden aber zu wenige Kriterien berücksichtigt, kann dies dazu führen, dass ein einzelner Aspekt bei der Bewertung überproportional ins Gewicht fällt und das Gesamturteil verfälscht (vgl. Behrens/Vohr/Weirich 2014).
Tipps zum Umgang mit Beobachtunsgbögen
- Besprechen Sie mit den Studierenden gemeinsam in den ersten Stunden, wie Sie im Seminar Feedback geben wollen und welche Kriterien dem Feedback zugrunde liegen sollen.
- Die genannten Kriterien sind häufig alles andere als selbsterklärend. Was genau ist unter Begriffen wie Verständlichkeit oder Struktur zu verstehen? Wenn Sie Beobachtungsbögen benutzen wollen, um den Studierenden angemessen und konstruktiv Feedback geben zu können, sollten sie sich vorher mit den Studierenden darüber verständigt haben, was den jeweiligen Einschätzungen zugrunde liegen soll.
- Verteilen Sie Beobachtungsaufgaben für einzelne Kriterien. Die erste Reihe im Seminarraum könnte beispielsweise auf Verständlichkeit achten, die zweite Reihe auf die Adressatenorientierung, die vierte auf die PowerPoint-Präsentation etc. Damit schaffen Sie es gleichzeitig, dass das gesamte Publikum aufmerksam zuhört.