Studierende über Kriterien informieren
Mindestens vier Gründe sprechen dafür, Studierende möglichst präzise über Beurteilungskriterien zu informieren: Erstens können sie erst während des Studiums lernen, was in Prüfungen von ihnen erwartet wird. Zweitens haben Lehrende – wie oben gezeigt – unterschiedliche Anforderungen. Drittens ist es eine beruflich relevante Kompetenz, z.B. beim Schreiben unterschiedliche Vorgaben berücksichtigen zu können und viertens erleichtert Ihnen die Offenlegung von Kriterien die Betreuung und die Beurteilung, so dass Sie dadurch Zeit einsparen.
Um Kriterien offenzulegen, können Sie vielfältige und unterschiedliche Settings und Materialien nutzen: Von Sprechstundengesprächen und Seminarsitzungen über Leitfäden, ‚Fahrpläne‘ und Style Sheets bis hin zu Handouts und Kriterienkatalogen (s.u.). Wenn Sie das Ziel verfolgen, den Betreuungsaufwand zu reduzieren, können Sie Studierende schriftlich über Ihre Kriterien informieren. Weil aber ja unter einem Kriterium wie „der Text ist verständlich“ verschiedene Lehrende Unterschiedliches verstehen, ist es wichtig, dass Sie die Kriterien nicht nur benennen, sondern möglichst anhand von Beispielen illustrieren, was genau Sie damit erfassen und wie Sie es auf eine Prüfungsleistung anwenden. Solche Beispiele können Sie auch im Rahmen einer Seminarsitzung oder im Kolloquium gemeinsam mit den Studierenden diskutieren. Bestimmt freuen Sie sich, wenn Prüfungen gut verlaufen – warum also nicht Studierende auch einmal explizit darüber informieren, was sie für eine sehr gute Note tun können?
Beispiel aus einem Betreuungsleitfaden für eine mündliche Prüfung:
- Ihr Ziel für die Prüfung sollte sein, mir zu beweisen, dass Sie das Thema beherrschen. Deshalb dürfen Sie mich unterbrechen, wenn ich etwas sage, das Sie selber wissen!
- Nutzen Sie die knappe Zeit in der Prüfung geschickt: Bilden Sie beim Lernen eine Wissenshierarchie! Würden Sie sich z.B. über Goethe prüfen lassen, sollten Sie also nicht seinen Lebenslauf darstellen (ich möchte nicht prüfen, wie gut Sie auswendig lernen), sondern lieber kontroverses Detailwissen einbringen, das nicht in jedem Buch steht.
Wir empfehlen Ihnen, auch Ihre Beurteilungskriterien als Teil eines solchen informativen Betreuungsleitfadens offenzulegen, mit dem Sie Prüflinge zudem darüber informieren können, wie Sie die Betreuung gestalten, also wann und wie Sie bereit sind zu unterstützen, was Sie als Eigenleistung erwarten, wie viel Zeit Sie für die Betreuung zur Verfügung stellen, ob die Möglichkeit für Zwischenrückmeldungen besteht etc.