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Inhaltliche Ausrichtung von Feedback

Auf abstrakter Ebene können sich die Inhalte einer Feedbackbotschaft auf die folgenden vier Ebenen beziehen (vgl. Hattie & Timperley 2007; Kluger & DeNisi 1996):

Feedbackebene

Beispiel

Bei wem & wann anwenden

Aufgabe

„Die erste Definition ist richtig wieder gegeben.“

Novizen, geringer Wissensstand

Prozess

„Die jeweils ersten Absätze der beiden Definitionen sind korrekt beschrieben. Schauen Sie sich die weiteren Inhaltspunkte noch einmal genau an.“

?

Selbstregulation

„Was könnte Ihnen dabei helfen, die beiden Definitionen noch genauer voneinander abzugrenzen?“

Expert_innen, hoher Wissensstand

Persönlichkeit

„Gut gemacht.“; „Sie sind ein*e gute*r Student.*in“ „Das ist eine sehr intelligente Antwort.“

— möglichst vermeiden —

Feedback auf der Aufgaben-, Prozess- und Selbstregulationsebene kann per se positive Wirkungen zeigen, wobei die Ebene auf den Wissens- und Kompetenzstand der Studierenden angepasst werden sollte: Feedback auf der Aufgabenebene, also Informationen darüber, inwieweit eine Aufgabe korrekt oder inkorrekt bearbeitet wurde, eignet sich vor allem bei Noviz*innen bzw. Studierenden mit geringem Wissen. Dieses Feedback ist meist sehr inhaltsspezifisch und deswegen nur bedingt verallgemeinerbar, aber sehr unterstützend bei einfachen Aufgabenstellungen und beim Aufbau von Wissensgrundlagen. Feedback auf der Prozessebene bezieht sich auf Schritte der Aufgabenbearbeitung und nötige bzw. angewendete Lösungsstrategien. Die Ebene der Selbstregulation bezieht sich auf Mechanismen der Selbstbeobachtung und -steuerung, die dazu dienen ein Ziel (besser) zu erreichen. Aspekte der Selbstregulation sind unabhängig von einer konkreten Aufgabenstellung und eignen sich bei einem hohen Wissensstand/ Leistungsniveau zum Aufbau allgemeiner Strategien und Heuristiken. Alle drei Feedbackebenen erlauben den Studierenden eine Reduktion einer IST-SOLL-Diskrepanz und können somit Leistungssteigerungen bewirken.

Demgegenüber beinhaltet Feedback, das sich auf die Persönlichkeit eines Gegenübers bezieht, keine inhaltliche Informationen zur Auflösung einer IST-SOLL-Diskrepanz und kann somit nicht bzw. nur sehr begrenzt zu einer Leistungsverbesserung beitragen. Da diese Form des Feedbacks die Aufmerksamkeit der Studierenden weg von der Aufgabe oder den Bearbeitungsprozessen lenkt, ist vielmehr eher mit negativen Folgen zu rechnen: Bei positivem Feedback, weil sich eine Zufriedenheit einstellt, bei negativem Feedback, weil Mechanismen der Selbst-Verteidigung aktiviert werden, z.B. durch Abwertung des Feedbackgebenden („Der hat ja keine Ahnung.“), der Feedbackbotschaft („Das kann nicht sein, das stimmt nicht.“) oder der Beziehung zueinander („Die mag mich nicht.“).

Handlungsempfehlungen:

Auch wenn es einfach und verlockend erscheint: Ein allgemeines „Gut gemacht“ ist zwar gut gemeint, aber aus der Perspektive von Feedback und Leistungsförderung nicht gut gemacht! Feedbackbotschaften ohne expliziten Inhaltsbezug werden von den Empfangenden – eben weil kein Inhaltsanker in der Nachricht steckt – auf die eigene Person bzw. Persönlichkeit bezogen und entfalten somit eher negative Wirkungen. Formulieren Sie Ihre Feedbackbotschaften deswegen immer mit einem inhaltlichen Bezugspunkt – sei es auf der konkreten Aufgabenebene, auf der Ebene von Arbeitsschritten, die zur Lösung führen, oder der Ebene von Selbstregulationsprozessen.

Warum das bekannte Feedback-Sandwich zwar gut gemeint ist, aber oft nichts bewirkt

In der Beratungsliteratur zum Thema Feedback findet sich fast immer der Vorschlag, Feedback in Form eines „Sandwichs“ zu formulieren: Ein negativer Feedbackinhalt soll demnach von zwei positiven Feedbackinhalten eingerahmt werden. Das Problem dabei: Oft fällt es den Feedbackgebenden schwer, die drei nötigen Inhaltspunkte für das „Sandwich“ zu finden. In Ermangelung konkreter Inhalte wird dann bei den positiven Feedbackinhalten auf Allgemeinplätze ausgewichen, z.B. „Insgesamt muss ich sagen, Sie haben das gut gemacht.“ oder „(Trotz allem) Weiter so.“. Für die Studierenden ergeben sich bei der Rezeption des gesamten Feedbacksandwichs aus solch einer Formulierung einige Herausforderungen: Das inhaltsfreie erste positive Feedback führt zu einer allgemeinen Grundzufriedenheit, das laut Sandwich-Plan vorgesehene nachfolgende negative Feedback erfährt dadurch nicht mehr die nötige Beachtung. Auch kann eine inhaltsfreie dritte positive Feedbackbotschaft die kritischen vorherigen Inhalte komplett unterhöhlen und entwerten, sensu: „Warum soll ich mich denn mit dem kritischen Feedback beschäftigen, wenn ich es doch insgesamt gut gemacht habe?“ (Ciobanu &Strijbos 2016).
Unabhängig von diesen spezifischen Herausforderungen ist die Feedback-Sandwich-Methode mittlerweile sehr bekannt und die Feedbackempfänger*innen antizipieren die bekannte positiv-negativ-positiv-Abfolge. Hierdurch werden die einzelnen Feedbackinhalte als schablonenhaft entwertet und verlieren ihren jeweiligen entwicklungsförderlichen Charakter.