Siebe der Reduktion
Wie werden Sie der 3-Z-Formel gerecht? Ein anschauliches Bild für die erste Reduktion von Lehrstoff bietet Lehner (2006, 59 ff.) als Möglichkeit an: die Siebe der Reduktion. Sie stellen sich vor, Sie hätten unterschiedlich grobe Siebe. Beim ersten fallen alle kleineren Teile durch, beim zweiten Sieb bleiben weitere Teile oberhalb der Maschen, beim dritten Sieb sind auch kleinere Teile noch da. Wie fein soll Ihr Gitter sein? Das entscheidet sich durch die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit. Nehmen wir an, Sie hätten 15 Minuten Zeit zur Inhaltsvermittlung: Dann ist Ihr Sieb sehr grob. Haben Sie zwei Tage Zeit, ist Ihr Sieb fein, „es bleiben auch ausgewählte Details zurück“ (Lehner 2016, 41).

Abbildung 6: Siebe der Reduktion (nach Lehner 2006).
Wenn Sie Ihren Stoff gesiebt haben, folgt der Substanzcheck: Sie prüfen, ob die ausgewählten Inhalte zur Zielgruppe und zum Ziel passen. Die Zeit haben Sie ja bereits festgelegt. Erweitern die ausgewählten Inhalte das Wissen der Zielgruppe und erfüllen das formulierte Ziel? „In der Regel ist dies dann der Fall, wenn das ‚Siebgut‘ überwiegend aus konkreten Aussagesätzen besteht“, so Lehner (2016, 42). Für unser Beispiel der Lehre über die Entscheidungsprozesse in der Europäischen Union bedeutet das: Das substanzielle Siebgut beinhaltet Aussagen wie „Die EU-Kommission hat das alleinige Initiativrecht und das Parlament entscheidet letztlich mit über Richtlinien und Verordnungen“, denn mit reinen Schlagworten wie „Exekutive“ würden Sie das Wissen der Zielgruppe nicht erweitern.