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Und nun? Ein Blick über den Tellerrand…

Ebenen 

Bei der Umsetzung adaptiver Lehrformate wird zwischen einer Mikro- und Makroebene des Lehrangebots unterschieden (Hardy et al., 2019). Auf der Makroebene zielt das Konzept auf langfristige und geplante Anpassungen des Unterrichts ab, z.B. die Wahl von bestimmten Unterrichtsmethoden für eine spezifische Studierendenkohorte. Auf der Mikroebene handelt es sich um situative und dynamische Anpassungen des Lernangebots aufgrund eines gezeigten Lernverhaltens, zurückgemeldeter Bedarfe der Lernenden an die Lehrperson oder äußerer Einflüsse. Sie können bspw. von einer geplanten Kleingruppenarbeit in ein Unterrichtsgespräch wechseln, falls die Anzahl der Lernenden überraschend klein ist. Die Unterscheidung der Mikro- und Makroebene macht die Breite des Spektrums deutlich, auf dem adaptive Lehre angesiedelt sein kann.

Kurz: Adaptive Lehre umfasst ein breites Lehrspektrum und kann ganz dynamisch und individuell reagieren (Mikroebene), als auch im größeren Rahmen geplant und strukturiert werden (Makroebene).

Offene Fragen

Das Thema adaptives Kursdesign wird seit Jahrzenten weiterentwickelt. Aufgrund der Komplexität des Themas und der vielfältigen Möglichkeiten gibt es nach wie vor einen starken Forschungsbedarf. Metaanalysen zeigen sowohl positive Effekte bzgl. Lernerfolg und Studierendenmotivation als auch neutrale sowie negative Effekte wie Überlastung im Kurs (Kerres et al., 2023). Der freien Lernweggestaltung steht die deterministische Kursgestaltung gegenüber. Im klassischen Kursaufbau folgen Aktivitäten sequenziell aufeinander. Die freie Lernweggestaltung ermöglicht das Explorieren von Themen, die Studierende am meisten interessieren oder wo der größte Lernbedarf besteht. Wie stark muss eine Kursstruktur Lernpfade vorgeben? Unter welchen Bedingungen ist adaptive Kurgestaltung kontraproduktiv? Im Kontext adaptiver Lehre besteht nach wie vor ein großer Forschungsbedarf. Fest steht: Das Konzept fordert von Ihnen als Lehrperson eine stetige Auseinandersetzung mit den Lehrressourcen im Kurs und mit den individuellen Bedürfnissen der Studierenden.

Praxistipp: Adaptive Lehre erfordert eine kontinuierliche Beschäftigung mit der Wirksamkeit Ihrer Lernmaterialien. Moodle Reports geben Ihnen erste Einblicke, wie Kursmaterialien genutzt werden: Sie können erkennen, welche Materialien besonders intensiv genutzt werden und welche weniger. Halten Sie regelmäßig Rücksprache mit den Studierenden, was ihnen besonders hilft und was nicht.

Moodle-Funktionen

Plugins bieten weitere vielfältige Möglichkeiten adaptive Mechanismen zu unterstützen. Mit H5P können Sie Entscheidungsbäume entwickeln, die wie Lernpfade funktionieren. Der Aufbau der Pfade wird visualisiert und kann so die Verknüpfungen der Lernressourcen erleichtern. Starten Sie nach wie vor nicht mit der Entwicklung komplexer Lernwege, wenn Ihnen das Thema neu ist. Bereits kleine individuelle Anpassungen im Kurs können sich positiv auf die Lernmotivation auswirken. Achten Sie darauf, Kurse mit Funktionen nicht zu überfrachten.

Kurz: Plugins wie H5P (z.B. Entscheidungsbäume) und Moodles Learning Analytics Funktionen bieten weitere Möglichkeiten Kurse adaptiv zu gestalten.

Learning Analytics

Learning Analytics bietet Ihnen eine starke datenzentrierte Auseinandersetzung mit dem Thema. Zunehmend kommen dabei auch KI-basierte Ansätze zum Einsatz, die beispielsweise automatisch Muster (je nach definiertem Modell) erkennen und zur Vorhersage von Lernerfolgen eingesetzt werden können. Die Integration solcher Technologien kann eine Unterstützung zur adaptiven Kursgestaltung bieten und neue Perspektiven auf dateninformiertes Lehren und Lernen ermöglichen. Dabei bleibt der verantwortungsvolle Umgang mit Daten essenziell, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz, Fairness und Transparenz. Mehr dazu im zweiten Teil dieser Rubrik.

Autor*innen

  • Andre Hellwig, Mitarbeiter bei IT.Services der Ruhr-Universität Bochum im Team „Studium und Lehre, Lerntechnologien“. Von August 2023 bis März 2026 Mitarbeit im Projekt MIau.nrw. Tätigkeitsschwerpunkte: Didaktik und E-Learning insbesondere Moodle.
  • Behsad Vahidi, Mitarbeiter bei IT.Services der Ruhr-Universität Bochum im Team „Studium und Lehre, Lerntechnologien“. Von August 2023 bis März 2026 Mitarbeit im Projekt MIau.nrw. Tätigkeitsschwerpunkte: Didaktik und E-Learning insbesondere Moodle.

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