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Methoden für die Vorbereitung

Kennen Sie den „Elevator Pitch“? Stellen Sie sich vor, Sie hätten drei Minuten Zeit, um bei einer Fahrt in einem Aufzug den anderen Anwesenden Ihr Thema zu präsentieren. Welche Aspekte würden Sie nennen, welche Zusammenhänge würden Sie aufzeigen, welche Kernbotschaften hätten Sie? Auch daran können Sie sich orientieren.

Damit Sie sich nicht in der Stoffvielfalt verzetteln, bietet sich die Methodik der „magischen drei“ an. Sie strukturieren Ihre Informationen in Dreier-Gliederungen. Strukturen und Schemata helfen grundsätzlich, Informationen zu gliedern, zu selektieren, und zu lernen. Wüest (2015, 100 ff.) empfiehlt das Dreier-Muster vor allem für Präsentationen und als rhetorisches Mittel: Auf ein Hauptthema folgen drei Unterpunkte, die (maximal) je drei Unterpunkte haben.

Eine Möglichkeit, schon im Veranstaltungs-Skript eine Reduktion vorzunehmen, sind die Lernpfade (Lehner 2016, 42). Farblich gekennzeichnet bieten Sie Inhalte mit unterschiedlicher Relevanz: „Folgen die Studierenden etwa dem „Track 1“, beschäftigen sie sich nur mit den gelb unterlegten Inhalten. Auf diese Weise erhalten sie alle Informationen, die zum Verständnis der wesentlichen Aspekte eines Themas notwendig sind. Beim „Track 2“ lesen die Studierenden zusätzlich die grau unterlegten Flächen, auf denen ausführlichere Erklärungen oder etwa Herleitungen der Kernpunkte und Thesen geliefert werden.“ Empfehlenswert ist es, die Tracks mit ungefähren Zeitangaben zu versehen.

In der folgen Tabelle finden Sie zwölf konkrete Reduktionsschritte (nach Ritter-Mamczek 2011, 41 ff.), aufgeteilt in fünf Phasen, die in der Vorbereitung der Lehrveranstaltung helfen.

Reduktionsschritte

Mögliche Fragen, die weiterhelfen

Schaffen Sie die Grundlagen!

1.       Zielgruppe analysieren und Ausgangslage der Teilnehmenden klären

Wer sind Ihre Teilnehmenden? Welche individuellen Voraussetzungen haben sie?

2.       Ausgangslage der Lehrperson reflektieren, d.h. die eigene fachliche Kompetenz überprüfen

Welche Vorerfahrungen haben Sie zum Thema? Welche Lehrerfahrungen haben Sie?

3.       Lehr-Lernziele, Zeit und Intentionen planen und ggf. festlegen

Welche (curricularen) Vorgaben gibt es? Wie ist der Zeitrahmen? Wie ist das Zeitbudget je Thema/ Inhalt? Was ist inhaltlich das definierte Lernziel? Was wollen Sie als Lehrende:r erreichen?

Orientieren Sie sich und stellen Sie Zusammenhänge her!

4.       Im Zusammenhang orientieren, Begriffe und die eigene Lehr-Perspektive klären

Was heißt „Thema X“ für Sie und für andere? Was ist Ihre besondere Perspektive auf das Thema? Wer sind die beteiligten Disziplinen? Wie lautet die grobe Gliederung des Themas und der Nachbarthemen, ggf. von Parallelveranstaltungen?

5.       Das Thema abgrenzen und ausdünnen

Was gehört alles nicht zum Thema? Was bildet den Rahmen des Themas? Was lässt sich ausdünnen? Wie grenzen Sie Ihr Thema von Parallelveranstaltungen ab?

Reduzieren und strukturieren Sie Ihr Thema (= quantitative Reduktion)!

6.       Brainstorming machen und auf Ankerbegriffe reduzieren

Was fällt Ihnen zum Thema ein? Was gibt es für Inhalte und Themen aus bereits vorhandenen Veranstaltungen, aus der Fachliteratur? Was ist Ihnen alles wichtig beim Thema? Wie könnte eine Mindmap Ihres Themas aussehen?

7.       Inhalte bündeln und auf Ankerbegriffe reduzieren

Welche Inhalte lassen sich unter eine Überschrift fassen? Was sind Ihre Ankerbegriffe? Was sind eher Unterpunkte?

8.       Zusammenhänge herstellen, das Thema strukturieren und die Fachlandkarte entwickeln

Wie stehen die Ankerbegriffe in Beziehung zueinander? Steht etwas im Zentrum? Gibt es eine „Hauptachse“? Ist etwas auf einer Ebene? Gibt es eine sachlogische Reihenfolge der Themen oder hängt alles mit allem zusammen?

9.       Fachlandkarte visualisieren

Wie lassen sich die Ankerbegriffe auf einer Fachlandkarte, in einem Bild oder einem Diagramm visualisieren? Welche Symbole, Bilder, Grafiken passen zu Ihren Inhalten? Welche Überschrift geben Sie Ihrer Fachlandkarte?

Schaffen Sie Detailtiefe und bündeln Sie!

10.   Inseln bilden und Detailtiefe festlegen

Was sind die Unterpunkte zu Ihren Ankerbegriffen? Wie lässt sich das Thema – entlang der Ankerbegriffe – feingliedern?

11.   Untergeordnete Fachlandkarten entwickeln

Welche Bilder, Grafiken, Fachlandkarten passen zu Ihren untergeordneten Inhalten? Wie lassen sich die Ideen Ihrer Fachlandkarte als roter Faden in die Detailkarten integrieren?

Konstruieren Sie einen Prototypen (= qualitative Reduktion)!

12.   Prototypen entwickeln

Welcher konkrete Fall, welches Beispiel repräsentiert alle Zusammenhänge und Ankerbegriffe? Welcher Prototyp kann für Ihr Thema und Ihre Gesamtaussage exemplarisch stehen?

Tabelle 1: Reduktionsschritte und hilfreiche Fragen (nach Ritter-Mamczek 2011)


Wenn Sie Ihre Ankerbegriffe gefunden haben, können Sie sie einem Substanzcheck unterziehen: Welche Begriffe sind die wichtigsten? Welche Begriffe sind überflüssig, doppelt, oder unnötig? (Wüest 2015, 83)