Einwerbung von Forschungsmitteln: Studierende schreiben Förderanträge
Worum geht’s?
Das Ziel besteht darin, den Studierenden einen Einblick in Aspekte wissenschaftlicher Forschungsarbeit zu geben, die ihnen in den meisten gängigen Lehrveranstaltungen verborgen bleiben, obwohl sie im Wissenschaftsbetrieb eine wichtige Rolle spielen. Gemeint ist der Weg zur Realisierung wissenschaftlicher Projekte und deren Finanzierung wie sie am Beispiel der Antragstellung zur Förderung eines Forschungsvorhabens sichtbar gemacht werden kann.
Wie läuft die Prüfung ab?
Die Prüfung erfolgt schriftlich. Die Prüfungskandidat*innen schreiben im Anschluss an ein thematisch entsprechendes Seminar einen fiktiven Antrag auf Förderung a) eines Forschungsprojekts, b) eines Workshops, c) einer Sachmittelbeihilfe oder d) eines Druckkostenzuschusses. Ggf. kann der Antrag auch real sein, wenn beispielsweise die Förderung eines von den Studierenden selbstorganisierten Workshops beantragt wird.
Was ist das Ziel Ihrer Prüfung? Welche Kompetenzen überprüfen Sie?
Die Prüfung gibt den Studierenden die (zumeist einmalige) Gelegenheit, einen Einblick in die Anforderungen des alltäglichen wissenschaftlichen Geschäfts zu bekommen und so auch besser zu verstehen, welche Anforderungen der Wissenschaftsbetrieb jenseits der Lehre bereithält. Geprüft wird die Fähigkeit, einen erfolgversprechenden Antrag auf Förderung eines wissenschaftlichen Projekts zu schreiben. Überprüft werden somit alle Kompetenzen, die auch (zukünftige) Wissenschaftler bei der Abfassung ihrer Anträge unter Beweis stellen müssen, wie z.B. Überblick über den gewählten Forschungsbereich, Formulierung origineller und innovativer Forschungsfragen, Fähigkeit zur stringenten und anschaulichen Darstellung des Vorhabens, planerische und organisatorische Übersicht.
Was sind Ihre Bewertungskriterien für studentische Leistungen?
Besonders günstig an diesem Prüfungsformat ist der Umstand, dass die fördernden Stiftungen und Gesellschaften ihre Bewertungskriterien jedem*r Antragsteller*in offenlegen und öffentlich einsehbar zur Verfügung stellen, auch als Internet-Download (siehe z.B. die Homepage der Deutschen Forschungsgemeinschaft, etwa den DFG-Vordruck 10.20). Die Prüfungskandidat*innen sind mit solchen Hinweisen aus dem Seminar bereits gut vertraut. Die Bewertungskriterien in diesem Prüfungsformat können sich daher an diese Vorgaben anlehnen. Bewertet werden:
- Wissenschaftliche Bedeutung des Vorhabens (eventuell auch für andere Disziplinen)
- Qualität der Beschreibung des aktuellen Forschungsstandes
- Originalität des Vorhabens
- Erwarteter Erkenntnisgewinn (evtl. auch im Verhältnis zu den Kosten)
- Plausibilität des Kosten- und Zeitplans
- Eventuelle wissenschafts- und/oder gesellschaftspolitische oder wirtschaftlich-technische Bedeutung
- Klare Arbeitshypothesen
- Sinnvolle Eingrenzung der Thematik
- Angemessenheit der Methoden
- Durchführbarkeit, insbesondere im beantragten Zeitrahmen.
Was gilt es bei der Durchführung zu beachten? Was sind Tipps und Tricks?
Zu beachten ist, dass die zur erfolgreichen Antragstellung benötigten Inhalte und Kompetenzen im zugrundeliegenden Seminar allesamt thematisiert und an Beispielen verdeutlicht wurden. Auch Themen wie Personal- und Gerätekosten sowie Zeitpläne sind durchzugehen. Erfahrungsgemäß sind das für die Studierenden keineswegs „trockene“ Themen, da sie sich sehr interessiert zeigen, zu erfahren, was z.B. Hilfskräfte und Mitarbeiter*innen kosten und wie teuer und zeitintensiv Forschung im Allgemeinen sein kann.
Besonders reizvoll ist die reale Umsetzung eines Vorhabens, z.B. die studentisch organisierte Realisierung eines kleinen Workshops zu einem spezifischen Forschungsthema mit eingeladenen Referenten. Dozent*innen der Fakultät stehen dafür als Ansprech- und Unterstützungspartner*innen zur Verfügung, doch agieren die Studierenden weitestgehend selbstständig. Von Seite der Dozierenden ist auf eine genaue Zeitplanung zu achten, die auch berücksichtigt, wie die jeweils unterschiedlichen Antragsfristen zur Förderung solcher Veranstaltungen liegen und wie viel Zeit bis zur Bewilligung oder Ablehnung verstreicht. Aufgrund der üblicherweise einzuplanenden längeren Zeitspannen ist es sinnvoll, derartige Vorhaben über zwei Semester zu strecken.
Dieses Prüfungsformat ist nicht nur tauglich für Forschungsvorhaben wie Projekte, Workshops oder Sachmittelbeschaffung, sondern kann auch auf die Begutachtung von wissenschaftlichen Manuskripten oder ähnliches ausgeweitet werden.
Ergeben sich durch die Art der Prüfung spezifische Anforderungen an die Prüfenden? Und wenn ja, welche?
Prüfer*innen, die selbst schon erfolgreich Anträge gestellt oder Anträge begutachtet haben, werden sich leichter tun, die studentischen Anträge zu bewerten. Die auf Anfrage bei den Stiftungen und Gesellschaften erhältlichen schriftlichen Hinweise, die meist auch im Internet zur Verfügung gestellt werden, machen es aber sowohl den Studierenden als auch weniger erfahrenen Lehrenden leicht, sich die Grundlagen erfolgreicher Antragstellung anzueignen.
Was sind Stolpersteine?
Es ist wichtig, die Studierenden darauf vorzubereiten, dass solche Anträge auch scheitern können – auch wenn es sich hierbei um eine Erfahrung handelt, die kaum einer in der Wissenschaft tätigen Person erspart bleibt. Bei einem Antrag auf Förderung eines realen Vorhabens können im Fall der erfolglosen Antragstellung alternative Umsetzungsmöglichkeiten erwogen werden, wie z.B. die Durchführung des geplanten Workshops mit Dozenten der eigenen Fakultät.
Weiterführende Hinweise:
Das breiteste Spektrum an Fördermöglichkeiten bieten die folgenden Gesellschaften und Stiftungen:
Eine Übersicht über verschiedene Fördermöglichkeiten findet sich in dem folgenden Handbuch:
- Forschungshandbuch 2008/2009. Förderprogramme und Förderinstitutionen für Wissenschaft und Forschung (11. Auflage). Alpha Informationsgesellschaft