Feedforward-Feedwithin-Feedback
Feedback ist eines der wirksamsten Instrumente zur Unterstützung der Studierenden, gleichwohl hat es mit Blick auf einen Lern- oder Arbeitsprozess, z.B. ein Semester mit Abschlussprüfung, einen gravierenden Nachteil: Wie es der Begriffe „Feedback“ schon ausdrückt, erfolgt die Rückmeldung erst am Ende eines Prozesses mit Fokus auf das schon vorliegende Ergebnis (z.B. eine Seminararbeit). Der Blickwinkel richtet sich hierbei also zurück auf eine erbrachte (Prüfungs-)Leistung. So wertvoll das sein kann, so ist der aktuelle Lernprozess doch an dieser Stelle schon vorbei und die Inhalte des Feedbacks können erst für einen nächsten Prozess oder eine nachfolgende Prüfung genutzt werden.
Um den gesamten Lernprozess nutzen zu können (also z.B. ein gesamtes Semester), bietet es sich an, vorab zu kommunizieren, anhand welcher Kriterien und Ziele am Ende ein Feedback erfolgen wird. Dies kann als Feedforward verstanden werden, also dem Blick voraus auf einen noch zu absolvierenden (Lern- oder Prüfungs-)Weg. Im universitären Prüfungskontext meint dies, den Studierenden schon zu Beginn eines Semesters oder Prüfungsabschnitts die Bewertungskriterien für eine Beurteilung offen zu legen (z.B. anhand einer Beobachtungs- und Bewertungsschablone). Die Studierenden können dann ihr Handeln zielorientiert an den Kriterien ausrichten. Wie die empirische Forschung zeigt, ist diese Kombination von Zielformulierung (Feedworward) und Rückmeldung zur Zielerreichung (Feedback) ein sehr wirksames Vorgehen, um Lernprozesse zu unterstützen (Locke & Latham 1990).
Zur optimalen Begleitung eines Lernprozesses ist es zudem hilfreich, den Studierenden auf dem Lernweg Zwischenrückmeldungen zu geben. Dieses Feedwithin ermöglicht Nachjustierungen auf dem Weg hin zu einem Arbeitsergebnis oder einer Prüfung, z.B. indem Ausschnitte einer Seminararbeit und der aktuelle Stand der Zielerreichung gemeinsam besprochen werden (Hattie & Timberley 2007).
Arbeits- oder Lernprozess (z.B. Semesterverlauf) |
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Feedforward |
Feedwithin |
Feedback |
Information über Standards, Ziele, Kriterien etc. BEVOR ein (Lern)Prozess beginnt |
ProzessBEGLEITENDE Information zur Zielerreichung, |
Rückmeldung zur Erreichung von Standards, Zielen etc. am ENDE eines Prozesses bzw. DANACH, vgl. summatives Assessment |
z.B. Präsentation von Standards für Seminararbeiten zu Beginn des Semesters |
z.B. Rückmeldung zu einem Ausschnitt einer Seminararbeit |
z.B. Rückmeldung zur vollständig erstellten Seminararbeit |
Teilen Sie Ihren Studierenden schon zu Beginn eines Semesters oder Arbeits-/Lernprozesses die Kriterien mit, anhand derer am Ende eine Beurteilung und somit auch ein Feedback erfolgt, z.B. indem sie Beurteilungs- und Bewertungsschablonen transparent machen. Implementieren Sie im Semesterverlauf kleine Übungsprüfungen, um die Studierenden mit dem Prüfungssetting, Frageformen, Ihrem Erwartungshorizont etc. vertraut zu machen (Black & Wiliam 2009). Dies ist umso wichtiger, wenn für die Studierenden ungewohnte Prüfungsformen eingesetzt werden (z.B. auch E-Klausuren). Die in den Lernprozess integrierten Übungsprüfungen ermöglichen es Ihnen, den Studierenden (Zwischen)Rückmeldungen zum aktuellen Lernstand und Hinweise auf relevante Entwicklungsfelder zu geben, z.B. zum Argumentationsaufbau einer Seminararbeit oder der Strukturierung eines Kurzreferats. Beziehen Sie sich bei dieser Zwischenrückmeldung eng auf die eingangs bekanntgegebenen Bewertungskriterien und teilen Sie den Studierenden mit, inwieweit definierte Ziele/ Standards erreicht wurden. Gleichzeitig erhalten Sie als Dozierende durch die Übungsprüfungen eine Rückmeldung zur eigenen Lehre.