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Notenbegründung und lernförderliche Rückmeldung

Damit Studierende aus einer Prüfung lernen können, sind sie auf Ihre Rückmeldungen angewiesen!

Aus der am häufigsten gewählten Rückmeldeform bei schriftlichen Arbeiten, nämlich der Nutzung von Korrekturzeichen, lernen Studierende in der Regel nicht (Lee 2007). Dies gilt auch für den kurzen Kommentar oder das Notengutachten. Sie haben eher die Funktion die Note zu legitimieren, auch um Rechtssicherheit herzustellen. Korrekturen, Kommentare und Notengutachten folgen damit anderen Regeln als eine lernförderliche Rückmeldung, weil mit ihnen das Ziel verfolgt wird, möglichst alle benotungsrelevanten (Stärken und) Schwächen sachlich zu beschreiben. Formulierungen, die Sie hier wählen, müssen wegen der Rechtssicherheit beispielsweise immer eine Entsprechung zur gewählten Note haben. Nützliche Formulierungshilfen dafür finden Sie bei den Hinweisen zur Notenbegründung der Kultusministerinnenkonferenz für den schulischen Bereich. Jeder Note werden hier einzelne Formulierungen zugeordnet, die den Grad der Erfüllung eines Kriteriums beschreiben.

Damit Studierende aus der Prüfung selbst besser lernen können, sollten daher Korrektur, Kommentar und Gutachten um eine lernförderliche Rückmeldung ergänzt werden. Dafür sind folgende Prinzipien wichtig:

  • Sprechen Sie nur das das Wichtigste an:
    Rückmeldungen können sich auf Higher und Later Order Concerns beziehen. Zu Higher Order Concerns in wissenschaftlichen Texten zählt beispielsweise, ob eine Fragestellung entwickelt und konsequent verfolgt wird, ob der Text sachlich korrekt und für die Adressaten verständlich ist, ob die Relevanz des Themas deutlich wird etc. Later Order Concerns hingegen betreffen Syntax, Wortwahl, sprachliche oder formale Korrektheit. Bei einer lernförderlichen Rückmeldung sollten Sie sich auf die Beobachtungen im Bereich der Higher Order Concerns beschränken, die aus Ihrer Sicht am wichtigsten für die Qualität des Textes sind. Mehr als drei oder vier sollten es nicht sein, damit Studierende einen Fokus für ihre Gestaltung des weiteren Lernprozesses haben.
  • Benennen Sie Stärken des Texts:
    Positive Rückmeldung ist nicht nur motivierender und kann leichter akzeptiert werden als defizitorientierte (vgl. z.B. Ilgen et al. 1979), sondern führt auch infolge zu besseren Texten. Durch rein defizitorientiertes Feedback hingegen büßen die Texte nach einer Überarbeitung an Qualität ein (Hillocks 1986). Nehmen Sie sich daher Zeit dafür, die Stärken eines Textes zu identifizieren und sprechen Sie auch hier diejenigen an, die am wichtigsten für die Qualität des Textes sind.
  • Begründen Sie Ihre Rückmeldung:
    Eine Rückmeldung basiert auf Vorstellungen davon, welchen Konventionen und Darstellungsmustern ein Text entsprechen sollte. Weil Studierende Konventionen kennen und anwenden lernen müssen, ist es besonders wichtig, dass Sie Ihre Rückmeldungen auf solche Prinzipien beziehen (z.B. mit Formulierungen wie „Weil es in wissenschaftlichen Texten üblich ist…“; „Weil mir bei wissenschaftlichen Texten wichtig ist…“) (vgl. Limburg 2016: S. 149–150).