Merkmale

Folgende Kriterien setzen wir aus wissenschaftsdidaktischer Perspektive für lernförderliches Material an:

  • Verständlichkeit
  • Strukturierung
  • Aktivierung des Vorwissens
  • Visualisierung
  • Aktive Einbindung der Studierenden
  • Praxisorientierung

Verständlichkeit bezieht sich in erster Linie auf die Sprache. Als Wissenschaftler*in sind Sie es gewohnt, sich in Ihrer Fachsprache auszudrücken, und wollen, dass Ihre Studierenden diese erlernen. Gleichzeitig haben Sie es teils mit weniger erfahrenen Studierenden zu tun, so dass Sie darauf achten sollten, ob Ihre Fachbegriffe ggf. erklärt werden müssen. Vermeiden Sie ungenaue Formulierungen genauso wie komplizierte Satzkonstrukte, bei denen die Lernenden mehr mit dem Verständnis der Grammatik als mit dem Inhalt beschäftigt sind. Hilfreich können aktive Verben sein. Fokussieren Sie sich beim Inhalt und bei der Sprache zur Vermittlung des Inhalts auf das Wesentliche.

 

Eine klare Strukturierung ist bei Skripten, Folien, Handouts und Moodle-Kursen gleichermaßen wichtig. Sie können Ihre Inhalte z.B. durch die Verwendung von Überschriften, Absätzen und Aufzählungen strukturieren. Dabei helfen Ihnen Formatvorlagen in den Office-Programmen und in Content-Management-Systemen, die Sie auch zugunsten der Barrierefreiheit nutzen sollten. Eine klare Gliederung hilft bei der Orientierung und damit beim Lernen. Durch eine gut durchdachte Struktur wird die Informationsverarbeitung erleichtert.
Die Form folgt dabei der Funktion. Sie als Lehrende*r haben klar vor Augen, welches Ziel Sie mit dem zu erstellenden Material verfolgen und wann Sie es wie einsetzen. So müssen z.B. Präsentationsfolien für die Lehrveranstaltung nicht viele Informationen enthalten, bei Material zur Prüfungsvorbereitung bieten sich vertiefende Informationen an.

 

Aus der Lehr-Lern-Forschung wissen wir, dass eine Verknüpfung von neuem Wissen mit bereits vorhandenem Vorwissen dabei hilft, das Neue zu behalten. Vorwissen dient als Ausgangspunkt, um neue Informationen zu verstehen und ihnen Bedeutung zuzuordnen. Zur Aktivierung des Vorwissens gibt es verschiedene kreative Methoden, vor allem Visualisierungen, und Sie können in der Lehre und in Ihrem Lernmaterial z.B. mit Fragen, Übersichten oder kurze Wiederholungen arbeiten oder an bereits bekannte Erfahrungen oder Beispiele anknüpfen. Möglich ist z.B., dass Sie Ihre Studierenden zu Beginn Mindmaps zu einem neuen Thema anfertigen lassen.

Denn: Visualisierungen können die Aktivierung des Vorwissens unterstützen, und sie können neue Inhalte veranschaulichen. Zu möglichen hilfreichen Visualisierungen zählen Grafiken, Diagramme, Abbildungen, Tabellen, Mindmaps und viele weitere. Oft müssen Sie für eine Visualisierung, z.B. bei Grafiken zu einem Prozess, die Informationen sortieren, priorisieren und dann die Komplexität reduzieren, was wiederum das Verständnis erleichtern kann. Durch Visualisierungen können Muster oder Zusammenhänge oft besonders gut dargestellt werden.

Auch an der Universität ist ein gewisses Maß an Praxisorientierung für das Lernen wichtig. Das setzt bereits bei der Einbindung von Beispielen ein. Auch Fallstudien und Aufgaben, die einen Praxisbezug herstellen, gehören dazu. Studierende lernen oft besser, wenn sie die Anwendung der vermittelten Inhalte in der Praxis erkennen können. Stellen Sie in Ihren Lernmaterialien die theoretischen Inhalte anhand konkreter Beispiele dar. So fördern Sie die Kompetenzentwicklung Ihrer Studierenden.

Die aktive Einbindung der Lernenden schließt an die Aktivierung von Vorwissen an und ist nicht begrenzt auf die Präsenz- bzw. Online-Lehre. Bei der Gestaltung von Lernmaterial können Sie Aufgaben, Übungen oder Diskussionsfragen einbinden, die zum Nachdenken und Mitarbeiten anregen. So tragen Sie mit Ihren Materialien dazu bei, dass die Studierenden sich mit den Inhalten auseinandersetzen, ihre Lernprozesse selbst steuern und eine aktive Rolle in ihrem Studium einnehmen können. Sie können die Ergebnisse der Studierenden aus Aufgaben, Lückentexten, Moodle-Quizzes und ähnlichem wiederum in die Lehrveranstaltung einbeziehen.

Im Netz und in manchen Ratgebern finden Sie Hinweise wie „Passen Sie Ihre Materialien an die Lerntypen an.“ Die Idee von Lerntypen und Lernstilen klingt plausibel, beruht jedoch auf einem falschen Verständnis dessen, was in der Forschung als „meaning-based learning“ bezeichnet wird. Es gibt keine Evidenz dafür, dass Lerntypen existieren, obwohl dazu viel geforscht wurde. Vielmehr lernen wir alle durch die Nutzung unterschiedlicher Formate. Eine fremdsprachliche Aussprache lernen auch diejenigen, die gerne Bilder und Texte nutzen, nur über Hören und Sprechen. Eine komplexe Bewegung lernen wir alle nur über praktisches Handeln, nicht über Zuhören oder Zuschauen. Daraus folgt: Wenn Sie einen Mix an Texten, Grafiken, Wiederholungen, Aufgaben, etc. in Ihrem Lernmaterial nutzen, fördern Sie das Lernen aller Studierenden. Die Form ist immer abhängig vom Inhalt.