Kontinuierliche Leistungserbringung mit dem E-Portfolio
Was ist ein ePortfolio?
Das Portfolio ist eine Prüfungsform, bei der die Studierenden im Verlauf des Semesters verschiedene Arbeitsaufgaben bearbeiten, Materialien entwickeln und mit diesem Materialkorpus ihren Entwicklungsstand dokumentieren. Die Portfoliobeiträge basieren auf einer Reihe von vorgegebenen Aufgaben, die sich auf den jeweiligen Seminarinhalt beziehen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung der Studierenden mit dem Thema fachlich anleiten. Das Portfolio ist den sog. ›Mappen‹ in künstlerischen Fächern vergleichbar, bei dem Beispiele aus verschiedenen Arbeitsphasen und mit verschiedenen Arbeitstechniken gesammelt und zur Präsentation des eigenen Leistungsstandes vorgelegt werden.
Die Form der möglichen Aufgaben ist vielfältig: Es können Essays, inhaltsbezogene Fragen, kurze Texts zur Überprüfung von Fach- und Schlüsselkompetenzen, aber auch andere Leistungen, wie Stundenprotokolle und Referate in die Portfoliosammlung eingehen. Mit den einzelnen Aufgaben werden entweder die jeweils kommende Sitzung unter einer spezifischen Fragestellung vorbereitet oder Probleme, methodische Modelle und Ergebnisse der vergangenen Sitzung nachbereitet und damit nachhaltig gesichert. Gerade die Kombination mehrerer Leistungsformen ist die Stärke des Portfolioansatzes: So können verschiedene Kompetenzen entwickelt und überprüft werden.
Beim ePortfolio werden die Arbeitsaufgaben nicht in materieller Form, sondern auf einer eLearning-Plattform (Mahara, Moodle etc.) gestellt und gesammelt. Auch die Kommunikation und eine evtl. Evaluation der Aufgaben finden dezentral über die eLearning-Plattform statt. Damit ist es problemlos möglich, auch große Seminargruppen individuell und zeitnah zu betreuen. Entwickelt wurde das ePortfolio vor drei Jahren als seminarbegleitendes eLearning-Konzept für eine Seminargruppe von 60-80 TeilnehmerInnen und wird seitdem regelmäßig mit Erfolg in größeren wie kleineren Seminargruppen eingesetzt.
Was ist das Ziel der Portfolioarbeit?
Ziel der Portfolioarbeit ist zum einen die Unterstützung einer kontinuierlichen Vor- und Nachbereitung der Seminarinhalte durch die Studierenden. Durch die veranstaltungsbegleitende Bearbeitung von Aufgaben, die sich konkret auf die Seminarinhalte beziehen, bereiten die Studierenden die Seminararbeit auf diese Weise aktiv und selbstständig vor und nach. Aus der handlungsorientierten, aktiven Vorbereitung der Studierenden entwickelt sich eine breite Expertengruppe, deren Wissen – passiv oder aktiv – in den Seminarablauf integriert werden kann. Die Portfolioarbeit fördert damit eine selbstständige und kontinuierliche Seminararbeit. Auf Seiten der Studierenden wird der Fortschritt des Lernprozesses und der individuellen Auseinandersetzung mit dem Seminarthema nachaltig dokumentiert und einer seminarweiten Öffentlichkeit präsentiert.
Welche Kompetenzen überprüfen und bewerten Sie mithilfe von ePortfolios?
Die Portfolioarbeit dient der Stärkung der Fach- und Schlüsselkompetenzen. Semesterbegleitend werden fachwissenschaftliche Fragestellungen bearbeitet und die nachhaltige Auseinandersetzung mit methodischen Modellen angeleitet. Als wesentliche Schlüsselkompetenzen sind die hier die terminorientierte Arbeitsorganisation, die Förderung des eigenen Schreibverhaltens und des schriftlichen Ausdruck sowie eine kontinuierliche Verbesserung im Umgang mit komplexen Fragestellungen zu nennen.
Umsetzung im Semester
Methodisch kann der Einsatz eines Portfolios recht einfach an einem erprobten Model erklärt werden: Im Laufe des Semesters werden im Abstand von ca. 2 Wochen insgesamt sechs Portfolioaufgaben gestellt, von denen die Studierenden vier verpflichtend beantworten müssen. Die Aufgabe wird schriftlich im Lernmanagementsystem veröffentlicht; außerdem werden die Studierenden schriftlich per eMail über die Aufgabe informiert.
