Methoden für die Lehre

In diesem Teil des Beitrags geht es um Methoden, in denen Sie sich die Idee der Reduktion von Inhalten zunutze machen können, um Studierenden aktives Lernen zu ermöglichen. Grundsätzlich sollten Sie sich überlegen, ob Sie deduktiv oder induktiv vorgehen möchten. Wenn Sie deduktiv vorgehen möchten, starten Sie mit einem Überblick (z.B. Ihrer Fachlandkarte) und führen nach einem theoretischen Input an ein konkretes Beispiel heran. Oder Sie wählen für das induktive Vorgehen ein Beispiel heraus und zeigen daran typische Merkmale auf, um im letzten Schritt den Überblick zu geben. Wüest (2015, 108 f.) weist darauf hin, dass das induktive Vorgehen Gemeinsamkeiten mit der didaktischen Reduktion hat, denn das im Pol der Gründlichkeit enthaltene fachliche Denken und fachtypische Lernen wird so von vornherein trainiert. Zudem wirke es auf die Lernenden häufig motivierender, weil es „zum eigenständigen Denken anregt“. Gleichzeitig ist der Vorbereitungsaufwand oftmals höher, weil die Reduktion schon im Vorhinein passieren muss, und das, wie bereits erwähnt, auch für Sie als Lehrende:r eine anspruchsvolle Tätigkeit ist. Welche Variante Sie wählen, ist Ihnen überlassen: Sie können sich überlegen, was Ihnen mehr Freude bereitet, was für Ihre Studierenden mehr Sinn macht und/oder welches Vorgehen besser zu Ihrem Thema passt.

Im Folgenden finden Sie einige exemplarische Methoden für Ihre Lehrveranstaltungen, in denen zum Teil die Studierenden aktiv eine Stoff- und Komplexitätsreduktion vornehmen. Mit einem Klick auf den Namen öffnet sich der jeweilige Reiter.

Erwartungsabfrage

Warum: Integration und Wertschätzung der Erwartungen
Wann: vor der Stoffvermittlung
Wie: Die Teilnehmenden gestalten gemeinsam eine Wandzeitung zu ihren Erwartungen, Wünschen, Befürchtungen zum Thema. Dabei fokussieren sie besonders auf die Ankerbegriffe, die Sie zuvor in der Fachlandkarte präsentiert haben. Im Anschluss leiten Sie entsprechend der Ergebnisse – gemeinsam mit den Teilnehmenden – die Themen der Veranstaltung ab.
(nach Ritter-Mamczek 2011, 66)

Expert:innen-Gespräch

Warum: Umgang mit unterschiedlichem Interesse oder Wissensständen
Wann: Phase der Stoffvermittlung
Wie: Die Teilnehmenden bereiten sich in verschiedenen Teams als Expert:innen eines Themas vor. In der anschließenden Diskussion vertreten sie ihr Thema und bringen es in die Diskussion ein. Dabei können kontroverse Themen genauso diskutiert werden wie verschiedene wissenschaftliche Perspektiven eines Fachthemas. Wenn Ihre Lernenden-gruppe zu groß ist für ein gemeinsames Expert:innen-Gespräch im Plenum, können Sie auf das Gruppenpuzzle zurückgreifen.
(nach Ritter-Mamczek 2011, 66)

Gruppenpuzzle

Warum: Stoffvermittlung und Wiederholung
Wann: Phase der Stoffvermittlung, Beginn oder Abschluss einer Sitzung
Wie: Sie teilen die Teilnehmenden in Kleingruppen ein, die je ein Unterthema oder einen Aspekt des Themas bearbeiten (Gruppe A, Gruppe B., Gruppe C, etc.). Nach einer vorgegebenen Zeit bilden die Lernenden neue Gruppen, in denen je eine Person aus Gruppe A, aus Gruppe B, aus Gruppe C, etc. zusammenkommen. Die Expert:innen aus der ersten Phase vermitteln den anderen „ihren“ Teil des Themas. Es ist eine Weiterentwicklung des Expert:innen-Gesprächs und eignet sich vor allem bei größeren Gruppen.

