Öffnende Fragen

Wodurch sind öffnende Fragen gekennzeichnet? Diese Frage ist bereits ein Beispiel für eine öffnende Frage: Diese werden in der Regel mit W-Wörtern eingeleitet und geben keine Antwortmöglichkeiten vor – anders als Fragen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. (In der Literatur werden diese Fragen auch oft als „offene Fragen“ oder „W-Fragen“ betitelt. Wir haben uns gemäß Straß 2007 für den Begriff „öffnende Fragen“ entschieden, der mit dem Begriff betont, dass diese Fragen viele Perspektiven und Gedanken eröffnen.) Im hier betrachteten Kontext einer Lehrveranstaltung erhalten Studierende die Gelegenheit, eigene Beschreibungen, Ideen und Erklärungen als Antwort auf eine öffnende Frage einzubringen. Öffnende Fragen nehmen meist Tempo und Druck aus dem Gesprächsverlauf. Es bedarf vielfach einer Überlegungszeit, um auf eine solche Frage fundiert antworten zu können, denn Interpretationen, Stellungnahmen und Assoziationen sind gefragt. „Mit öffnenden Fragen kann eine Art Zeitlupe geschaffen werden, die es ermöglicht, mehr wahrzunehmen und mehr für die Entwicklung von Lösungen zu nutzen“ (Straß 2007, S. 89).

  • Ein erster Tipp: In der Lehre können Sie öffnende Fragen auch nutzen, um das Verständnis von Theorien auf einem höheren Lernziel-Niveau abzufragen. Nehmen Sie ein praktisches Beispiel, und fragen Sie Ihre Studierenden: „Wie stellt sich die Situation aus Perspektive der Theorie A dar?“
  • Ein zweiter Tipp: Stellen Sie sich vor, dass Sie in Ihrer Lehrveranstaltung bereits eine öffnende Frage gestellt haben, auf die Studierende ihre Antworten gegeben haben – z.B. zur Theorie A. Haken Sie doch mal an einer Stelle, an der Sie üblicherweise zum nächsten Schritt übergehen würden, nochmal nach mit „Was noch?“. Diese kurze Frage lädt zu einem „Thinking out oft the box“ ein. Erste Gedanken oder Begründungen wurden zwar bereits genannt – doch was gibt es darüber hinaus? Laden Sie die Studierenden zum Querdenken und zum Hinterfragen der eigenen Sichtweise auf ein Thema ein.

Was sagen Studierende?

„Für realistisch halt ich, dass man generell versucht, auf ein paar Folien zu verzichten zum Thema XY und stattdessen das Ganze durch offene Fragen ergänzt, sodass man sich darüber erstmal Gedanken machen kann, also z.B. Modelle zu vergleichen, Gemeinsamkeiten zu finden, Unterschiede, Widersprüche, was auch immer. Das findet teilweise in den Vorlesungen statt, nur dass das dann wieder auf Folien präsentiert wird: Guck mal, diese Theorie widerspricht sich hiermit, wir haben einen Konflikt. Lasst doch die Studierenden selbst darauf kommen.“ (2. Mastersemester Psychologie)

Autor*innen

  • Kristina Boosmann, stellvertretende Leiterin des Bereichs Hochschuldidaktik im Zentrum für Wissenschaftsdidaktik, Ruhr-Universität Bochum, kristinaboosmann
  • Aleksandra Jablonski, von 2014 bis 2017 Mitarbeiterin des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2017 an der Hochschule Hamm-Lippstadt tätig.
  • Julia Philipp, Mitarbeiterin im Zentrum für Wissenschaftsdidaktik der Ruhr-Universität Bochum; tätig u.a. zu den Themen Prüfen und Evaluieren & Feedback, juliaphilipp

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