Die Portfolioaufgaben müssen bis ca. einen Tag vor der jeweiligen Sitzung bearbeitet und abgegeben werden. Danach beginnt beim Seminarleiter die Vorbereitung der kommenden Sitzung, in die auch die Beiträge der Studierenden mit einbezogen werden. In dieser Zeit werden die Beiträge im Forum veröffentlicht und sind nun auch für die Studierenden lesbar. Sie können nun die Beiträge ihrer Kommilitonen zur Kenntnis nehmen und ggf. auch kommentieren. Die Teilnahme an der Portfolioarbeit wird mit der Notenbuchfunktion der eLearning-Plattform zeitnah bestätigt. Der jeweilige Leistungsstand wird so verbindlich dokumentiert und kann sowohl von den Studierenden als auch der Lehrperson kontrolliert werden. Damit wird eine möglichst große Transparenz über die Qualität wie den Stand der Mitarbeit im Seminar hergestellt.
Bewertung
Je nach Anforderung des Seminars und der Studienordnung kann unterschiedlich bewertet werden.
- Das Portfolio ist Grundlage der Überprüfung der aktiven Teilnahme und der Vorbereitung: Es ist zunächst als eine Sammlung von Beiträgen ohne explizite Benotung konzipiert, allerdings wird jede Sitzung, die von einem Portfolio begleitet ist, mit einem kollektiven Feedback eingeleitet, das zumindest tendenziell solche Benotung ersetzt.
Ein individuelles Feedback auf besonders gelungene Beiträge kann in der Seminarsitzung erfolgen (Vorbildcharakter), ist aber vor allem jenseits des Plenums eine gute Möglichkeit, die Leistungen besonders guter Studierender zu honorieren. Außerdem ist die regelmäßige Integration der Ergebnisse in die Seminararbeit zu empfehlen. Neben einer einfachen Erwähnung positiver oder auch origineller Ergebnisse kann dies z.B. durch- Einzelfeedback, z.B. dem Aufgreifen individueller Thesen
- Gruppenfeedback
- spontane Kurzreferate besonders guter bzw. fundamental einführender Portfoliobeiträge
- Metaplandiskussionen
- vertiefende Kleingruppenarbeit
- Möglich ist auch die Benotung des gesamten Portfolios in Form einer Endnote. Je nach Umfang kann es als Ersatz oder auch als Vorleistung für eine abschließende Klausur oder Hausarbeit gewertet werden. Im letzteren Fall muss vorher kommuniziert werden, in welchem Umfang die Note des Portfolios in die Endnote mit einfließt. Die Benotungskriterien müssen dabei für jede Prüfungsleistung individuell festgelegt werden und sollten dem Standard entsprechen, der auch für andere Leistungsnachweise innerhalb des Faches gefordert wird. Hier ist auch auf eine Vereinbarkeit des Portfoliomodells mit der Studienordnung zhu achten.
Folgendes sollte beachtet werden
- Es ist wichtig, dass die Prüfungen den inhaltlichen Anforderungen des Seminars entsprechen und von Seiten der Studierenden als produktiver Beitrag in das Seminar eingebracht werden; Prüfungen sollten kein Selbstzweck sein, sondern der weiteren Kompetenzentwicklung der Lerngruppe und der einzelnen Studierenden dienen.
- Es bedarf der kontinuierlichen Betreuung der individuellen Studienleistungen. Dieses verschiebt einen Großteil der Betreuungs- und Korrekturleistungen vom Semesterende in das Semester hinein.
- Es muss Transparenz und Verbindlichkeit über den Stand der Portfolioarbeit hergestellt werden. Dies kann z.B. im „Notenbuch“ der Lernplattform erfolgen.
- Um die Selbstständigkeit und Originalität der Beiträge zu sichern, empfiehlt es sich, die Aufgaben individuell oder in Kleingruppen bearbeiten zu lassen, um die einzelen Arbeitsleistung möglichst gut bewerten zu können. Portfolioarbeit in zu großen Arbeitsgruppen kann zu einem Mißverhältnis der Arbeitsleistung einzelner Studierender führen. Zudem sollten die Ergebnisse erst nach ihrer Sichtung durch Dozent*innen veröffentlicht werden.
Weiterführende Links:
- Dokumentation einer innovativen Lehrveranstaltung […] Planung, Durchführung, Evaluation. Abschlußarbeit der hochschuldidaktischen Fortbildung. Bochum 2008.
Als PDF-Dokument auf: http://www.e-teaching.org/praxis/erfahrungsberichte/e-portfolio (letzte Sichtung: 16. September 2009).