Fallbearbeitung

Warum: Umgang mit unterschiedlichen Interessen, Wissensständen oder Praxisbezügen
Wann: Phase der Stoffvermittlung
Wie: Die Teilnehmenden arbeiten in Teams an unterschiedlichen (Praxis-)Fällen und lösen diese mit entsprechenden Leitfragen bzw. Aufgaben. Danach präsentieren sie diese im Plenum, in einer Diskussion oder in größeren Gruppen.
(nach Ritter-Mamczek 2011, 67)

Bequem, mutig, waghalsig

Warum: Umgang mit unterschiedlichen Wissensständen
Wann: Phase der Stoffvermittlung
Wie: Sie bereiten drei Übungsaufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen vor: Eine Aufgabe für Bequeme, eine Aufgabe für Mutige, eine Aufgabe für Waghalsige. Die Teilnehmenden wählen aus, welche Aufgabe sie bearbeiten möchten. Wenn sie ihre Aufgabe gelöst haben, können sie ihre Lösung mit der Musterlösung vergleichen und/oder Sie besprechen die Antworten im Plenum.
(nach Groß 2017, 25 ff.)

Lernspaziergang

Warum: Umgang mit unterschiedlichen Interessen oder Wissensständen
Wann: Phase der Stoffvermittlung
Wie: Die Teilnehmenden suchen sich „gegensätzliche“ Lernpartner:innen (Teilnehmende, die in einem anderen Thema kompetent sind). Mit diesen machen sie einen Lernspaziergang zu einer zuvor konkret formulierten Aufgabe oder Reflexionsfrage.
(nach Ritter-Mamczek 2011, 69)

Schema X

Warum: Visualisierung von Zusammenhängen
Wann: Phase der Stoffvermittlung
Wie: Vor Beginn der Stoffvermittlung zeigen Sie den Teilnehmenden eine Vorlage für ein Schema, eine Struktur (z.B. leere Tabelle, nicht beschriftetes Modell). Die Lernenden malen dieses auf Papier und füllen es im Laufe der Sitzung mit den Inhalten, die Sie vorstellen und die für die Studierenden besonders wichtig sind.
(nach Groß 2021, Karte D4)

Fragenkatalog

Warum: Stoffvermittlung und Wiederholung
Wann: Phase der Stoffvermittlung, Beginn oder Abschluss einer Sitzung
Wie: Die Studierenden formulieren selbst Prüfungsfragen /-aufgaben und dazugehörige Antworten zu den zentralen Punkten des Themas. Diese können ggf. in ein Quiz aufgenommen werden. Auch wenn sich nicht jede Frage für eine reale Prüfung eignet, fördert die Auseinandersetzung mit dem Stoff das Lernen.

Quiz

Warum: Stoffvermittlung und Wiederholung
Wann: Phase der Stoffvermittlung, Beginn oder Abschluss einer Sitzung
Wie: Sie bereiten Fachfragen vor, die die Studierenden beantworten müssen. In der Präsenz-Lehre eignen sich Voting-Tools, online ist es auch per Moodle-Quiz möglich. Ob Sie sachlich vorgehen oder eine „Spielshow“ daraus machen, ist Ihnen überlassen. Die Reaktionszeiten und Antworten der Lernenden helfen Ihnen einzuschätzen, ob die Teilnehmenden den Stoff beherrschen.

Merksätze

Warum: Stoffvermittlung und Wiederholung
Wann: Phase der Stoffvermittlung, Beginn oder Abschluss einer Sitzung
Wie: Die Teilnehmenden sollen die wichtigsten Erkenntnisse in (ggf. im Umfang von Ihnen vorgegebenen) Sätzen festhalten. Hier ist es sinnvoll, einen Substanzcheck gemeinsam durchzuführen: Erweitert der formulierte Merksatz tatsächlich den Wissensstand der Lernenden?
(nach Wüest 2015, 124)

Schnelle Modelle

Warum: Stoffvermittlung und Wiederholung
Wann: Phase der Stoffvermittlung, Beginn oder Abschluss einer Sitzung
Wie: Die Teilnehmenden skizzieren in drei bis zehn Minuten, je nach Umfang des Stoffs, die Inhalte und Zusammenhänge des Themas. Als Lehrperson leiten Sie sie dabei an, indem Sie darauf verweisen, dass die Kernpunkte und nicht die Details enthalten sein sollen, und einfache Elemente wie Pfeile und Symbole nutzen können. Sie entscheiden, ob Sie daraus einen Austausch in der Gruppe machen und ob die Ergebnisse Ihnen (digital) zur Verfügung gestellt werden sollen.
(nach Groß 2021, Karte D12)

One-Minute-Paper

Warum: Stoffvermittlung und Wiederholung
Wann: Phase der Stoffvermittlung, Beginn oder Abschluss einer Sitzung
Wie: Sie geben den Teilnehmenden eine Minute Zeit, maximal zwei Fragen zu beantworten. Mögliche Fragen lauten „Was ist meine Take-Home-Message von heute?“ und „Was muss ich noch vertiefen, oder welche Frage ist mir offen geblieben?“
(Wüest 2015, 125)