Checkliste für gute Fragen und für eine Frage-Kultur
An dieser Stelle bieten wir Ihnen eine Checkliste mit Denkanstößen an, die Sie darin unterstützen, in der Vorbereitung auf Ihre Lehrveranstaltung gute Fragen für zentrale Arbeitsschritte zu formulieren. Selbstverständlich lässt sich das Lehrgespräch, also die Interaktion mit den Studierenden, nicht durchgehend nach „Redeskript“ gestalten. Es ist jedoch ratsam, im Vorfeld Fragen für zentrale Arbeitsschritte zu formulieren. So können Sie die Studierenden an sogenannten „Schlüsselsituationen“ innerhalb der Lehrveranstaltung zur Mitarbeit aktivieren. Zu diesen zählen beispielsweise der Beginn, das Stellen einer Aufgabe oder die Überprüfung der Lernergebnisse.
Checkliste: Fragen für die Lehrveranstaltung formulieren & eine Frage-Kultur schaffen
1. Analysieren Sie Ihre Fragen:
- Achten Sie auf das Anspruchsniveau Ihrer Frage: Auf welchem Niveau erwarten Sie eine Antwort?
- Überlegen Sie, welche Annahmen Ihre Frage transportiert (z.B. Übung besucht, Skript gelesen)
- Stellen Sie zur Berücksichtigung der Heterogenität Ihrer Lerngruppe Fragen zu einem Sachverhalt auf unterschiedlichen Anforderungsniveaus. Hier bietet sich die Methode „Challenge by Choice“ an.
2. „Vorbildlich!“ – Orientieren Sie sich an diesen Maßgaben:
- Meine Fragen sind kekk – kurz, einfach, klar, knackig.
- Meine Fragen verbinden Neues mit Bekanntem und mit früher Gelerntem.
- Meine Studierenden haben Gelegenheit und Anreize zu fragen.
- Geben Sie den Studierenden genügend Zeit zum Antworten.
- Geben Sie den Studierenden je nach Frage und Anspruchsniveau zwischen fünf und zehn Sekunden Zeit. In diesen Sekunden spielt sich einiges ab: Frage verstehen – über die Frage nachdenken – Antwort formulieren
- Zur inneren Entlastung eine Botschaft vorab: Schnelle Antworten, wie aus der Pistole geschossen, sind manchmal ein Zeichen dafür, dass die Frage nur alte Sichtweisen aktiviert hat und noch nicht neue Ansätze und Assoziationen ausgelöst hat. Nutzen Sie deshalb die Zeit des Schweigens. Weisen Sie die Studierenden beispielsweise darauf hin, dass sie sich Notizen zur Frage machen können, bevor sie mündlich antworten.
3. Fragen Sie gekonnt nach Fragen der Studierenden.
- Stellen Sie nach Abschluss einer Lehreinheit eine öffnende Frage, bevor Sie mit dem nächsten Arbeitsschritt fortsetzen.
- Die geläufige Frage „Haben Sie dazu noch Fragen?“ ist eine rein rhetorische Frage. Sie ist so global, dass dem Gegenüber – hier: den Studierenden – vielfach das „Packend“ fehlt, um auf diese Art der Frage zu reagieren. Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass es selten eine Reaktion auf diese Frage gibt. Bieten Sie in Ihrer Fragestellung konkrete inhaltliche Bezüge an. Beispiel: „Wir haben über den Einsatz von Simulationspaten zur Entwicklung der Beratungskompetenz gesprochen. Welche Chancen verbinden Sie mit dem Einsatz der Paten? Was gilt es bei deren Einsatz zu beachten?“.
- Zur Überprüfung des Lernerfolgs bietet sich eine Skalierung an.
- Bauen Sie einen „Zwischenschritt“ ein: Häufig erwarten wir auf eine Frage eine direkte, schnelle Antwort – im Sinne von: Mündlich gefragt, mündlich geantwortet. Bitten Sie die Studierenden, ihre Gedanken zur gestellten Frage stichwortartig zu notieren, bevor sie mögliche Antworten im Plenum einbringen. Alternativ können Sie die Studierenden auch bitten, sich zunächst mit den Sitznachbar*innen zur Frage auszutauschen: „Sie haben eine Minute für den Austausch mit der Person, die neben Ihnen sitzt. Danach bitte ich um Ihre Antwort im Plenum.“