Zeitpunkt von Feedback

Frühe lerntheoretische Ansätze gingen davon aus, dass Rückmeldungen unmittelbar auf ein Verhalten folgen müssen, um Lern- und Entwicklungsprozesse unterstützen zu können (vgl. exemplarisch für behavioristische Studien: Skinner 1938, 1974). Spätere sozial-kognitivistische Forschungen zeigten jedoch, dass verzögerte Feedbackübermittlungen hilfreicher sein können. Begründen lässt sich dies mit dem delay retention effekt: Demnach verharren Menschen nach einer Aktivität (z.B. Prüfung) zunächst kognitiv und emotional noch im Zustand der Handlungsaktivität (z.B. sind sie noch aufgeregt). Erfolgt dann unmittelbar ein Feedback, kann dieses unter Umständen nicht konstruktiv verarbeitet werden, da die Inhalte der „äußeren Feedbackbotschaft“ in Konflikt mit der noch vorhandenen „internen Restaktivität“ treten. Auch ist durch ein verzögertes Feedback ein zweiter, unabhängiger Lernmoment möglich, wodurch Wissen gefestigt und Verhalten modifiziert werden kann (vgl. Kulig & Kulig 1988, Kulhavy & Anderson 1972).

Handlungsempfehlungen:

Ein Feedback muss nicht unmittelbar erfolgen, aber von den Empfangenden immer auf ein Verhalten, z.B. eine Prüfungssituation bezogen werden können. Im Falle einer „stabil“ vorliegenden Prüfungsleistung, z.B. einer Seminararbeit, kann eine Rückmeldung auch stark zeitversetzt erfolgen. Bei „fluiden“ Prüfungssituationen, z.B. Referaten, sollte die Rückmeldung zeitnah erfolgen. Geben Sie den Feedbackempfängerinnen und -empfängern jedoch die (zeitliche) Möglichkeit, sich emotional von der Prüfungssituation zu distanzieren und zur Ruhe zu kommen (Brookhart 2017). Die Rückmeldung sollte jedoch so frühzeitig erfolgen, dass die Studierenden das Feedback für den weiteren Lernprozess und künftige Prüfungen verwenden können – das heißt konkret, dass das Feedback zeitlich deutlich vor einer nachfolgenden Prüfung erfolgen sollte.