Formulierungshilfe für Lernziele

Wenn Sie Klarheit darüber haben, was Ihre Richt-, Grob- und Feinlernziele beinhalten, und auf welcher Taxonomiestufe Sie ansetzen, steht Ihnen die Aufgabe der Formulierung der Feinlernziele oder besser gesagt intendierten Lernergebnisse (Learning Outcomes) bevor. Dafür hilft Ihnen neben einer Orientierung an beispielhaften Verben der äußeren Sichtbarkeit, die ggf. fachspezifisch angepast werden müssen, und die in der hochschuldidaktischen Literatur zu findende „Was-Womit-Wozu-Struktur“, die von Prof. Dr. Dr. Oliver Reis entwickelt wurde. In einer Handreichung haben die Kolleg:innen der TH Köln 2016 diese Übersicht erstellt:

WAS: Was genau können die Studierenden am Ende der Lehrveranstaltung tun?
Sie als Lehrende beschreiben mit
dem WAS die Kompetenz, die in der Prüfung geprüft werden soll Das bedeutet, dass das WAS auf einer Taxonomiestufe formuliert wird, und zwar auf der höchsten Stufe, die Sie für realistisch erreichbar halten.
Das WAS beschreibt
nicht den Lernweg hin zu dieser Kompetenz! (…)


WOMIT: Welche „Werkzeuge“, die zur Ausübung der Kompetenzen benötigt werden, nutzen die Studierenden?
Im
WOMIT finden sich die Formeln, Modelle, Pläne, Begriffe etc , die im Laufe der Veranstaltung kennengelernt, deren Nutzung geübt wird und deren Ineinandergreifen für ein kompetentes Handeln erforderlich ist.


WOZU: Für welchen Zweck sollen die Kompetenzen erworben werden?
Das WOZU verdeutlicht den Sinnhorizont,
auf den hingearbeitet wird, auch wenn er selbst in der Veranstaltung noch nicht erreicht werden kann. Es beschreibt quasi den nächsten Schritt, den Studierende gehen können, wenn sie das, was sie gelernt haben, sicher beherrschen.

Schauen wir uns das an einem Beispiel an: „Die Studierenden verstehen die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung.“ In dieser Formulierung stecken weder ein WAS (denn „verstehen“ ist eine unpräzise Formulierung, die keine Kompetenz beschreibt) noch ein WOMIT noch ein WOZU.
Wenn die Intention hinter dem Lernziel ist, dass die Studierenden die Grundsätze der ordnungsgemäßen Buchführung anwenden können (Lernzielstufe drei), dann können Sie das WAS z.B. so formulieren: „Die Studierenden können die drei wichtigsten Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung auf Beispiele anwenden.“
Jetzt fehlen Ihnen noch die „Werkzeuge“ und der Grund, warum die Studierenden diese Kompetenz erwerben sollen. Ihr WOMIT könnte z.B. so lauten: „(…) indem sie die in der Lehrveranstaltung besprochenen Richtlinien einsetzen“, ergänzt um Ihr WOZU: „(…) um in der Abschlussarbeit eine Buchführung zu erstellen.“

Hilfreich ist es, eine abstrakt-allgemeine Formulierung zu finden. Statt einer Auflistung von „Die Studierenden können Theorie A erläutern“, „Die Studierenden können Theorie B erläutern“, u.s.w. können Sie festhalten: „Die Studierenden können Theorien des Fachs erläutern.“ Damit schaffen Sie sich für Lehre und Prüfung die Möglichkeit, auf weitere Theorien einzugehen, und es fällt Ihnen leichter, ein Aufgabenschema zu entwickeln.

Link-Tipp

Vier fachspezifische Beispiele für Learnig Outcomes nach der Was-Womit-Wozu-Struktur finden Sie in dieser Handreichung der TH Köln aus 2017. Darin weisen die Autorinnen darauf hin, dass die beispielhaften Verben stets mit einem fachspezifischen Blick kritisch betrachtet werden müssen, da z.B. das Wort „synthetisieren“ in der Chemie eine andere Bedeutung hat als in einem geisteswissenschaftlichen Fach.