Internationalisation at Home: eine Einführung

Virtual Exchange ist ein Ansatz, der zur Internationalisierung von Hochschulen beiträgt. Es lohnt sich daher, die Debatte um die Internationalisierung der Hochschulbildung näher zu betrachten (Beelen & Jones 2015, Knight 2004, Hudzik 2015, Wachtling 2020).
Seit dem Jahr 2000 hat sich ein Diskurs entwickelt, der die Internationalisierung zu Hause (Internationalisation at Home, IaH) und vor allem die Internationalisierung des Curriculums (Internationalisation of the Curriculum, IoC) in den Vordergrund stellt, und damit alle Studierenden im Rahmen ihrer regulären Lehrveranstaltungen adressiert. Internationalisierung in der Hochschulbildung ist also weit mehr als die physische Studierendenmobilität, die sich zum Beispiel in Auslandssemestern einzelner Studierender niederschlägt (für einen Überblick zu Beteiligung, Wirkungen und Barrieren vgl. z.B. Souto-Otero et al. 2019, S. 68). Internationalisierung umfasst vielmehr die Weiterentwicklung kultureller, struktureller und praktischer Aspekte an jeder Hochschule. Ziel ist es, internationale, interkulturelle und globale Dimensionen in alle Studiengänge zu integrieren, sowohl fachspezifisch als auch hochschulspezifisch. Sie wird so zu einem “Motor für Qualität und Innovation” (de Wit & Leask 2015, S. 10, Übersetzung AT).

Entscheidend bei diesem Ansatz ist die Formulierung von „internationalisierten Lernergebnissen im formalen Curriculum“ (Jones & Reiffenrath 2018, o. S.). Dies bedeutet, dass die fachlichen Lernziele mit einer interkulturellen Perspektive verwoben werden, z.B. dass die Studierenden in der Lage sind, die Auswirkungen globaler Vernetzung auf ihre Disziplin zu diskutieren, oder spezifische kulturelle Kontexte zu berücksichtigen. Dies betrifft die Inhalte des Curriculums, Lernergebnisse, Aufgaben, Lehrmethoden, Prüfungen und vorhandene Unterstützungsangebote (Beelen & Jones 2015, S. 63-64). Die Internationalisierung des Curriculums ermöglicht eine gezielte Förderung interkultureller Kompetenzen durch Sichtbarkeit kultureller Vielfalt im Unterricht. Dies fördert ein breites Kulturverständnis und schafft ein diversitätssensibles Lernklima (Jones & Reiffenrath 2018, o. S.).
Maßnahmen zur Umsetzung von IaH/IoC umfassen die Einbeziehung von internationaler Literatur, eine vergleichende Perspektive, Gastvorlesungen von internationalen Kolleg*innen, die Verwendung internationaler Fallstudien sowie digitales Lernen und Online-Zusammenarbeit (Beelen & Jones 2015, S. 64). Ebenso gehören dazu Kooperationen zwischen dem universitären Klassenzimmer und lokalen kulturellen Gruppen. Auch der Unterricht in Englisch oder einer anderen Lingua franca kann je nach Lernzielen sinnvoll sein (Jones & Reiffenrath 2018, o. S.).

All diese Maßnahmen sollen den Zugang zur Internationalisierung für alle Studierenden gleichermaßen gewährleisten (Beelen & Jones 2015, S. 64), sodass alle Lernenden interkulturelle Erfahrungen und Kompetenzen erwerben können (z.B. Global Citizenship Education, UNESCO 2023), auch wenn sie nicht im Ausland studieren.

Da es sich bei Virtual Exchange im Kern um Lern- und Lehraktivitäten handelt, sind primär Sie als Lehrende*r angesprochen, IaH/IoC innerhalb Ihrer Veranstaltungen umzusetzen, ggf. mit Unterstützung der Hochschulverwaltung bzw. des zuständigen Zentrums für Lehren und Lernen (an der RUB: Zentrum für Wissenschaftsdidaktik).

Die Entwicklung digitaler Kommunikationstools unterstützt die IaH/IoC, indem sie das Online-Lernen und die Interaktion mit internationalen Partnerhochschulen erleichtert. Die Nutzung von Online-Tools kann den Zugang zu Lernmaterialien, zu Vorlesungen und zur Kommunikation mit internationalen Kommiliton*innen und Forscher*innen erleichtern. Letzteres ist der Fall für Virtual Exchange Aktivitäten, die im Folgenden näher erläutert werden sollen.