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Praxisbeispiel: Buddy-Programm Natural.PALS – Interkulturelles Peer-Learning und Peer-Tutoring in den Naturwissenschaften

Das Buddy-Programm Natural.PALS habe ich im Rahmen des Teilprojekts „Internationalization at Home“ des BMBF-geförderten QPL-Projekts inSTUDIESplus konzeptioniert und seit 2017 in Kooperation mit der Fakultät für Biologie und Biotechnologie umgesetzt. Es richtet sich an Studierende der Naturwissenschaften, ist im Grundsatz auf andere Fachbereiche übertragbar sowie hinsichtlich des Ansatzes sowie seiner Methoden und Komponenten für einzelne Lehrveranstaltungen adaptierbar.

Den Kern des Programms bildet das Prinzip eines interkulturellen Peer-Tutorings bzw. Peer-Learnings: Innerhalb einer Fakultät vermitteln wir internationalen Studienanfänger*innen lokale Studierende als Peer-Tutor*innen. Dabei streben wir ein Verhältnis von 1:1 an, je nach Bewerberverhältnis sind auch 2:1-Teams möglich. Die Zuordnung folgt einem Matching-Verfahren, das sich primär nach Studiengang, Interessen und Sprachkenntnissen richtet. Der Ansatz dieses Peer-Tutorings bzw. Peer-Learnings in kleinen Teams ermöglicht den Studierenden personalisiertes und interkulturelles Lernen auf Augenhöhe. (mehr dazu im folgenden Abschnitt)

Die lokalen Studierenden erhalten zur Qualifizierung eine Schulung und nehmen an einem interkulturellen Training teil, das sie für kulturelle Unterschiede in Kommunikation und Bildungssystemen sowie die eigene kulturelle Prägung sensibilisiert. Zur Vorbereitung der internationalen Studienanfänger*innen haben wir eine inzwischen frei verfügbare E-Learning-Schulung entwickelt.

In drei zentralen Veranstaltungen, die sich über die Vorlesungszeit verteilen, können sich die Studierenden in der größeren Gruppe austauschen. Zu Beginn dient eine Auftaktveranstaltung dem Kennenlernen sowie der Planung der Peer-Learning-Treffen. Nach etwa der Hälfte des Semesters können sich die Teilnehmenden in einem Reflexions-Kolloquium über ihre bisherigen Erfahrungen austauschen, ihren Lernprozess reflektieren und ggf. neue Ansätze für die weitere Zusammenarbeit entwickeln. In einer Abschluss-Veranstaltung resümieren sie ihren individuellen „learning outcome“.

Ergänzend beinhaltet das Programm einige variable Komponenten, die je nach Studiengang und für lokale und internationale Studierende unterschiedlich ausfallen, beispielsweise Angebote zur Sprachpraxis, internationale Vorträge oder Workshops zu Schlüsselkompetenzen für die Internationalen. (Details zur Programmstruktur finden Sie hier unter unter „Ablauf“.)

Das Programm verzahnt auf diese Weise die interaktive Aneignung interkultureller Kompetenzen mit der Entwicklung einer internationalen Perspektive auf das eigene Fachstudium.

Interkulturelles Peer-Learning / Peer-Tutoring als Ansatz für Internationalisation at Home – Erfahrungen

Das Modell des Buddy-Programms Natural.PALS sieht auf Bachelor-Ebene ein Peer-Tutoring zwischen einem internationalen Studienanfänger und einem fortgeschrittenen lokalen Studierenden (ab 3. Semester) vor, d.h. der „Peer“ hat fachlich einen Wissens- bzw. Erfahrungsvorsprung – das kulturelle Lernen findet dabei dennoch auf Augenhöhe statt. Auf Master-Ebene hingegen kommen zwei Studienanfänger zusammen, die im Peer-Learning arbeiten, sich die Studieninhalte gemeinsam erschließen, sich darüber austauschen und zusammen lernen.

   

Die Peer-Learning-Treffen (mind. zwölf Stunden insgesamt) organisieren und gestalten die Studierenden während des Semesters eigenverantwortlich und dokumentieren sie mithilfe einer Terminliste. Im direkten Austausch lernen sie voneinander (international) verschiedene methodische Zugänge, Perspektiven, Lernstrategien und Arbeitsweisen kennen und können so erproben, in einem kulturell heterogenen Team zusammenzuarbeiten. Die Erfahrungsberichte der Studierenden spiegeln, dass auf diese Weise auch Unterschiede in den Hochschul- und Studiensystemen der verschiedenen Länder offenbar wurden.

Gleichermaßen erwarben die Teilnehmenden Wissen über das jeweilige Herkunftsland des „Buddys“ aus einer persönlichen Perspektive. Kulturelle Unterschiede traten in der Zusammenarbeit teils auf der Verhaltensebene zutage, so dass sich die Studierenden offen darüber austauschen konnten. Viele beschrieben, dass sie dadurch eine neue Perspektive auf die eigene kulturelle Prägung einnahmen und vermeintliche Selbstverständlichkeiten der eigenen Lebenswirklichkeit als relativ erkannten.

Der Großteil der Studierenden bewertete diese Prozesse als bereichernde Erfahrung, verbunden mit der Einschätzung, von den Erkenntnissen und der veränderten Haltung zukünftig profitieren zu können. Mehrfach schilderten lokale Teilnehmende eine gestiegene Sensibilität und Empathie für die Situation internationaler Studierender sowie eine größere Bereitschaft proaktiv Kontakt herzustellen.