Das Portfolio als selbstgesteuerte Leistungsdokumentation
Im Rahmen des Moduls „Mädchen im naturwissenschaftlichen Unterricht“, das als lehrreich-Projekt gefördert wurde, wurde das Portfolio als Form der Leistungsüberprüfung genutzt. Das Modul bestand aus einem Seminar, einem sechswöchigen Schulpraktikum und einer eintägigen Abschlussveranstaltung. Da das Modul durch mehrere Lehrpersonen, wechselnde Gastvorträge sowie die Entwicklung und Untersuchung eigener Fragestellungen während des Schulpraktikums, Anforderungen auf verschiedenen Ebenen an die Studierenden stellte, bot sich die Portfolioarbeit an. Zusätzlich konnten wir Lehrenden den angehenden Master of Education-Studierenden auf diesem Weg ein Methodenwerkzeug für den eigenen Unterricht vorstellen.
Was ist ein Portfolio?
Das Portfolio ist eine Sammlung an Dokumenten, die die Studierenden im Seminarverlauf eigenständig erarbeiten und die so die Auseinandersetzung und den aktiven Umgang mit wichtigen Seminarinhalten dokumentieren. Zudem lenkt der seminarbegleitende Einsatz den Blick auf die Lernprozesse und ermöglicht es den Studierenden, ihre Lernprozesse bewusster wahrzunehmen und zu reflektieren.
Zentral für den Portfolioeinsatz sind nicht allein die einzelnen Dokumente. Die Studierenden können zudem aufgefordert werden, die einzelnen Arbeitsprodukte zu erläutern, z.B. warum sie einer bestimmten Fragestellung nachgegangen sind, oder auch welche Relevanz die einzelnen Produkte für den eigenen Lernprozess haben.
Für die Studierenden bedeutet das Arbeiten an einem Portfolio:
- mehr Mitgestaltung,
- die Möglichkeit, dem eigenen Lernrhythmus zu folgen,
- Lernprozesse bewusster wahzunehmen, und
- mehr Reflexion.
Für die Lehrperson bietet die Portfolioarbeit die Möglichkeit, den Unterricht offener zu gestalten. Dabei verlagert sich die Funktion der Lehrperson hin zu den Tätigkeiten Organisieren, Begleiten, Beraten, Hilfestellung leisten, Fachwissen ergänzen und Bewerten.
Das Portfolio im Seminar „Mädchen im naturwissenschaftlichen Unterricht“
Im Laufe des Seminars wurden von den verschiedenen Dozent*innen unterschiedliche Aufgaben gestellt, die von allen Studierenden bearbeitet werden mussten. Hierzu gehörten z.B. die Auseinandersetzung mit Lernzielen der eigenen Fächer, der Entwurf einer Unterrichtsstunde, das Erstellen eines Plakats zur Vorstellung eines Förderprojekts. Zudem sollte im Portfolio die Entwicklung der Fragestellung für das Praktikum dokumentiert und mit aktueller Forschungsliteratur untermauert werden. Ebenso galt es die Methodik und Ergebnisse der Untersuchung der eigenen Fragestellung zu dokumentieren und eine Reflexion zum gesamten Modul zu verfassen. Einige Aufgaben hatten dabei einen begrenzten Umfang, andere wiederum, wie z.B. die Dokumentation der Untersuchungsergebnisse und die Darstellung und Reflexion eigener Entwicklungsprozesse, waren ausführlicher und beinhalteten einen größeren Arbeitsaufwand.
Wie beurteilen Sie studentische Leistungen mithilfe von Portfolios?
Wir haben ein auf das gesamte Modul zugeschnittenes Punktesystem konzipiert, damit trotz verschiedener „Prüfer“ eine einheitliche Bewertungsgrundlage sichergestellt war. Dabei wurde zum einen berücksichtigt, ob alle geforderten Inhalte vorhanden waren, zum anderen auch Kriterien für die qualitative Ausgestaltung festgelegt. Hierzu gehörten z.B. ob die Fragestellung theoretisch-konsistent aus der Literatur oder Seminarinhalten abgeleitet wurde oder etwa ob zu Darstellung der Ergebnisse geeignete Visualisierungen verwendet wurden.
Tipps und Hinweise für die Durchführung
Folgende Fragen sollten Sie im Vorfeld geklärt haben:
- Über welchen Zeitraum soll das Portfolio angelegt werden?
- Welche allgemeinen Zielsetzungen verfolgt die Lehrveranstaltung?
- Welche Vorgaben und Ergebniserwartungen sollen formuliert werden?
- Wie soll das Portfolio in die Lehrveranstaltung eingeführt werden?
- Wann sollen Beratungs- und Reflexionsgespräche geführt werden?
- Wo und wie sollen die Portfolios wahrgenommen, anerkannt und bewertet werden?
Tipps und Hinweise für die Bewertung
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es einigen Studierenden, trotz transparenter Anforderungen an Sie, schwerfiel, die eigene Arbeit selbstständig zu steuern und ein vollständiges Portfolio abzugeben. Arbeiten Ihre Studierenden zum ersten Mal mit dem Portfolio, ist zu empfehlen, vor der endgültigen Abgabe des Portfolios noch einen Termin zur Beratung anzubieten.
Weiterführende Literatur:
- Portfolio im Unterricht. 1. Auflage, Erhard Friedrich Verlag, Seelze 2008
- Das Portfolio in der Unterrichtspraxis. 1. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim 2009